„Wenn ich vorher gewusst hätte, wie herzlich ich im Bezirksamt Neukölln aufgenommen werde, dann hätte ich mich früher beworben!“, erklärte der junge Mann in grün-schwarzer Arbeitskleidung beim feierlichen Auftakt der Kampagne „Ausbildung: Eine Frage der Einstellung“, zu dem der Integrationsbeauftragte des Senats von Berlin, Andreas Germershausen und Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey am vergangenen Donnerstagvormittag in den BVV-Saal des Rathaus Neukölln eingeladen hatten. Gemeinsam präsentierten sie vor rund 80 Vertretern namhafter Behörden und Betriebe die eigens entwickelte Plakat- und Postkarten-Serie. Beim Kampagnenstart mit dabei waren u. a. die Polizei Berlin und die Berliner Feuerwehr, das IT-Dienstleistungszentrum, die Berliner Wasserbetriebe, der Klinikkonzern Vivantes, die Berliner Bäderbetriebe, der Flughafen Berlin-Brandenburg sowie die Wohnungsbaugesellschaften Howoge und Stadt und Land. In den letzten zehn Jahren konnte mit Unterstützung der Initiative „Berlin braucht Dich!“ der Anteil
neu eingestellter Azubis, die – wie Yasin Rüzgar (l.) vom Gartenbauamt Neukölln – einen Migrationshintergrund haben, von 8,7 auf 25,1 Prozent gesteigert werden.
Berlin ist als Arbeitgeberin damit jedoch noch nicht am selbstgesteckten Ziel. Die Vielfalt in der Ausbildung soll vielmehr zum Normalfall in der Berliner Arbeitswelt werden. Damit der Mentalitätswandel auf allen Seiten gelingt, gibt es die Initiative „Berlin braucht dich!“, die im Öffentlichen Dienst, in den Betrieben mit Landesbeteiligung sowie in der Metall- und Elektroindustrie wirkt. Betriebe und Schulen arbeiten eng zusammen und unterstützen insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund ab der 7. Klasse bei der Berufsorientierung durch Praktika in Betrieben. Hussein Fakhro, ein ehemaliger Berlin braucht dich!-Schüler, der heute als Immobilienkaufmann und Kundenbetreuer bei einem Wohnungsbauunternehmen arbeitet, schilderte als zweiter Ex-Azubi anschaulich, wie er ermutigt wurde, verschiedene Ausbildungsberufe kennenzulernen – bis er mit Unterstützung des Netzwerkes schließlich seinen Traumjob fand, in dem er sich auch ohne Abitur behaupten konnte.
„Die Frage der Einstellung zielt, einerseits auf die Einstellung im materiellen Sinne ab – also die Begründung eines Arbeitsverhältnisses“, erklärte der Integrationsbeautragte Germershausen zum Motto der Kampagne: „Andererseits ist auch die immaterielle Bedeutung der Einstellung gemeint, also die Haltung der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zum Thema Vielfalt.“ Immer noch würden überdurchschnittlich viele Jugendliche aus Familien mit Einwanderungsgeschichte ohne Perspektive auf eine Ausbildung aus der Schule ausscheiden. „Ihre Ausgrenzung müssen wir verhindern. Hierfür müssen wir die Ausbildung nutzen, denn sie hat ein hohes Potenzial für gesellschaftliche und berufliche Integration“, sagte Germershausen. Bezirksbürgermeisterin Giffey verwies auf die langjährigen Bemühungen des Bezirksamtes Neukölln, auch junge Menschen mit Mittlerem Schulabschluss im Rathaus beschäftigen und nicht nur Abiturienten: „Der Öffentliche Dienst hat eine Vorbildfunktion, wenn es darum geht, Diskriminierung abzubauen und die interkulturelle Öffnung voranzutreiben. Damit gewinnen wir dringend benötigten Nachwuchs und gestalten gleichzeitig den Zugang zur Ausbildung chancengleich.“
Auch der Arbeitgeberverband KAV Berlin und die Gewerkschaft Ver.di unterstützen die Kampagne. „Die Integration von Jugendlichen mit Einwanderungs-geschichte in die Ausbildung unserer Mitglieds-betriebe ist uns ein wichtiges Anliegen, das wir aktiv vorantreiben, um ihnen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen“, erklärten KAV-Geschäftsführerin Claudia Pfeiffer und die Ver.di-Landesbezirksleiterin Berlin-Brandenburg Susanne Stumpenhusen gemeinsam in einer Pressemitteilung.
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