Heute vor 100 Jahren, am 9. November 1918, wurde auf dem Schlossplatz in Berlin die Republik ausge-rufen. Über den Matrosenaufstand in Kiel, Brunsbüttel, Cuxhaven, Lübeck, Hamburg und München hatte die Revolution Berlin erreicht. Damit endete das Kaiser-reich und wenige Tage später der Erste Weltkrieg. In der Folge der Novemberrevolution wurden die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland, das Frauenwahlrecht und der Achtstundentag eingeführt.
„Diese bedeutenden historischen Ereignisse haben lange Zeit zu wenig Beachtung gefunden. Deshalb erinnert das Mobile Museum Neukölln mit der Ausstellung ‚Revolution! Neukölln 1918/19‘, die im Rahmen des Themenjahres ‚100 Jahre Revolution – Berlin 1918/19‘ stattfindet, an diese Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland“, erklärte Museumsleiter Dr. Udo Gößwald vor der Ausstellungseröffnung.
„Der 9. November verlief in Neukölln einigermaßen ruhig. Keine Schüsse, kein Blutvergießen. Das hatte keiner erwartet, denn das rote Rixdorf galt als sozialistische Hochburg“, stellte Henning Holsten fest, Historiker und Kurator der Aus-stellung. „In den Straßen Neuköllns versammelten sich Kriegsgegner und Anhänger des Spartakusbundes, der in Neukölln eine starke Basis hatte. Das Polizeipräsidium wurde kampflos übergeben, die Soldaten schlossen sich zum Teil der Revolution an oder verhielten sich ruhig“, rekonstruierte er die Ereignisse des Revolutionstags in der Arbeiterstadt.
Die Ausstellung „Revolution! Neukölln 1918/19“ wird heute um 18 Uhr vor dem Rathaus Neukölln von Bezirksbürgermeister Hikel eröffnet. Schülerinnen und Schüler aus dem Grundkurs Darstellendes Spiel des Albert-Einstein-Gymnasiums werden dabei die Performance „Der 9. November 1918 in Neukölln – Der Anfang einer Revolution für alle?“ aufführen. Bereits gestern Mittag
stellten die Jugendlichen in historischen Kostümen ein Foto nach, das vermutlich am Nachmittag des 9. Novembers 1918 vor dem Rathaus Neukölln gemacht wurde. „Proletarier aller Länder vereinigt euch“, steht auf einem Banner, das das Neuköllner Stadtwappen über dem Rathaus-Eingang verdeckt. Einige Menschen
warten vor dem Gebäude auf die Straßenbahn, zwei
Personen verkaufen Zeitungen.
„Der Vorwärts gab am 9. November in Berlin sechs Extrablätter heraus. Zeitungen und Flugblätter waren die Medien der Revolution“, erläuterte Holsten bei der anschließenden Vorbesichtigung der Ausstellung. Die chronologisch geordneten Ausstellungstafeln, die die Ereignisse vom November 1917 bis zum März 1919 zeigen, sind deshalb ähnlich wie Zeitungsseiten gestaltet, um die Bedeutung der Medien während des revolutionären Umbruchs zu unterstreichen.
Die Ausstellung „Revolution! Neukölln 1918/19“ wird noch bis zum 16. Januar 2019 im 1. OG des Neuköllner Rathauses gezeigt; anschließend (18. Januar – 15. April) ist sie in der Helene-Nathan-Bibliothek zu sehen.
Filed under: berlin, bezirksgeschichte, neukölln, politik | Tagged: albert-einstein-gymnasium, ausstellung "revolution neukölln 1918/19", henning holsten (mobiles museum neukölln), kieler matrosenaufstand, mobiles museum neukölln, novemberrevolution 1918, rathaus neukölln, udo gößwald |