Große Anstrengungen müssen in Zukunft unternommen werden, um die Straßenbäume zu erhalten: Die Lage des Berliner Baumbestandes ist nach den Hitzesommern 2018 und 2019 teilweise bedenklich, denn ein Konglomerat aus Trockenheit, Nährstoffmangel, Schädlingen, Pilzen bzw. Pflanzenkrankheiten setzt den schattenspendenen Sauerstoffproduzenten zu. Zudem muss der Berliner Baumbestand so entwickelt werden, dass er künftige Klimaextreme unbeschadet übersteht. „Die bezirklichen Straßen-und Grünflächenämter müssen finanziell und personell wieder in die Lage versetzt werden, den öffentlichen Baumbestand entsprechend der Erfordernisse fachlich zu pflegen und zu entwickeln. Der Senat kann bei der Pflanzung sowie bei der Pflege und Unterhaltung der Bäume auf öffentlichen Flächen nur unterstützende Maßnahmen ergreifen“, erklärte Umweltstaatssekretär Stefan Tidow in seiner kürzlich bekannt gewordenen Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Daniel Buchholz (SPD).
„Wir schätzen die Klimasituation derzeit so ein, dass unter anderem die extreme Trockenheit und mehrere andere Faktoren dazu beigetragen haben, dass insbesondere die Straßenbäume, aber auch die gesamte andere Vegetation in Neukölln, unter dem Wassermangel leidet“, bekräftige das Bezirksamt Neukölln den Ernst der Situation und fügte hinzu: Bereits Ende 2018 lag die Information aus dem Pflanzenschutzamt vor, dass in Berlin in einer Tiefe von ca. 1,4 Metern kein pflanzenverfügbares Wasser mehr vorhanden war.“
Der Bezirk und der Senat gaben deshalb allein 2019 je 80.000 Euro für die Baumbewässerung in Neukölln aus, konnte der Abgeordnete Georg Kössler (Grüne) einer Tabelle entnehmen, die Umweltstaatssekretär Tidow seiner Antwort auf eine zweite Anfrage zum Thema beigefügt hatte.
„Auch in Neukölln ist sowohl über die Firmenvergabe, als auch durch eigene Mitarbeitende eine für die Bäume und Pflanzen ausreichende Bewässerung beim besten Willen nicht zu realisieren. Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr nicht nur die Berliner Stadtreinigung, das Technisches Hilfswerk und die Feuerwehr, sondern auch bei der Berliner Polizei (Wasserwerfereinsatz) um Hilfestellung nachgefragt und teilweise auch erhalten“, teilte das Bezirksamt Neukölln und schloss an: „Auch Neukölln hat die Bürgerinnen und Bürger deshalb zum Gießen aufgerufen und tut dies unter anderem auch über direkte Bürgeranfragen, über das Quartiersmanagement in den einzelnen Ortsteilen und alle sonst noch denkbaren Kommunikationswege. Das Programm ‚Schön wie wir‘ ist hier nur eines unter vielen.“
In Neukölln gebe es keine öffentlich zugänglichen Wasserhähne oder Hydranten, die den Bürgerinnen und Bürgern für die Bewässerung zur Verfügung gestellt werden könnten, erfuhr Kössler zudem. Im öffentlichen Straßenland des Bezirks gebe es 217 Notpumpen (Schwengelpumpen), deren Funktionstüchtigkeit allerdings nicht überprüft worden sei. Bei Nachpflanzungen sei das Bezirksamt Neukölln insbesondere im Straßenland um Nachhaltigkeit bemüht. Nur dort, wo die Bäume eine Chance hätten, alt zu werden, solle nachgepflanzt werden. „Also nicht im unmittelbaren Bereich von Kreuzungen, Grundstückseinfahrten oder auch großen Straßenverkehrshinweistafeln“, präzisierte das Bezirksamt: „Neben den ca. 150 Bäumen der Stadtbaumkampagne pflanzt der Bezirk ca. alle 1,5 Jahre ungefähr 100 weitere Bäume neu“, hob das Bezirksamt Neukölln hervor.
Für 2020 waren allerdings bereits im Herbst des letzten Jahres ca. 250 Straßenbäume in der aktuellen Fällperiode vorgemerkt. Am 31.12.2018 zählte der Bezirk Neukölln 20.772 Straßenbäume, weniger gab es nur in Friedrichshain-Kreuzberg. 2008 bereicherten noch 20.834 Bäume die Neuköllner Straßen; bis zum Jahr 2013 war ihre Zahl auf 20.093 gesunken.
Um Defizit an Straßenbäumen zu mildern, hat der Berliner Senat im Jahr 2012 die Stadtbaumkampagne „Stadtbäume für Berlin“ mit dem Ziel initiiert, zusätzliche Straßenbäume mit Hilfe von Spenden zu pflanzen. Mit dem Regierungsprogramm 2017 wurde sie vorerst bis 2021 verlängert.
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