Hätten sich alle zu einem Gruppenfoto aufgestellt, die an der Vorbereitung oder Durchführung des Festprogramms zum 100-jährigen Bestehen des Körnerparks beteiligt sind,
wäre es auf der Terrasse vor der Galerie eng geworden. Deshalb traten Montag beim Pressetermin nur die Hauptverantwortlichen vor die Kameras.
„Das Interesse am Mitwirken seitens der Neuköllnerinnen und Neuköllner war überhaupt nicht einzuschätzen, als wir vor genau zwei Jahren angefangen haben, das Jubiläum zu planen“, sagt Kulturamtsleiterin Dr. Katharina Bieler (4. v. r.). Ihre Mitarbeiterin Bettina Busse (l.) hat seitdem regelmäßig zu einem Stamm-tisch eingeladen, der mit dem Input „Wir spinnen erstmal nur rum!“ begann. Erst als das Neuköllner Bezirksamt im letzten Jahr beschlossen hatte, dass Sondermittel in Höhe von 90.000 Euro für die Finanzierung der Festi-vitäten bereitgestellt werden, sei das Brainstorming in die Realisierungsphase gelenkt worden. Das Ergeb-nis ist ein Programm, das am 4. Juni beginnt, 100 Tage später endet und bis 1816 zurückschauen lässt,
aber auch den Blick bis ins Jahr 2116 und somit weit in die Zukunft lenken will.
Es werde ein 100-tägiges Fest, mit dem „eines der schönsten Fleckchen des Bezirks gebührend gefeiert“ werden soll, prophezeit Dr. Franziska Giffey (r.). Die Bezirksbürgermeisterin erhofft sich von dem allerdings nicht nur, dass sich seine Strahlkraft innerhalb Neuköllns entfaltet: „Es soll das Bewusstsein für diesen schönen Ort nach außen tragen.“
Die Galerie im Körnerpark, die seit 1983 durch die Initiative der damaligen Kulturamtslei-terin Dr. Dorothea Kolland kommunal betrieben wird, ist längst zum weit über die Grenzen Neuköllns hinaus bekannten und anerkannten Kulturort geworden. „2015 haben wir hier, wo in den 1980er Jahren der Künst-ler Markus Lüpertz arbeitete und Werke entstanden, die noch heute in der Notaufnahme des Neuköllner Krankenhauses hängen, rund 35.000 Besucher gezählt“, hebt Kulturstadtrat Jan-Christopher Rämer (l.) hervor. Auch das Jubiläumsprogramm zum 100-jährigen Bestehen des Körnerparks, durch das sich als roter Faden die Aspekte Bildung und Wissensvermittlung zögen, habe das Anliegen, etwas Bleibendes zu schaffen. „Im Juni“, so Rämer, „wird der Bild-hauer Daniel Bayardi auf der Galerieterrasse eine Skulptur aus Carrara-Marmor herstellen und sich dabei über die Schulter schauen lassen.“
Schon im Vorfeld der Feierlichkeiten wurde die gesamte Fläche vor der Orangerie neu aufge-arbeitet. Zudem habe man die 24 weißen Bänke im Park repariert und frisch lackiert, neue Kübelhalter installiert und einige Pflanzungen vorgenommen, um den Körnerpark, der – neben dem Britzer Schlosspark und dem Schulenburgpark – eines von drei Garten-denkmälern in Neukölln ist, „zu seinem Jubiläum besonders glänzen zu lassen“, gibt Thomas Ble-sing bekannt.
Auf die Idee, das 50- oder 60-jährige Bestehen des Parks zu feiern, der zwischen 1912 und 1916 nach Entwürfen des Neuköllner Gartenbau-direktors Hans Richard Küllenberg in einer ehemaligen Kiesgrube von Franz Körner angelegt wurde, wäre wohl niemand gekommen. Erst 1977 wurde mit der Rekonstruktion des Kleinods begonnen, das nach dem 2. Weltkrieg in einen desolaten Zustand verfiel. „Und die Brunnenkaskade, ein Möbel, das diesen Park kennzeichnet, ist erst seit 10 Jahren wieder gangbar“, erinnert sich der für die Ressorts Bauen und Natur zuständige Stadtrat. Sein größtes Sorgenkind ist sie aber immer noch. Reparaturkosten im Gegenwert des Betrags für einen neuen Kleinwagen müssten jährlich aufgebracht werden, „weil der Brunnen als Umsonstausfertigung der Städtischen Schwimmbäder missbraucht wird“, kritisiert Blesing (r.). Überhaupt gebe es leider nicht nur Menschen, die die Schönheit des Parks zu schätzen wüssten und erhalten wollten: Vandalismus und im Sommer eine „erkennbare Übernutzung der Rasen-anlage, die keine Wiese ist“ würden dafür sorgen, dass das Gärtnerteam vom Neuköllner Grünflächenamt im rund um die Uhr geöffneten Körnerpark immer gut zu tun habe:
„Deshalb ist nichts wich-tiger als die soziale Kontrolle.“
Gut möglich, dass sie in diesem Sommer ob des 100-Tage-Jubiläumsprogramms besser als denn je funktioniert: Nicht nur Lesungen, Konzerte, Tanzveranstaltungen, Gesprächsrunden, Park-führungen und zwei Sonderausstellungen der Künstlerinnen Mathilde ter Heijne und Susanne Kriemann werden in Körners ehemaliger Kiesgrube stattfinden. Auch an dessen Begeisterung fürs Gärtnern wird aufgegriffen: Durch Patenschaften sollen 100 der von Franz Körner gezüchteten Riesensonnenblumen gepflanzt und zum Wachsen und Blühen gebracht werden.
Um alle Veranstaltungen anzukündigen und zu beschreiben, hat der Bezirk den Jubiläumskalender „Körners Allerlei“ herausgegeben. Rund die Hälfte der 1.300 gedruckten Exemplare werde kostenlos an diejenigen vergeben, die an den Feierlichkeiten beteiligt sind, betont Bettina Busse. Für alle anderen ist der originell gebundene und mit Geschichten, Rezepten, Portraits sowie einer Freikarte fürs Eröffnungsfest angereicherte Kalender für 5 Euro in der Galerie im Körnerpark und beim WerkStadt Kulturverein erhältlich. Die Sondermittel vom Bezirk würden größtenteils in die Finanzierung der künstlerischen Projekte fließen, erwähnt die Kulturamtsmit-arbeiterin. „Wir hätten auch das Dreifache für schöne Ideen ausgeben können, ohne dass Champagner geflossen wäre“, ist Jan-Christopher Rämer, beeindruckt von der großen Beteiligung der Neuköllner, überzeugt.
Das 100 Jahre Körnerpark-Programm beginnt am 4. Juni um 16 Uhr mit der Eröffnung der Ausstellung „Körnerpark“ im Neuköllner Leuchtturm. Ab 17 Uhr stimmen Workshops unter dem Motto „Zeitschleuse“ sowie die Kunst-aktion zum Mitmachen namens „Pop Up Fotostudio“ (ab 18 Uhr) im Körnerpark auf das Auftaktfest „Tanz mit Franz“ (ab 19 Uhr) ein.
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