Phänomen der Clankriminalität muss nicht nur in Neukölln, sondern bundesweit beachtet werden

Rund 200 Besucherinnen und Besucher folgten am Dienstagabend einer Einladung der SPD-Fraktion der BVV Neukölln und kamen zur Podiumsdiskussion „Clankriminalität in Neukölln“ in die Mensa der Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg in Rudow.

Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der kürzlich in einer Anhörung des Berliner Abgeordnetenhauses zum Thema organisierte Kriminalität geladen war, positionierte sich in seinem Eingangsbeitrag deutlich: „Es gibt das Phänomen der Clankriminalität. Wir müssen es bundesweit beachten!“ Gebraucht werde eine einheitliche Definition des Begriffes der Clankriminalität, um schlagkräftige Polizeiarbeit zu ermöglichen, führte der Bezirksbürgermeister weiter aus. Arabischstämmige Großfamilien unterschieden sich von anderen Banden, weil ihre Mitglieder miteinander verwandt seien, weshalb ein besonderer Druck untereinander bestehe. Die Polizei brauche einen einheitlichen Marker in ihren Datenbanken, um die Täter in ganz Deutschland leichter einzuordnen. Wie beim Kampf der italienischen Behörden gegen die Mafia müssten auch die deutschen Behörden die Finanzflüsse der Clans international verfolgen.

„Arabische Großfamilien sind einzigartig in der Welt“, unterstrich anschließend der Publizist und Politikwissenschaftler Ralph Ghadban, der seit Jahrzehnten mehr Aufmerksamkeit für das Phänomen der Familien-Clans fordert. Der Autor des Buches „Die unterschätzte Gefahr“, das morgen im Ullstein-Verlag erscheint, erläuterte dem Publikum, woher die kurdisch-libanesischen Clans in der Mitte der 1970er Jahre kamen, wie sie sich seitdem entwickelten und was die Clanstrukturen besonders auszeichne. Thomas Spaniel von der Gewerkschaft der Polizei und Astrid-Sabine Busse, Leiterin der Schule in der Köllnischen Heide, berichteten von ihren praktischen Erfahrungen. Tom Schreiber, Mitglied des Abgeordnetenhauses und Sprecher für Verfassungschutz der SPD-Fraktion unterstützte ebenfalls die Null-Toleranz-Strategie von Bezirksbürger-meister Hikel. „Ich brauche keinen Beifall von der rechten Seite“, grenzte sich Schreiber von unerwünschtem Zuspruch vorsorglich ab.

Mit einer weiteren Veranstaltungen wirft die SPD Neukölln in dieser Woche ein zweites Schlaglicht auf Kriminalitätsbekämpfung und öffentliche Sicherheit im Bezirk. Am morgigen Freitag lädt die Neuköllner SPD-Abgeordnete Nicola Böcker-Giannini um 17:45 Uhr zur Podiumsdiskussion „Sicherheit im Kiez – zwischen Maybachufer, Sonnenallee und Hermann-straße“ in die Villa Neukölln (Hermannstr. 233) ein: Wie beeinflusst die Kriminalität das Leben im Kiez? Welche Antworten kann und soll die Politik geben? Diskutieren werden dazu: Andreas Geisel/Innensenator, Martin Hikel/Bezirksbürgermeister und Claudia Dantschke/Extremismusforsche-rin. Moderation: Jan Feddersen (taz)

=Christian Kölling=

Eine Antwort

  1. Clans sind Zwangsgemeinschaftenvon „Großfamilien“ die nach eigenen Regeln und Gesetzen funktionieren. Sie sind mit einem freiheitlichen Staat unvereinbar und behindern und untergraben den Rechtsstaat vom Kindergarten über die Schule bis zum gesellschaftlichen Zusammenleben. Sie schaffen Herrschaft durch Gewalt und Angst und vermindern das Gefühl der eigenen Sicherheit in der Stadt.

    Viele Mitglieder leben von Transferleistungen und vom Drogenhandel, von Türsteherjobs, Prostitution, Schleusung, Raub und Erpressung (Schutzgelder) oder als einfache Sicherheitsdienstleute und lange schon auch als Vermieter und Schwarzarbeitgeber im „Sklavenhandel“. Zum Ehrenkodex der jungen Männer gehört eine „Schulung“ in der Haftanstalt. Die kriminellen Laufbahnen beginnen meist schon im Alter von 13-16 und gern auf dem Schulweg und in der Regel mit Gruppengewalt, unterstützt von Angst und Hilflosigkeit der Opfer.

    Die Zwangsbindung des Clans sichern religiöse Heiraten nur im Familienkreis, eigene Rechtsprechung und absolute Verschwiedenheit nach Außen. Der Clan ist arabisch, tschetschenisch, jessidisch, kurdisch oder … und unterhält eigene Einrichtungen, häufig religiöse Zentren.

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