Neuköllns früherer Bezirksbürgermeister Prof. Bodo Manegold hatte Manfred Motel einst anerkennend „unseren Oberböhmen“ genannt. Dr. Franziska Giffey, die amtierende Rathaus-Chefin, bescheinigte dem mit der Neuköllner Ehrennadel und dem Bundesverdienstkreuz Ausgezeichneten, dass er den Bezirk über Jahrzehnte geprägt habe.
Nach langer schwerer Krankheit starb Manfred Motel am 8. September im Alter von 74 Jahren; letzten Sonnabend fand im Kirchsaal der Brüdergemeine die Trauerfeier statt. Für das Bezirksamt nahm Sozialstadtrat Bernd Szczepanski an der Zeremonie sowie der anschließenden Beisetzung auf dem Böhmischen Gottesacker teil, die der Tradition der Böhmischen Brüder folgte.
Der Erhalt und die Bewahrung des Böhmischen Dorfes waren Motel, einem Nachfahren böhmischer Exulanten in Rixdorf, zum Herzensanliegen geworden. Er engagierte sich seit Anfang der 1980er Jahre mit dem Förderkreis Böhmisches Dorf gegen Abrisspläne und Gartenbebauungen sowie für die Ansiedlung des Comenius-Gartens im Böhmischen Dorf. 1983 gründe-te Motel den Verein der Freunde Neuköllns, dessen stellvertretender Vorsitzender der pensionierte Verwal-tungsbeamte bis 2007 war. Als im Jahr 1984 zum ersten Mal die Neuköllner Ehrennadel verliehen wurde, gehörte er zu den ersten sechs Würdenträgern.
Motel veröffentlichte 1983 mit den Freunde Neuköllns e. V. das Buch „Das Böhmische Dorf in Berlin. Die Geschichte eines Phänomens“. Weitere Publikationen folgten bis zum Erscheinen seiner Chronik „Das Böhmische Dorf in Berlin–Neukölln (Rixdorf) in Geschichte und Gegenwart“.
Darüber hinaus war Manfred Motel bereits vor der Öffnung des Eisernen Vorhangs maßgeblich am Aufbau der Städtepartnerschaften mit Usti nad Orlici und Horni Cermna beteiligt. Für seinen besonderen Leistungen bei der Verständigung von Tschechen und Deutschen wurde dem Oberamtsrat im Umweltministerium 2002 das Bundesverdienstkreuz verliehen. „Unaufdringlich, gewissenhaft und unermüdlich“ habe er sich, wie es die Deutsche Comenius-Gesellschaft formuliert, um die lebendige Kultur von Rixdorf und um deren Geschichte unersetzliche Verdienste erworben.
Lange bevor der Begriff der Zivilgesellschaft populär wurde, gab es mit Manfred Motel einen Neuköllner, der ihn lebte.
=Christian Kölling=
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