„Wir gucken nicht zu, wie vor unseren Augen das Klima und unsere Zukunft an die Wand gefahren werden!“, erklären Schülerinnen und Schüler, Studierende und junge Menschen. Nach dem Vorbild des „Skolstrejk för klimatet“ der schwedischen Schülerin Greta Thunberg treffen sie sich in über 50 deutschen Städten unter dem Motto #FridaysForFuture immer freitags zum Streik.
Die Frage, ob Jugendliche für den Klimaschutz die Schule schwänzen dürfen, wird jetzt in den Medien diskutiert. Der Neuköllner Landesparla-mentarier Georg Kössler (Grüne) positionierte sich via Twitter schon vor dem vorletzten Freitagstermin klar: „Ich hoffe, dass keine Schüler*innen in Berlin von ihren Schulen für die großartige Teilnahme an der FridayForFuture-Demo heute Ärger bekommen. Sonst bitte bei mir melden!“
Am vergangenen Freitagmittag versammelten sich zwischen 5.000 und 10.000 junge Menschen in Berlin auf einer bundesweit angekündigten Demonstration vor dem Haus des Bundesministeriums für Wirtschaft, wo die Kohlekommission über den Kohleausstieg beriet, und zogen durch das Regierungsviertel bis vor das Bundeskanzleramt. „2050 bin ich keine 60“, „Weil man uns die Zukunft klaut“, „There Is No Planet B“, „Kohle in den Wind, nicht in den Ofen“, „Warum lernen ohne Zukunft?“ und „Make Earth Cool Again“ stand auf einigen der zahlreich mitgeführten Transparenten und Tafeln.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) empfing am Mittag in seinem Büro eine kleine Delegation der Schülerinitiative Fridays for Future im Wirtschaftsministerium. Anschließend kam der Minister zur Bühne auf dem Platz vor dem Ministerium, um zu den Jugendlichen zu sprechen. Die schwierigen Verhandlungen zum Kohleausstieg liefen zu diesem Zeitpunkt auf Hochtouren und weil laute „Abschalten, Abschalten!“-Sprechchöre sowie eine Musikkapelle den Wirtschaftsminister nicht zu Wort kommen ließen, begnügte sich Altmaier damit, vor laufenden Fernsehkameras Interviews zu geben. Erst nach einem 21-stündigen Verhandlungsmarathon war die Kohlekommission am Samstagmorgen zu einem Verhandlungsergebnis gekommen: Kohleausstieg bis zum Jahr 2038 sowie 40 Milliarden Euro vom Bund für den Strukturwandel der Kohleregionen, lauteten die wichtigsten Ergebnisse. Der Klimapolitiker Kössler bewertete positiv am “Einstieg in den Kohleausstieg” den Erhalt des Hambacher Forstes sowie die zeitnahe Abschaltung von Kohlekraft-werken. Kritik übte er am Ausstiegsjahr 2038 und schrieb bei Twitter: „Spätestens 2030 muss Schluss sein.“
Die Organisatoren der Fridays for Future zeigten sich enttäuscht. „Die Rechnung geht an uns, an die Menschen die in 20 Jahren mitten im Leben stehen. Denn Kohleenergie in 2038 entspricht weder der Krisenrealität, noch dem Paris-Abkommen, unserer einzigen Zukunftsgarantie“, kommen-tierte Luisa Neubauer. „Das Ergebnis ist kein gesellschaft-licher Konsens, denn wir legen ein Veto ein. Nach wie vor setzen wir auf einen Kohleausstieg bis 2030“, sagte der 15-jährige Schüler Linus Steinmetz. Die nächsten Demonstrationen sind bereits für den kommenden Freitag angekündigt.
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