Weil die Kinder der Evangelischen Schule Neukölln und auch ihre Eltern es so wollten, hat die Rosskastanie auf dem Platz am unteren Ende vom Sasarsteig seit gestern
eine Nachbarin: eine Esskastanie. Noch ist das dreibeinige Holzge-stell, das sie stützt, zwar auffälliger als die Neue selber, doch das wird sich im Laufe der Zeit ändern.
Der Standort sei gut, ebenso das Granulat, in dem der aktuell rund 4 Meter hohe Baum wurzeln soll, sagt Derk Ehlert, der Wildtierexperte und Pressereferent von der Senatsverwaltung für Stadtent-wicklung und Umwelt. Die Bedingungen für einen „Jahrestrieb zwischen 40 und 60 Zentimetern“ seien also günstig: „Ausgewachsen erreicht eine Esskastanie dann locker 20 bis 30 Meter.“ Etwa ein Vierteljahrhundert dauert es, bis sie erstmals Früchte trägt. „Vielleicht haben wir ja irgendwann mal einen Stand auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt, an dem wir Neuköllner Maronen von unserem Baum verkaufen“, meint Schulleiter Thorsten Knauer-Huckauf.
Dass sich viele darum gekümmert hätten, dass dieser Baum an diese Stelle kommt, betonte auch Staatssekretär Christian Gaebler (r., neben Thors-ten Knauer-Huckauf und Thomas Blesing), der zugleich in seiner Funktion als Schirmherr der Berliner Stadtbaum-Kampagne zur Pflanzung der Esskastanie gekommen war. Sinn der Aktion des Berliner Senats, erklärte Gaebler, sei zwar vordergründig, „dass trotz notwendiger Fällungen der Bestand von etwa 440.000 Straßenbäumen in der Stadt beibehalten wird.“ Der neue Baum im Sasarsteig habe aber neben allen Umwelteffekten zusätzlich den Pluspunkt, dass man seine Früchte essen kann.
Nachteile habe die Neue unter den rund 21.000 Neuköllner Straßenbäumen allerdings auch, schloss Bezirksstadtrat Thomas Blesing an, zu dessen Ressort neben dem Bereich Bau auch das Segment Natur mit dem Neuköllner Grünflächenamt gehört, das in den ersten Jahren die Pflege der Castanea sativa über-nimmt. „Esskastanien müssen behütet werden. Klettert also nicht auf den Baum, sondern wartet, bis die Früchte runterfallen, damit der Baum viele Schülergenerationen überdauern kann!“, bat er die Kinder der Schule – die aber bei der ersten Maronen-Ernte
längst erwachsen sein werden.
Am Gedeihen der Esskastanie ist ihnen zudem aus einem weiteren Grund gelegen. „Nicht nur die Eltern haben für die Patenschaft des Baums gespendet“, so Thorsten Knauer-Huckauf (r.), „sondern auch die Kinder haben etwas von ihrem Taschengeld dazu gegeben.“ Es ist nicht das erste Mal, dass der einst unansehnliche Weg zwischen Mainzer- und Reuterstraße vom Engagement an der Grundschule der Evangelischen Schule Neukölln profitierte: Bereits vor zwei Jahren haben Schüler und Eltern dort eine Bepflanzungsaktion durchgeführt, die sie zu Paten von etwa 30 Bäumchen und Rosen machte. „Mit dem Baum wollen wir nun ein Zeichen zur Aufwertung des Platzes am Ende des Sasarsteigs setzen und verdeutlichen, dass er nicht zum Müllabladen genutzt werden soll“, konstatierte der Schulleiter, noch bevor die Kinder das gewässerte Granulat rund um ihren Stadt-baum festgetrampelt haben.
Bedenken, ob denn der Standort neben einer gemeinhin miniermottenanfälligen Rosskastanie wirklich günstig ist, kann Thorsten Knauer-Huckauf gleich wieder zerstreuen: „Die Schädlinge können der Esskastanie nichts anhaben, weil sie botanisch eine Buche und nicht mit der Rosskastanie verwandt ist.“
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