Kieselrabatte, Minzhain und Straßenacker in der Sonnenallee

strassenacker-baumscheiben_gartenarchipel-sonnenallee-neukoellnSonnig ist es auf dem Bürgersteig der westlichen Straßenseite der Sonnenallee nicht lange. Doch allein daran liegt es kaum, dass viele der Baumscheiben hier einen traurigen Anblick bieten. Jan Lindenberg macht dafür unbedingt auch die Anonymität in der turbulenten Magistrale verantwortlich. Ob sich dieser projektauftakt strassenacker sonnenallee_neukoellnneuralgische Punkt kna-cken lässt, will er nun ausprobieren:

„Gartenarchipel Sonnen-allee“ heißt das Projekt, das er mit seiner Firma place/making initiierte und am vergangenen Sonnabend startete. „Wir haben uns bewusst brachliegende Baumscheiben vor anonym wirkenden Wohnhäusern ausge-sucht“, erklärt Lindenberg das Standortkriterium. Denn das Projekt ist nicht nur als Maßnahme gegen die Vermüllung des Erdreichs rund um Bäume und niedrig-schwelliges Urban Gardening-Angebot geplant. Außerdem will es die Identifikation mit dem Wohnumfeld strassenacker-baumscheibenbepflanzung_gartenarchipel sonnenallee_neukoellnverbessern und nachbarschaft-liche Kontakte fördern. Für die Umsetzung hat place/making drei Adressen ausgemacht, an denen verschiedene gärtnerische Konzepte realisiert wer-den sollen:  die Sonnenallee 40, 100 und 62. Letztere ist nahe der Kreuzung Weichselstraße und bekam vorgestern die Basis für einen Straßenacker gelegt – bzw. genau genommen für gleich drei davon.

Dass es die Baumscheiben vor der fensterlosen Wand der Bio Company-Filiale und einem frisch sanierten Wohnhaus schon lange gibt, ist strassenacker_gartenarchipel sonnenallee_neukoellngenauso wenig zu übersehen wie die Tatsache, dass sie bisher sich selber überlassen waren. Das Substrat über den Baumwurzeln ist bockel-hart, die Waschbeton-Platten sind verwittert und haben sich im Laufe der Jahrzehnte verschoben. Ein Zustand, den nicht nur Jan Lindenberg ändern will: Zur Premiere des Gartenarchipels Sonnenallee haben sich auch einige Leute aus der Nachbarschaft eingefunden. „Sie werden Gießpaten sein, menschliche Agenten für das Gedeihen eines Stücks Grün in der Sonnenallee, und um die Einstiegshürde zum Urban Gardening zu senken, bekommt jeder von uns eine Gießkanne“, sagt strassenacker-gemuesepflanzen_gartenarchipel sonnenallee_neukoellnLindenberg. Feldfrüchte und Gemüsepflanzen, Blumenerde und diverse Gerätschaften zum Gärtnern werden ebenfalls über das vom Quar-tiersmanagement Donaustraße-Nord geförderte Projekt gestellt. Zusätzlich erhält jeder einen „Mini-Vertrag, der eine gewisse Verbindlichkeit schaf-fen soll“. Man kenne das ja, meint der place/ making-Chef,strassenacker-pflanzung_gartenarchipel sonnenallee_neukoelln anfangs sei der Elan groß, meist lasse er jedoch auch schnell wieder nach: „Wir aber wollen Nachhaltigkeit erreichen, was am besten durch die Einbindung der Nachbarn funktioniert.“

Nicht nur daran, dass die Pflanzen regelmäßig gegossen werden müssen, werden sie durch die Vereinbarung erinnert, sondern auch daran, dass bei längerer Abwe-senheit oder Verhinderung Nachbarn oder Bekannte die Gießpatenschaft übernehmen sollten. Und wer keine Lust mehr aufs Gärtnern hat, strassenacker-baumscheiben_gartenarchipel sonnenallee_neukoellnwird gebeten, auch das mitzuteilen, damit ein neuer Pate für die Parzelle gesucht werden kann.

Sinnliche Erlebnisse im urbanen Raum bilden die inhalt-liche Klammer aller drei Standorte: Beim Straßenacker in der Sonnenallee 62 gehe es in erster Linie um die Möglichkeit, Pflanzen beim Wachsen zusehen zu können. Das Ernten der Früchte zum Verzehr stehe wegen der Belastung durch Auspuffgase und die Ausscheidungen von Hunden nicht im Vordergrund. Letztere sollen zwar durch zusätzlich errichtete Zäune abgehalten werden, aber ob dieses Ziel erreicht wird, bezweifelt auch Jan Lindenberg. „Außerdem“, kündigt er an, „wollen wir hier noch die Waschbeton-Platten minzhain sonnenallee40_gartenarchipel sonnenallee_neukoellnabschleifen, um ihnen durch einen Terrazzo-Effekt eine neue Optik zu geben, und die entstandenen Lücken füllen.“

Das Erlebnis des Riechens und eine Reminiszenz an die arabische Kultur stehen indes im Fokus des Minzhains in der Sonnenallee 40, der am 9. Juli gepflanzt werden soll. Als letzte der experimentellen Gartenaktionen kommt am 17. September mit einer Kieselrabatte in der Sonnenallee 100 ein haptisches Erlebnis hinzu. Als Verweis darauf, dass Gärten nicht zwingend grün und blühend sein müssen, schwebt Lindenberg eine Parzelle mit geometrischen Mustern nach dem Vorbild asiatischer Steingärten vor. „Grundsätzlich sehen wir das Gartenarchipel Sonnenallee als Experiment, dessen Entwicklung wir beobachten wollen, und als kleinteiligen, partizipatorischen Kontrast zur Karl-Marx-Straße, in deren Umbau gerade Millionen gesteckt werden“, ergänzt er.

Wer sich am Urban Gardening-Projekt in der Sonnenallee beteiligen möchte, kann sich telefonisch unter 0179 – 34 36 892 oder per E-Mail an mail[at]place-making.org an das Leitungsteam wenden.

=ensa=

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