Gedenken an die November-Pogrome 1938 in Neukölln

Geschäfte, Häuser, Wohnungen und Synagogen – wie die in der Isarstraße – wurden am 9. November 1938 beschmiert, zerstört und in Brand gesteckt, auch in Neukölln. In Berlin waren zu Beginn der 1930er Jahre rund 50.000 jüdische Gewerbebetriebe ansässig – etwa die Hälfte aller jüdischen Unternehmen Deutschlands. Hilfsein-richtungen, Netzwerke und Kunden sicherten das Fortbestehen der jüdischen Unternehmen nach 1933 deutlich länger als anderen deutschen Städten. Wie Christoph Kreutzmüller in seiner Studie „Ausverkauf Die Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit in Berlin 1930 – 1945“ darlegte, war Berlin jedoch einer der zentralen Orte der November-Pogrome. Ausschreitungen, die anderswo eine Nacht dauerten, zogen sich in der Reichshauptstadt über mehrere Tage hin. Eine Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin, die sowohl nach Branchen als auch nach Bezirken durchsucht werden kann, gibt mit über 8.000 Einträgen beispielsweise verlag hentrich & hentrich berlin, "zehn brüder waren wir gewesen ... spuren jüdischen lebens in neukölln"einen Eindruck davon, wieviele jüdische Unternehmen es in Neukölln gab.

Wie erging es damals jüdischen Kindern und Jugendlichen in der Schule? Wie erging es einem jüdischen Arzt im damaligen Britzer Krankenhaus? Mit diesen Fragen haben sich Britzer Konfirmandinnen und Konfirmanden auseinandergesetzt. Ihre Ergebnisse stellen sie am 7. November ab 17 Uhr bei einem Erkundungsgang zu jüdischen Geschichten und jüdischem Leben in Britz um 1938 vor.

Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts erinnert am 9. November um 18 Uhr mit einem Rundgang an neun Britzer Bürgerinnen und Bürger, die Opfer nationalsozialistischer Gewalt wurden und für die deshalb Stolpersteine – wie kürzlich für den Apotheker Adolf Mockrauer – in der Hufeisensiedlung verlegt wurden.

=Christian Kölling=

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