Die Kunst und ihre Konkurrenz auf dem Markt des Visuellen

hafner_fiedler_kindl-zentrum-neukoelln„Ich habe keine steile These zum gegenwärtigen Stand der Malerei für Sie“, räumte der Kunstkritiker und Ausstellungsmacher Hans-Jürgen Hafner ein, als er am Sonntagnachmittag zum Abschluss der Ausstel-lung „Inhalt“ mit Gemälden von Eberhard Havekost dem zahlreich erschienenen Publikum seinen Vortrag „Vom Risiko der Verknappung“ im Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst präsentierte. „Der Gegenstand meines Vortrags verflüchtigt sich unter der Arbeit. Es ist ein uferloses Thema“, erläuterte er weiter.

Sicherlich hatte Hafner, dessen Vita einleitend Andreas Fiedler (r.), Künstlerischer Direktor des Kindl-Zentrums, vorstellte, bei dieser Selbsteinschätzung etwas tiefgestapelt. Hafners Zuhörer, unter ihnen auch der Maler Eberhard Havekost, konnten bei seinem einstündigen Ausflug publikum-hafner-vortrag_kindl-zentrum-neukoellndurch die Bilderwelt der Kunstgeschichte, der zwischen gegenständlichen Werken wie dem Kupferstich „Die Stigmatisierung des heiligen Franz“ von Albrecht Dürer und abstrakten Arbeiten wie dem Gemälde „Yellow Island“ von Jackson Pollock hin und her pendelte, einiges über die Bedingungen der Kunst-produktion erfahren. Bilder, so Hafner, gebe es heute in Hülle und Fülle, ohne dass Malerei oder Kunst dafür noch zuständig wären: „Dass es die Kunst ohne Malerei kaum gäbe, leuchtet ein. Ebenso einleuchtend ist, dass hafner_kindl-zentrum-neukoellnMalerei sehr wohl ohne Kunst auskommen kann.“

Gerade weil die Kunst mit anderen Anbietern auf dem Markt des Visuellen um Aufmerksamkeit konkurrieren müsse, berge die Verknappung im Sinne eines ‚Für oder Wider die Malerei‘ ohne Rücksicht auf ihr Ver-hältnis zur Kunst einiges Risiko. „Gelungene Malerei lässt einen stoppen“, stellt Hans-Jürgen Hafner (r.) regelmäßig bei seinen Bildbetrachtungen über die Jahrhunderte fest. Gute Bilder und Gemälde rissen die Betrachter förmlich aus ihrer körperlichen Trägheit: „Ein gutes Bild ruft mich.“

Am 1. April werden im Kindl – Zentrum für Zeitgenössische Kunst (Am Sudhaus 3) neue Ausstellungen eröffnet. Im Maschinenhaus M1 wird die Gruppenausstellung „Up and Down – Die Avantgarde von Heute als Salon-kunst von Morgen?“ und im Maschinenhaus M2 Werke der Fotografin Shirana Shahbazi gezeigt.

=Christian Kölling=

%d Bloggern gefällt das: