Ein Tag im Zeichen des Umgangs mit Ressourcen

„Mehr Klimaschutz muss her!“, forderten die Veranstalter des 3. Berliner Klimatages am vergangenen Sonntag auf dem RAW-Gelände an der Warschauer Straße und informierten bei launigem Aprilwetter zum Schwer-punktthema „Urbane Mobilität“ sowie zu den Aspekten Energie, Ernährung und Konsum.

„Wir stellen ab Mai insgesamt 150 Unternehmen Lastenräder zur Verfügung, damit sie sie kosten-los erproben können“, berichtete Colin Pöstgens (r.) über das mit Bundesmitteln geförderte Projekt Velogut, das u. a. die Handwerkskammer Ber-lin mit unterstützt. „Ziel des Projektes ist es, das Lastenrad als modernes, wirt-schaftlich sinnvolles und umweltschonendes Transportmittel bekannt zu machen. Die Fuhrparkstrategien von Unternehmen positiv zu beeinflussen und damit die gewerbliche Nutzung zu stärken“, erläuterte Pöstgens weiter. Für das Modellprojekt stellt Velogut insgesamt 30 Lastenräder -15 davon in E-Bike-Version – bereit, die für einen Zeitraum zwischen einem und drei Monaten ausge-liehen werden können. Wenige Meter weiter machte der Landesverband Nordost des ökologischen Verkehrsclubs VCD, der das Lastenradprojekt ebenfalls unterstützt, auf den Zusammenhang zwischen Reiseverhalten und CO2-Ver-brauch aufmerksam: Während ein 10-tägiger Wellnessurlaub bei Anreise mit der Bahn nur 297 kg CO2 pro Person verursacht, setzt ein 14-Tage-Flugurlaub nach Mexiko pro Person 7.218 kg des Treib-hausgases frei.

Um Energie- und Ressourcenverbrauch ging es nicht nur auf dem Freigelände, sondern ebenso in der deutlich wärmeren Ausstellungshalle des RAW-Geländes. „In Zukunft wird die Versorgung mit stofflichen Ressourcen ein Hauptproblem der Menschheit sein“, ist Dr. Michael Scharp (r.) vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) überzeugt. „Die Energiefrage ist dagegen technisch gelöst, weil wir – zumindest theoretisch – inzwischen genügend Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen können.“ Scharp will mit dem BilRess-Netzwerk, dessen Aufgabe Bildung für Ressourcenschonung und -effizienz ist, auf eine neue Herausforderung der Zukunft aufmerksam machen. „Natürliche Ressourcen, wie zum Beispiel Metalle, Mineralien, Salze oder Baumwolle sind die Grundlage für alle Produkte und damit die Grundlage des materiellen Lebens und Wohlstands.“ Das gesellschaftliche Bewusstsein für die Angewiesenheit auf Rohstoffe und für die Konflikte, die aus einer steigenden Konkurrenz um diese entstehen können, sei allerdings nur gering. Wer weiß beispielsweise, wieviele Rohstoffe für die Herstellung eines einzigen Handys benötigt werden? Der „ökologische Ruck-sack“ eines einzigen Mobiltelefons sei über 75 Kilo schwer, wenn alle Produktionsfaktoren berücksichtigt werden, erläu-terte Scharp. „Das Bildungsnetzwerk BilRess will Ressour-cenkompetenz in allen Bildungsbereichen verankern“, resümierte er. Die Netzwerkmitglieder sind Akteure aus der schulischen Bildung, der Hochschulbildung, der beruflichen Ausbildung sowie der Weiterbildung.

Auch die Verbraucherzentrale Berlin gehörte zu den über 40 Ausstellern, die beim 3. Klimatag mit Tipps zum Strom- und Heizkostensparen informierten. In Rudow sind die Verbraucherberater mit einer Dependenz vertreten, und seit neuestem gibt es die Energiesparbroschüre nicht nur auf Arabisch, sondern auch in Dari, das in Afghanistan gesprochen wird.

Einen besonderen Akzent hatte der BUND-Berlin auf das Thema Umweltgerechtigkeit gelegt. In einem kleinen Vorführraum wurde eine Webseite des Tagesspiegels gezeigt, auf der die gegenwär-tigen und zu erwartetenden Umweltbelastungen für jeden Berliner Kiez abgefragt werden können. „Von 1981 bis 2010 gab es in Rixdorf durchschnittlich 41.4 Sommertage. Im Zeitraum von 2011 bis 2040 werden es schon 45.3 sein. 2041 bis 2070 werden es dann 64.3 Sommertage sein“, gibt die Webseite „Grosswetterklage“ beispielsweise für den Kiez rund um den Bahnhof Neukölln an. Die Kieze im Umkreis der Glasower Straße und der Donaustraße werden durch eine schlechte bis sehr schlechte Versorgung mit Grünflächen charakterisiert, was die bioklimatische Belastung zusätzlich erhöht. Im Süden Neuköllns sind die Lebensbedingungen demgegen-über deutlich besser.

Vorne ist der Norden des Bezirks jedoch hinsichtlich des Umgangs mit überschüssigen Lebensmitteln: Hier gibt es mit dem „Restlos glücklich“ nicht nur ein Restaurant, in dem mit Nahrung, die zu gut für die Tonne ist, gekocht wird. Zudem kennen die Lebensmittelretter der Foodsharing-Initiative allein in Neukölln sechs sogenannte Fair-Teiler, wo überschüssige Lebensmittel abgegeben und kostenlos abgeholt werden können.

=Christian Kölling=

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