Neukölln hat wieder einen Ort für Beisetzungen nach muslimischen Regeln

Auf dem landeseigenen Friedhof an der Lilienthalstraße in Neukölln, der 1938 als Standortfriedhof der Wehrmacht angelegt wurde und auf dem tausende zivile Kriegsopfer des Zweiten Weltkriegs bestattet sind, wurde Freitag-nachmittag ein Gräberfeld mit 160 Grabstätten für muslimische Bestattungen eröffnet.

„Sie machen jetzt und hier ein neues Kapitel in unserer Stadt auf!“, versicherte Bezirksbürger-meister Martin Hikel bei der Einweihungszere-monie den anwesenden Muslimen und ihren Unterstützern, die sich seit vier Jahren u. a. in der Bürgerplattform Wir in Neukölln (WiN) für ein neues muslimisches Gräberfeld im Bezirk eingesetzt haben. Aktuell sind Beisetzungen nach islamischem Ritus in Berlin vor allem in Gatow möglich, seitdem auf dem Friedhof Columbiadamm an der Sehitlik-Moschee keine neuen Grabstätten mehr vergeben werden können. Mit der Eröffnung eines muslimischen Friedhofsbereiches an der Lilienthalstraße können Beisetzungen nach religiösen Regeln künftig auch wieder in Neukölln stattfinden. „Eine Bestattung in Neukölln ist ein Bekenntnis zu unserem Bezirk und zu unserer Stadt“, erklärte Bezirksbürgermeister Hikel und wertete die Einweihung eines weiteren muslimischen Grabfeldes als ein wichtiges Zeichen der Integration.

„Wir freuen uns, dass es nun endlich mehr muslimische Begräbnisstätten in Neukölln gibt. Menschen jeden Glaubens sollten sich in der Nähe ihres Wohnortes bestatten lassen können!“, sagte Samira Tanana, Vorsitzende des Integrationsausschusses der BVV Neukölln und stellvertretende Vorsitzende des Vereins Al-Huleh, in ihrer anschließenden Rede.

Katja Nepper von der evangelischen Nikodemus-Gemeinde und Ali Taouil von der Al-Irschad Moschee erinnerten danach daran, dass ursprünglich ein nicht mehr benötigtes Gelände auf dem Alten St. Jacobi-Friedhof an der Hermannstraße im Gespräch war. Die Bodenbeschaffenheit erwies sich jedoch als ungeeignet, so dass die Bürgerplattform und der Bezirk Neukölln sich auf einen Teil des Friedhofs in der Lilienthalstraße einigten, der eigentlich als Grünfläche umgewandelt werden sollte. Im August letzten Jahres stimmte die Neuköllner Verwaltung der Nutzungsänderung dieser geplanten Grünfläche zu.

Süleyman Kücük, Vorstandsvorsitzender der Sehitlik-Moschee, an der der älteste muslimische Friedhof Berlins liegt, wies daraufhin, dass das neue Gräberfeld und die Moschee nicht weit voneinander entfernt sind. Derzeit seien pro Woche sechs Beisetzungen auf dem neuen Friedhof geplant. Anders als in Gatow, steht auf dem Lilienthalfriedhof kein Waschraum für rituelle Waschungen zur Verfügung. Die Gräber sind aber explizit nach Mekka ausgerichtet und ein Gebetstisch ist vorhanden. Die Einweihung endete mit der Segnung des Gräberfeldes.

=Christian Kölling=

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