Das Bauhaus, das zwischen 1919 und 1933 in Weimar und Dessau ansässig war, veränderte die Kultur der Moderne zwischen den beiden Weltkriegen auf allen Gebieten grundlegend. Mit seinen sachlich und schön gestalteten Arbeiten vereinte es Kunst, Handwerk und Technik in zuvor noch nie dagewesener Art und Weise – vom Film bis zum Theater, von der Bildhauerei bis zur Töpferei. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde das Bauhaus zur Auflösung gezwungen. Seine Protagonisten flohen ins Exil und verbreiteten die Bauhaus-Idee in der Welt. Der Gründer des Bauhauses, der Architekt Walter Gropius, fand Aufnahme in den USA.
In den 1950er Jahren wurde Gropius mit der Planung der Großsiedlung Berlin Britz-Buckow-Rudow beauftragt, die später als Stadtteil Gropiusstadt seinen Namen tragen sollte. Auch wenn die Pläne des Bauhaus-Architekten nicht wie ursprünglich gedacht umgesetzt wurden, sind in der Trabantenstadt Bauten nach Gropius‘ Originalentwürfen zu finden. Zwei ikonographische Bauhaus-Gebäude, die direkt nebeneinander liegen, sind das Gropiushaus und das Ideal-Hochhaus an der Fritz-Erler-Allee. Auch die Walter-Gropius-Schule geht auf Entwürfe des Architekten zurück. „Walter Gropius und der Geist des Bauhauses haben hier eindeutige Spuren hinterlassen“, erklärte deshalb Kulturstadträtin Karin Korte im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt auf einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag. Anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums sucht die Neubausiedlung im Süden Neuköllns ab Sonnabend in einer Jubiläumswoche diese Spuren des Architekten Gropius und geht der Philosophie des Bauhauses nach.
Für das Projekt „Werk Stoff Gropiusstadt“ gestaltete der BRAND – Verein für theatrale Feldforschung e. V. das Programm und untersuchte die heutige Bedeutung des Bauhauses in den folgenden fünf Teilpojekten: einer Ausstellung im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt, einem Performance-Parcours, den Bauhaus-Werkstätten, einer Lichtinstallation sowie der partizipativen Aktion „Europa Zweitausendeinhundert“. Initiator der Jubiläumswoche „100 Jahre Bauhaus“ ist der Regisseur Thorsten Schlenger, der unter anderem das Kunst- und Kultur-Festival 48 Stunden Neukölln mitorganisiert.
Bereits seit Dienstag ist in den Gropius Passagen in einem leerstehenden Geschäft nah am Eingang des U-Bahnhofs Johannisthaler Chaussee eine der temporären Bauhaus-Werkstätten eröffnet worden. Täglich werden von 14 bis 18 Uhr kostenlose Workshops angeboten und grundlegende Informationen über die Bauhaus-Bewegung gegeben. Ab Sonnabend bietet der Jubiläums-Pavillon im Park am Brunnen in der Lipschitzallee weitere Bauhauswerkstätten, die Anwohnern und Interessierten eine direkte Erfahrung mit den gestalterischen Prinzipien des Bauhauses ermöglichen.
Ausstellung: WERK STOFF GROPIUSSTADT im Foyer des Gemeinschaftshauses Gropiusstadt: 31.8. – 30.11., Di – Sa 10 – 21 Uhr, Eröffnung am 31. August um 18 Uhr:
Die zeitgenössischen künstlerischen Positionen von Matthias Beckmann, Ingo Gerken, Kathrin Glanz, Nikolaus Schroth, Ulrich Vogl u. a. versprechen Entdeckungen zu Spuren des Bauhauses in der Gropiusstadt ebenso wie zu Potenzialen und Wirkungskraft der Bauhaus-Ideen und Prinzipien heute. Die Ausstellung entwickelt sich bis zum 30.11.2019 stetig weiter.Vollständiges Programm unter http://www.brandschrift.de / Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen
Filed under: berlin, bezirksgeschichte, neukölln, stadtentwicklung |