Kaum war der Kindl-Aufzug am vorletzten Mai-Wochenende feierlich eröffnet worden, war die barrierefreie Alternative zur Kindl-Treppe auch schon wieder außer Betrieb – und, was kaum jemanden überrascht haben dürfte, bunter als es die architektonische Planung vorgesehen hatte.
Den Hinweis auf die Abkürzung via Isar-/Neckar-straße gab man also wohlweislich nur denen, die das Benutzen hoher Treppen nicht vor ein unüberwindbares Hindernis stellt. Wie aber sieht es aktuell am neuen neuralgischen Punkt Neuköllns aus, an dem auch für Rollator-Nutzer, Rollstuhlfahrer und Kinderwagen-Schieber eine neue Ära verkürzter Wege beginnen sollte?
„Seit dem 15. Juni haben wir jetzt den Aufzug in Betrieb genommen. zunächst jedoch für eine ‚Testphase‘ bis Mitte Juli. In dieser Zeit wollen wir Erfahrungen sam-meln, wie die Benutzungszeiten und Bedingungen der Umgebung sind“, erklärt Angelika Drescher auf Anfrage des FACETTEN-Magazins. Sie ist Geschäftsführerin des Projekts Vollgut, das von der Edith Maryon-Stiftung initiiert wurde, um das ehemalige Gelände der Kindl-Brauerei zu entwickeln. Zu dem Maßnahmenpaket gehört auch der Betrieb des Aufzugs, der, so Drescher, leider nicht gleich unmittelbar nach der Eröffnung starten konnte, weil „noch kein entspre-chendes Aufsichtspersonal gefunden war, denn wir wollen von Anfang an sicherstellen, dass der Aufzug
angstfrei benutzt und in gepflegtem Zustand gehal-ten werden kann.“
Inwieweit die Funktionstüchtigkeit des Fahrstuhls gewährleistet ist und ob ihr durch Vandalismus zugesetzt wird, wird nun also getestet. Dass am Ende der Evaluierung die Erkenntnis der Notwendigkeit eines erhöhten Personalaufwands steht, schließt Angelika Drescher nicht aus: „Wir arbeiten an der Schaffung einer langfristigen, nachhaltigen Situation mit ausreichend ’sozialer Kontrolle'“, sagt sie und teilt mit, dass seitens des Bezirks bereits Unterstützung bei der Koordination dieser Aufgabe zugesagt wurde.
Klar ist schon jetzt, dass der Kindl-Aufzug – anders als die Kindl-Treppe – nicht rund um die Uhr zugänglich sein wird. Regelmäßig betrieben werden soll er jedoch trotz des ob vieler Baustellen noch sehr unfertigen Zustands auf dem Gelände am oberen Ausgang, der noch Jahre andauern werde. Über die Betriebszeiten des Lifts würden künftig Aushänge informieren, „damit sich alle, die darauf angewiesen sind, auch darauf einstellen können“, versichert die Vollgut-Chefin. Ihre Bitte um „Verständnis, wenn alles noch nicht ganz reibungslos abläuft“, dürfte jedoch gerade bei verhinderten Nutzern, die Umwege nicht locker wegstecken, auf wenig Milde stoßen.
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