Kiezspaziergang zur städtebaulichen Kriminalitätsprävention in Neukölln

Die Art und Weise, wie Gebäude, öffentliche und halböffentliche Räume gestaltet und einander zugeordnet sind, beeinflusst die tatsächliche Sicherheit ebenso wie das Sicherheitsgefühl der Menschen, lautet eine Grund-annahme der städtebaulichen Kriminalprävention. Einfach gesagt: Wo es unordentlich, unübersicht-lich und dreckig ist, fühlen sich die Menschen unsicherer, werden Regeln häufiger verletzt und ereignen sich mehr Straftaten als in sauberen und gepflegten Gegenden. „Die Broken-Windows-Theorie, die in den USA 1982 aufgestellt wurde, hat die Universität Groningen erst 2008 wieder bestätigt“, betonte Irmgard Hermannsdörfer, die beim LKA Berlin für städtebauliche Kriminalprävention zuständig ist, auf einer Veranstaltung im Nachbarschaftsheim Neukölln am Mittwochnachmittag. Experten des Landeskriminalamtes (LKA) und der Polizeidirektion 5 erläuterten der Landesdrogenbeauftragten Christine Köhler-Azara, Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey, Bezirksstadtrat Jochen Biedermann sowie vielen Kommunalpolitikern, lokalen Akteuren und Entschei-dern, einige Grundlagen der städtebaulichen Kriminalprävention.

Bei einem knapp anderthalbstündigen Rundgang durch den Kiez am Bahnhof Neukölln stellte Peter Herzfeld (r.), Präventionsbeauftragter der Polizeidirektion 5, anschließend die wichtigsten neuralgischen Punkte vor. Auf dem Kirsten-Heisig-Platz und vor dem Albrecht-Dürer-Gymnasium (ADO) wurde die Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume thematisiert. „Der Kellereingang unmittelbar vor dem Schulgebäude der ADO, diente Drogenabhängigen einst als Ort, um sich einen Schuss zu setzen oder eine Folie zu rauchen“, erklärte der Präventionsbeauftragte Herzfeld. Seit der Zugang zur Kellertreppe wirksam versperrt wurde, finden Drogenabhängige hier keinen Rückzugsort mehr. Eine Problemzone, in der viele Drogen konsumiert werden, ist auch der Parkplatz am Bio-Markt hinter dem Bahnhof Neukölln. Bezirksbürgermeisterin Giffey und Pressesprecherin Susanne Wein begutachteten hier unmittelbar vor der Zufahrt zum Parkplatz einen gerade angebrachten Metallbehälter, in dem Spritzen sicher entsorgt werden können. Insgesamt sollen 10 solcher Behälter in Neukölln aufgestellt werden. Ein zweiter Metallbehälter wurde an der Kreuzung Braunschweiger-/Karl-Marx-Straße ange-bracht.

In der Ringbahnstraße, wo illegal deponierter Müll ein großes Problem ist, erinnerte Giffey daran, dass in Neukölln die sogenannten Müll-Sheriffs erfunden wurden, die Umweltsünder bei ihren Taten beobachten und die Polizei oder dem Ordnungsamt melden. Wegen der Kampagne „Schön wie wir“, die ebenfalls für mehr Sauberkeit in Neukölln sorgen soll, wird Giffey aktuell vom Bund der Steuerzahler kritisiert. „Trotz der mindestens 174.000 Euro teuren Kampagne war Neukölln 2016 Spitzenreiter bei illegalen Müllablagerungen“, beklagt der Verband und wirft Giffey vor, es sei ihr nur um Aufmerksamkeit im Wahlkampf gegangen. „Der Bezirksbürgermeisterin dürfte das Medienecho im Jahr ihrer Wiederwahl allerdings nicht ganz ungelegen gekommen sein“, schreibt der Bund der Steuerzahler süffisant.

Ein weiterer Punkt des Rundgangs war die nach wie vor schlecht ausgeleuchtete Unterführung am U- und S-Bahnhof Neukölln. Auch an dieser Stelle hatte der Bund der Steuerzahler vor längerer Zeit zu hohe Kosten für ein Kunstprojekt moniert. Bezirksbürgermeisterin Giffey stellte aber in Aussicht, dass die Unterführung bald hell ausleuchtet sein wird. Die Strahler sind bereits an der Unterseite der Brücke angebracht, können aber noch nicht eingeschaltet werden. Endpunkt des Rundgangs war der Mobile Druckraum an der Kirchhof-/Karl-Marx-Straße.

Bereits für den Mittwoch kommender Woche (18. Oktober) ist um 17 Uhr wieder ein Kiezspaziergang zur Drogen- und Suchtprävention im Körnerkiez geplant.

=Christian Kölling=

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