Gedenken an die Opfer des Völkermords an den Herero und Nama auf dem ehemaligen Garnisonsfriedhof am Columbiadamm

Heute, zwei Sonntage vor dem ersten Advent, wird in Deutschland zur Erinnerung an die Kriegstoten und die Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen der Volkstrauertag begangen. Auf dem ehemaligen Garnisonsfriedhof am Columbiadamm legten deshalb die Neuköllner Grünen und die Initiative Omas gegen Rechts Berlin gestern Nachmittag zwei Blumengestecke nieder, um des Völkermords an über 70.000 Herero und Nama in den Jahren 1904 bis 1908 zu gedenken.

Die Blumengebinde wurden an der Gedenkplatte niedergelegt, die die Bezirksverordnetenversammlung und das Bezirksamt Neukölln vor einem Jahrzehnt zur Erinnerung an die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft in Namibia 1884 bis 1915 auf dem Friedhof am Columbiadamm in den Erdboden einbringen ließen. Die Platte liegt unmittelbar neben dem sogenannten Afrikastein, der nur den im Kolonialkrieg gefallenen deutschen Soldaten gewidmet ist.

In ihrer Gedenkrede erinnerte die Abgeordnete Dr. Susanna Kahlefeld daran, dass die Deutschen in ihrer Kolonie Deutsch-Südwestafrika den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts verübten. Die Bundesrepublik Deutschland hat bis heute nicht anerkannt, dass es diesen Völkermord gab und bisher keine Reparationen gezahlt. Auch sind längst nicht alle sterblichen Überreste der Häftlinge einstiger deutscher Internierungslager nach Namibia überführt worden, wie es die Vertreter der Herero und Nama seit langem fordern.

Mit dem im Oktober beschlossenen Antrag „Decolonize Neukölln“ sprechen die Neuköllner Grünen sich u. a. dafür aus, dass das kolonialhistorische Gedenkensemble auf dem Garnisonsfriedhof unter Einbeziehung von Vertretern diasporischer Gruppen, Berliner Organisationen mit dekolonialer Ausrichtung sowie von Nachfahren der Ovaherero und Nama, der Opfer des Genozids von 1904 bis 1908, neu gestaltet wird.

=Christian Kölling=

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