Das schlichte Holzkreuz, das an Dieter Berger und Lutz Schmidt erinnert, die im Dezember 1963 und im Februar 1987 an der ehemaligen Berliner Mauer erschossen wurden, steht seit Anfang April nicht mehr an der Köpenicker Straße in Neukölln, sondern am Neudecker Weg. Not-wendig wurde die Umsetzung wegen Arbeiten am Neubau der Clay-Schule. „Das Holzkreuz hat jetzt im Neudecker Weg 7 einen angemessenen neuen Standort nur wenige Meter vom markierten ehemaligen Mauerverlauf erhalten“, teilte das Bezirksamt Neukölln in einer Pressemeldung mit. Vor der Umsetzung hatte es den angrenzenden Gehwegabschnitt zwischen der Straße An der Rudower Höhe bis zur Bezirksgrenze für 12.000 Euro überarbeitet. „Besonderer Dank“, so das Bezirksamt weiter, „gilt der städtischen Wohnungs-gesellschaft Stadt und Land, die einen Teil ihrer Freifläche für die Umsetzung des Gedenkkreuzes zur Verfügung gestellt hat.“ Ausgewählt wurde der neue Standort an
der Grenze zum Nachbarbezirk Treptow-Köpenick gemeinsam mit dem Mauermuseum Berlin / Haus am Check Point Charlie.
Lutz Schmidt, der 1962 geboren wurde, war ein talentierter Radrennsportler und kam mit 14 Jahren in die Kinder- und Jugendsportschule des SC Dynamo nach Ost-Berlin, wie der digitalen Chronik der Mauer zu entnehmen ist. Seine sportliche Karriere endete jedoch abrupt als er sich weigerte in die SED einzutreten und es zum Zerwürfnis mit seinem Verein kam. Nach vergeblichen Ausreisebemühungen unternahm er am 12. Februar 1987 einen Fluchtversuch über die Mauer, bei dem er erschossen wurde. Die Straße, die zum Ort führt, an dem Lutz Schmidt getötet wurde, trägt seit dem 13. August 2009 seinen Namen.
Dieter Berger, der am 13. Dezember 1963 an der Sektorengrenze zwischen Treptow und Neukölln erschossen wurde, war 24 Jahre alt, als er nicht weit von seiner Arbeitsstelle entfernt ins Grenzgebiet an der Wredebrücke geriet, wo sich heute die Autobahn-brücke der A113 befindet. „Bei näherer Betrachtung spricht wenig dafür, dass es sich um einen Fluchtversuch handelte“, heißt es zum Fall von Dieter Berger. Er sei nach Alkoholkonsum orientierungslos umher geirrt und versehentlich ins Sperrgebiet geraten, vermuteten seine Angehörigen nach den tödlichen Schüssen. Unter-schiedliche Darstellungen gibt es in Ost und West zu den Umständen seines Todes. Während die DDR behauptete, dass Berger eine Provokation ausnutzen wollte, um ins Hinterland zu entkommen, als West-Berliner Arbeiter des Eternit-Werkes die Grenzsoldaten beschimpften, berichteten West-Berliner Medien dagegen, er sei mit erhobenen Händen erschossen worden.
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