Für gewöhnlich stehen Prominente, Politiker, Künstler, Unternehmer, Schriftsteller, Nachbarn und lokale Akteure aus dem Rollbergviertel beim wöchentlichen Mittagstisch „Der Rollberg tafelt“
im Gemeinschafts-haus Morus 14 und kochen für 60 bis 80 Gäste.
Dagegen stand am vergangenen Mittwoch ein freundlicher, leiser und unauffälliger junger Mann als Koch der Gemeinschaftsküche im Mittelpunkt: Ahmed Aly, gehörloser Bürohelfer des Vereins, feierte seinen Ausstand. „Bei Morus 14 steige ich aus. Ich will jetzt eine Berufsausbildung machen“, teilte der aus Ägypten stammende Mann bei seinem Abschiedsessen mit, für das er Tomatensalat mit Frühlingszwiebeln, Arabische Hackbällchen-Gemüsepfanne auf Reis und Wassermelone mit Feta zubereitet hatte.
Bei der Verständigung half ein Gebärdendolmetscher, der deutsche Gebärden-sprache simultan übersetzt. Er unterstützt Ahmed Aly auch bei Behördengängen und bei anderen Gelegenheiten.
So konnte Aly sogar seinen Führerschein in einer ganz gewöhnlichen Fahrschule machen. Anfangs sei das ganz schön schwierig gewesen, räumte der seit seiner Geburt gehörlose Mann ein. „Alle Hörenden glauben, dass Gehörlose nicht Autofahren können. Das stimmt aber nicht. Wir können das auf jeden Fall!“, entgegnet Ahmed Aly auf ein weit verbreitetes Vorurteil. Seit seiner Fahrprüfung vor zwei Jahren fährt er unfallfrei.
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