Für das Riesenrad hätte es keinen besseren Platz geben können. „Man sieht’s vom Columbiadamm aus, und das ist wichtig“, sagt Thilo-Harry Wollenschlaeger (r.). Auch in diesem Jahr organisiert er wieder für das Bezirksamt Neukölln die Neuköllner Maientage,
die heu-te um 17 Uhr von Bezirksbürger-meisterin Giffey (M., neben Stadtrat Rämer) mit dem traditionellen Fassbieranstich eröffnet werden.
Zum insgesamt 52. Mal findet das Volksfest in der Hasenheide statt, zum dritten Mal wird Dr. Franziska Giffey auf der Bühne neben der Löwenhütte den Zapfhahn ins Bierfass hämmern. „In einem Riesenrad mit offenen Gondeln, die sich drehen, bin ich aber noch nie gefahren“, gestand sie vorgestern beim Pressetermin, während auf dem Gelände der Rummelaufbau auf Hoch-touren lief. Etwa 100 Schausteller mit Buden und Wagen voller Kirmesattraktionen und -leckereien und 31 Fahrge-schäfte empfangen die Besucher in den nächsten 3 1/2
Wochen.
Die Planung, die „immer ein biss-chen wie Lego für Erwachsene“ sei, habe bereits im letzten Herbst begonnen, berichtet Wollenschlaeger. Herausfordernd sind dabei einige Faktoren: die Nachfrage, die Mischung des Angebots aus Tradition und Moderne, die benötigte Technik, die Standortwahl und nicht zuletzt die Topographie des Areals samt des Baumbestands. „Ich bin der Koch, der guckt, welche Schausteller wir brauchen, um unseren kleinen und großen Besuchern Qualität bieten zu können“, fasst er seine Rolle zusammen. Über eine mangelnde Nachfrage
seitens der Kollegen kann er sich dabei nicht beklagen: „Die Maientage gehören auch als wirtschaftliches Highlight fest in den Veranstaltungskalender der Schausteller, weil sie seit
fünf Jahren stetig modernisiert werden.“
Eine Woche lang wurden entlang der drei Wiesen nur Kabel gezogen, erzählt Thilo-Harry Wollenschlaeger. Denn Strom ist – neben Wasser – das Wichtigste für das fahrende Volk, das diesmal außer dem Riesenrad die Höhenschaukel „The Beast“, die „Wilde Maus“, die Geisterbahn „Zombie“. Deutschlands größte mobile Wasserbahn „Atlantis Rafting“, „Flipper“ und die „XXL-Krake“ sowie etliche andere Fahrgeschäfte in den Volkspark Hasenheide bringt. Dazu kommen Autoscooter, der „Märchenexpress“ ein Bungeetrampolin sowie
die Laufgeschäfte „Amazonas“, „Crazy Town“ und „Happy Family“, um nur einige zu nennen.
In Sachen Ampere sei man mit den vorhandenen Möglichkeiten am Limit, sagt der Rummelchef. Weitere Grenzen setzt die Natur. Das Riesenrad wurde passgenau zwischen hohen Bäumen aufgestellt. Bei der „XXL-Krake“ und anderen Fahrgeschäften muss der Höhenunterschied der Talsenke durch Europaletten und handgezimmerte Holzstufen ausgeglichen werden. Die Aufbauten des „Melodie Star“ wirken
wie ein perfektes Arrangement mit den Zweigen benachbarten Grüns, und die Wohnwagen der Schausteller stehen ob der Hang-lage auf teils abenteuerlich anmutenden Holzkonstruk-tionen. Für ein Volksfest mitten in einer geschützten
Grünanlage müsse man eben eini-ges auf sich nehmen, weiß Wollenschlaeger, der die Neuköllner Maientage als Spross einer Schaustellerfamilie bereits im Kindesalter kennen lernte: „Eine Selbstverständlichkeit ist es aber nicht, dass sie hier auch weiterhin stattfinden können.“ Das sei insbesondere dem Bezirksamt Neukölln zu verdanken.
„Die Tradition soll auf jeden Fall weitergeführt werden, da gibt es keine Diskussionen“, erklärt Dr. Franziska Giffey resolut. Wohl-wissend, dass es auch bei der 52. Auflage des Volksfestes „nicht ganz ohne Konflikte und Anwohnerbeschwerden“ gehen wird. Dass ein Teil der Hasenheide wochenlang eingezäunt und nicht in üblicher Form nutzbar ist, kritisieren die einen. Dass Parkplätze in den umliegenden Straßen rar werden, die Lärmbelästigung wächst und
durch den Rummel der Rasen ramponiert wird, die anderen. Aber schon durch den Plakat-wettbewerb, der jährlich an Neuköllner Schulen durchgeführt wird, werde deutlich, was Kinder mit den Maientagen verbinden und wie fest sie „in deren Erlebniswelt verankert“
sind, hält die Bezirksbürger-meisterin Kritikern entgegen.
Auch für Schulstadtrat Jan-Christopher Rämer hat die Tradition, Kinder und Jugendliche dazu aufzurufen, ein Motiv für die Volksfestplakate zu malen, mehrere Ebenen. „Die Auswahl des besten Bildes ist immer relativ schwierig“, sagt er. In diesem Jahr fiel sie – eindeutig – auf Gracjan Stefanski, einen Schüler der Hermann-von-Helmholtz-Schule in der Gropiusstadt: „Darauf kann er echt stolz sein, weil sein Werk nun in ganz Neukölln zu sehen ist.“ Um die 1.500 Plakate mit der handgemalten Rummelszenerie des Schülers hängen zusätzlich zu den DIN A1-Infoplakaten im Bezirk, außerdem wurde sie auf Programm-hefte gedruckt. Das sei ein Anreiz, der den Kunst-unterricht an den Schulen sehr bereichere.
Für die Sieger des Plakatwettbewerbs geht es aber nicht nur um Ruhm und Ehre. Neben Glückwünschen von Giffey, Rämer und Wollenschlaeger erhalten sie heute beim Eröffnungsfest auf der großen Bühne auch Geldpreise und Freikarten für den Rummelspaß, der dann dank offener Buden und rotierender Karussells garantiert ist.
Die 52. Neuköllner Maientage finden bis zum 21. Mai im Volkspark Hasenheide (Haupteingang: Columbiadamm 160) statt; Öffnungszeiten: Mo., Di. + Do. 15 – 22 Uhr, Fr. + Sa. 14 – 24 Uhr, Mi. + So. 15 – 23 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Jeden Mittwoch lädt das Volksfest zum Familientag mit halben Preisen auf alle Karussells und Bahnen und Angeboten an den Verkaufsbuden ein. Samstags kann gegen 22 Uhr ein buntes Höhenfeuerwerk bestaunt werden; Details zum täglichen Bühnenprogramm gibt es hier.
❗ Für eine Verlosung unter den Leserinnen und Lesern des FACETTEN-Magazins stellt der Volksfest-Organisator drei Überraschungstüten mit Freikarten etc. zur Verfügung. Wer eine davon gewinnen möchte, schicke heute (26. April) bis 23.59 Uhr eine Mail mit dem Betreff „Neuköllner
Maientage“ und Angabe seines Klarnamens an: Die Gewinner werden unter allen Einsendern ausgelost und direkt benachrichtigt.
Update (27.4.17, 10:15 Uhr): Die Gewinner der drei Überraschungstüten wurden ermittelt und bereits über ihr Glück informiert.
=ensa/kiezkieker=
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