12 Lesungen an 10 Orten: „Rudow liest“ noch bis morgen

„Warum gibt es viele lesenswerte Bücher über Ostberlin, aber kaum welche über dueckers_stadtteilbibliothek-rudow_neukoellnWestberlin?“, fragte sich die in Wilmersdorf aufgewachsene Schriftstellerin Tanja Dückers (r.) und schrieb als Antwort selbst ein Buch. „Als Studentin habe ich fünf Jahre in der Altenbraker- und der Schierker Straße in Neukölln gelebt“ berichtete sie gestern Nachmittag, als sie ihr Buch „Mein altes West-Berlin“ zur Eröffnung des dies-jährigen „Rudow liest“ in der Stadtteilbibliothek Rudow vorstellte. Die bekennende Westberlinerin berichtet darin über ihre Kindheit und Jugend in den 1970er und 1980er Jahren, wobei sie sich als Vorbild an Walter Benjamins Werk „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“ orientierte.

Nahe der ehemaligen Freien Volksbühne in der Schaperstraße wuchs Tanja Dückers auf. „Wir Kriegsenkel spielten RAF. Ich war Christian Klar und mein Bruder Adelheid Schulz“, schilderte die 48-Jährige ihr frühes Lebensgefühl in der eingemauerten dueckers_eroeffnungslesung-rudow-liest_neukoellnFrontstadt des Kalten Krieges. Obwohl ihr Buch kein Reiseführer in die Vergangenheit sein soll, weckte die Lesung beim Publikum immer wieder Erinnerun-gen, wenn die Autorin ihre kurzen Geschichten über den Fernbahnhof Zoo, die Gedächtniskirche, das KadeWe, die Kongresshalle, die Ladys vom Kurfürstendamm mit ihren wahlweise weiß-blond oder blau-schwarz gefärbten Frisuren oder die Grenzüber-gänge der Transitstrecke zwischen Dreilinden und Helmstedt schilderte. Unterstützt schaller_stadtteilbibliothek-rudow_rudow-liest_neukoellnwurden diese Erinnerungen mit alten Fotos und Westberliner Postkartenmotiven, die an eine Leinwand projiziert wurden.

Sehr zufrieden konnte Susann Schaller (r.), Leiterin der Rudower Stadtteilbibliothek, mit der Eröffnungsveran-staltung zum 6. Autorenlesungen-Festival in Rudow sein, das noch bis morgen läuft: Gut 100 Gäste waren rudower-fliess_neukoellnin die Zweigstelle der Stadtbibliothek Neukölln am Rudower Fließ gekommen. Auch ein Kamera-Team des rbb schaute vorbei; Kulturstadtrat Jan-Christopher Rämer und Andreas Kämpf, Vorsitzender der AG Rudow, sprachen Grußworte und dankten ausdrücklich Heinz J. Ostermann, der mit seiner Buchhandlung Leporello die Autorenlesungen auch in diesem Jahr wieder organisierte. „Bestellen Sie nicht soviel im Internet. Die besten Bücher habe ich bisher immer zufällig im Laden gefunden“, riet Bezirksstadtrat Rämer allen.

Heute liest Kathrin Schmidt aus ihrem Buch „Kapoks Schwestern“ um 20 Uhr im Gemeindezentrum Dorfkirche in der Prierosser Straße. (Eintritt nur mit kostenlosen Eintrittskarten, die bei GanzOhr und Leporello sowie im TUI-ReiseCenter erhältlich sind.

Morgen stehen u. a. folgende Lesungen für Kinder und Jugend auf dem Programm:
Um 15 Uhr lesen Benno Köpfer und Peter Mathews im Gemeindezentrum Dorfkirche aus „Kadir, der Krieger und die Katze des Propheten“.
Ab 16 Uhr stellt Michael Petrowitz in der Kath. Kirchengemeinde St. Joseph sein Buch „Das wilde Uff sucht ein Zuhause“ vor.

=Christian Kölling=

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