„Nein, Geld wollen wir nicht. Wir suchen Ausbildungs- und Praktikumsplätze. Die sind für Geld nicht zu haben.“ So wie Ilknur Gümüs vom Interkulturellen Beratungs- und Begegnungszentrum IBBC e. V. dachten alle Vertreter sozialer Organisationen, die zum „1. Marktplatz Neukölln“ gekommen waren, auch wenn sie nicht unbedingt Praktikumsplätze suchten, sondern um Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit, freiwillige Mitarbeiter oder um Sachmittel für ihre Initiative baten und dafür den erschienenen Unternehmen handfeste Gegenleistungen anboten, wie zum Beispiel Übersetzungsarbeiten, Transportmöglichkeiten oder handgezogene Kerzen.
Auf Einladung des Neuköllner EngagementZentrums (NEZ), des Unternehmensnetzwerkes Neukölln-Südring sowie des Netzwerkes Ehrenamt Neukölln begegneten sich am vergangenen Dienstagnachmittag insgesamt 18 soziale Organisationen und 14 Unternehmen im Colonia Nova in der Thiemannstraße. „Getauscht werden Kompetenzen, Sachwerte und Know-How – von der handwerklichen Leistung bis hin zum Diversity-Workshop sind dem Engagement keine Grenzen gesetzt, nur Geld ist tabu“, erläuterte Projektleiterin Olivia Reber vom NEZ die Spielregeln des Abends.
Anschließend eröffneten Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Moderatorin Simi Will mit einem kräftigen Gongschlag die erste Speed-Dating-Runde. Jeweils nur eine Minute hatten Unternehmen und soziale Organisationen Zeit, um sich gegenseitig vorzustellen. Für Partner, die sich beim Speed-Dating an den Stehtischen im Saal sympathisch fanden, gab es anschließend eine Stunde Zeit , um bei gezielten Gesprächen im Idealfall eine gegenseitige Engagementvereinbarung als Ergebnis abzuschließen. 16 Vereinbarungen waren am Ende des Abends geschlossen und viele Kontakte für mögliche spätere Kooperationen wurden angebahnt.
„Wir sind ein Teil des Sozialraumes und des Lebens in Neukölln. Was kann besser sein als mit gemeinnützigen Organisationen direkt zusammen zu arbeiten?“, begründete Christian Mehner vom Unternehmensnetzwerk Neukölln die Beteiligung der Wirtschaft bei der Veranstaltung. „Es geht wirklich um einen Austausch. Wir haben deshalb darauf geachtet, dass die beteiligten Unternehmen unseres Netzwerkes sich vorher Gedanken machen, was sie anbieten wollen und was sie brauchen“, erläuterte Mehner weiter. Marktveranstalter Nikolaus Fink von diemarktplaner stellte beispielsweise einen Infostand auf seinen Märkten für soziale Organisationen kostenlos zur Verfügung und die zapf umzüge AG bot kostenlose Werbeflächen auf ihren Umzugswagen an. Aber auch Unternehmen, die nicht im Neuköllner Unternehmensnetzwerk organisiert sind, nahmen am 1. Marktplatz Neukölln teil. Die Neuköllner DM-Drogeriemärkte in der Karl-Marx-Straße und in den Arcaden, die bereits mit dem NEZ gut zusammenarbeiten, hatten z. B. einige der begehrten Praktikumsplätze zu vergeben.
„Ich hoffe, dass es eine Folgeveranstaltung gibt und ein zweiter Marktplatz im nächsten Jahr stattfindet“, bilanzierte auch Dietrich Schippel vom Netzwerk Ehrenamt Neukölln die Veranstaltung positiv. Vorbild sind für ihn die Sternenfischer, die in Treptow-Köpenick im kommenden Jahr Wirtschaft und Gemeinnützige zum neunten Mal zusammenbringen werden.
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