Melanie Schmitz hat nichts gegen Männer und Flohmärkte liebt sie. „Aber das meiste von dem, was Männer auf Flohmärkten anbieten, interessiert mich kein bisschen. Außerdem“, findet sie, „fangen nor-male
Flohmärkte viel zu früh an.“
Es waren einerseits diese Erkenntnisse, die die Mittdreißigerin auf eine Idee brachten. Dazu kam: „Wir Frauen haben doch mindestens zwei große Gemeinsamkeiten: Wir haben zu viele Klamotten, und wir shoppen gerne.“ Fertig war das Grundkonzept für den Weiberkram-Mädelsflohmarkt, das Melanie Schmitz erstmals 2009 in Wupper-tal ausprobierte. Danach etablierte sie es zwei Jahre lang in ihrer Heimatstadt Düsseldorf – damals noch als zeitintensives Hobby neben einem Fulltime-Job beim Fashionlabel Esprit. „Den hab ich 2014 aufgegeben und bin seitdem hauptberuflich Flohmarkt-Veranstalterin“, sagt die studierte Modedesig-nerin. Das ehemalige Vollgutlager der Kindl-Brauerei hat sie am vorletzten Sonnabend bereits zum dritten Mal in eine begehbare Schatztruhe verwandelt. Die Suche nach einer „spannenden Location mit Charme“ habe in Berlin – bzw. genau genommen in Neukölln – irre lange gedau-ert,
berichtet Mel Schmitz, die auch mal in Kirchen, in Zechenambiente oder alten Güterbahnhöfen zum Trö-deln bittet.
Wer die 3 Euro Eintritt gezahlt hat, wird – egal ob Frau oder Mann – als Weiberkram abgestempelt. Wobei Männer rar sind und die meisten Frauen mit Freundinnen oder alleine von Stand zu Stand schlendern. Rund 90 sind es diesmal, die ihren Haushalt um Taschen, Hüte,
Schuhe, Schmuck, Accessoires und Kleidung für verschiedene Jahreszeiten zu erleichtern gedenken. An manchem Teil hängt sogar noch das Preisschild – ein untrügliches Indiz für einen Fehlkauf. Hinsichtlich des Angebotenen macht Mel Schmitz schon im Vorfeld klare Ansagen: „Nichts aus Echtfell und von Primark! Und keine Grabbelkisten voller 1 Euro-Artikel!“ Es gebe eben Dinge, die sie
auf ihren Flohmärkten nicht haben wolle, und das, weiß die Weiberkram-Erfinderin, wüssten auch die Verkäufe-rinnen und Kundinnen zu schätzen.
Die Atmosphäre ist entspannt und weit entfernt von Jagd-szenen, wie man sie aus fernen SSV- und WSV-Zeiten oder Sonderaktionen bei Textil-Filialisten kennt. Ein DJ breitet Soundteppiche in der 1.200 Quadratmeter großen Halle aus; wer vom Shoppen hungrig oder durstig geworden ist, kann eine Pause in der Gastro-Lounge einlegen. Das gehöre für sie alles zu einem guten, gelungenen Flohmarkt, ebenso wie
Umkleidekabinen, da-mit sich niemand aufs Augenmaß verlassen muss, sagt die Düsseldorferin. Und der Erfolg gibt ihr recht: Der Name Weiberkram ist wegen verstärkter Nach-ahmung des Konzepts längst markenrechtlich geschützt, die Standflächen sind in der Regel schon Wochen vor dem Event vergeben, und bei jedem
Flohmarkt tummeln sich um die 2.000 Besucherinnen – oder zuweilen über 1.000 mehr.
Einen guten Riecher für Trends hat Mel Schmitz auch mit ihrem jüngsten Spin-off bewiesen. „Ich pass auch nicht in eine 36 rein, und bei normalen Mädels-flohmärkten gibt es viel in solchen kleinen Größen“, sagt sie. Was also lag näher, als mal ein Plus Size-Special für Klamotten ab Konfektionsgröße 42 zu testen? Das sei wie eine Bombe eingeschlagen, überrascht habe es sie jedoch nicht: „Bei der Berlin Fashion Week ist das Segment ja inzwischen auch vom Nischenprodukt zur festen Größe geworden.“
Der nächste Weiberkram-Mädelsflohmarkt in Berlin ist am 3. Juli als Open Air-Ausgabe an den Spreewerkstätten; Eintritt: 3 Euro/frei für Kinder bis 12 Jahre. Anmeldungen für Standflächen sind aktuell noch möglich.
Im Vollgutlager in Neukölln (Rollbergstr. 26) gastiert Weiberkram wieder am 11. September; bereits vier Wochen später, am 9. Oktober, findet dort ein Plus Size-Mädelsflohmarkt statt.
=ensa=
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