„Sichtbarer und lebendiger Gedenkort“ für den in Neukölln ermordeten Burak Bektas gefordert

gedenkdemo 4. todestag burak bektas_neukoellnEtwa 250 bis 300 Menschen folgten vorgestern Nachmittag einem Aufruf der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B. und versam-melten sich in der Rudower Straße zu einer Gedenkdemonstration anlässlich des 4. Todes-tages von Burak Bektas. Sie führte vom Tatort schräg gegenüber des Krankenhauses Neukölln bis zum S+U-Bahnhof Neukölln – nicht weit ent-fernt von der Kreuzung Ringbahn-/Walterstraße, wo am 20. September letzten Jahres tatort luke holland_gedenkdemo 4.todestag burak bektas_neukoellnder Brite Luke Holland erschossen wurde.

Erst im Januar diesen Jahres hatten sich die Familien der beiden in Berlin-Neukölln Ermordeten, Burak Bektas und Luke Holland, mit ihren Anwälten an die Öffent-lichkeit gerichtet, um massive Kritik an den Ermittlun-gen der zuständigen Staatsanwaltschaft und der Polizei tas_pau_baram_gedenkdemo 4.todestag burak bektas_neukoellnzu äußern.

An die Spitze der Demon-stration setzten sich Petra Pau (M.), Obfrau der Linke-Bundestagsfraktion im NSU-Untersuchungs-ausschuss, und Canan Bayram (r.), Sprecherin der Grünen für Integration, Migration und Flüchtlinge, sowie Hakan Tas (l.), partizipations-, flüchtlings- und innenpolitischer Sprecher der Linke-Fraktion, aus dem Berliner Abgeordnetenhaus. Weiterhin gehörten der Neuköllner biedermann_szczepanski_gedenkdemo 4.todestag burak bektas_neukoellnSozialstadtrat Bernd Szczepanski und die Bezirks-verordneten Derya Caglar (SPD), Jochen Biedermann, Bertil Wewer (beide Grüne) sowie Thomas Licher (Linke) zu den Teilnehmern der Gedenkkundgebung.

Am Sonnabend wurde zudem die Gedenkort für Burak-Webseite freigeschaltet: Um die Erinnerung an den Ermordeten wachzuhalten, will die Initiative gemeinsam mit Angehörigen, Freunden und Bekannten einen „sichtbaren und moewenweg_neukoellnlebendigen Gedenkort“ schaffen. Dieser soll auf der dem Bezirk gehörenden Grünfläche zwischen Rudower Straße, Möwen- und Laubsängerweg entstehen, nur wenige Schritte vom Tatort entfernt. Der Gedenkort, so die Initiative, solle ein Ort des Lernens sein und „die vielen weiteren unauf-geklärten Morde an MigrantInnen und den alltäglichen Rassismus, dem Menschen mit Migrationsgeschichte auch in Neukölln ausgesetzt sind, im öffentlichen Gedächtnis ringbahnstr_gedenkdemo 4.todestag burak bektas_neukoellnder Stadt verankern. Der Platz soll nach Burak Bektas benannt werden.“

Die Idee der Kampagne wird bereits von verschie-denen politischen Akteuren unterstützt. „Wenn ein junger Mensch ohne erkennbare Gründe aus dem Leben scheidet, versetzt es eine Familie, sogar eine gesamte Gesellschaft in Trauer. Dieser Gedenkort sollte uns alle verpflichten, diese unmenschliche Tat aufzuklären, um seinen Eltern eine Antwort zu geben, warum Burak nicht mehr unter uns ist“, begründet Bijan Atashgahi, SPD-Verordneter in der Neuköllner BVV und Vorsitzender des gedenkdemo 4.todestag burak bektas_neukoellnInte-grationsausschusses, seine Unterstützung der Initiative.

Eine Skulptur soll im Zentrum des Gedenkortes stehen. Die Kreuzberger Künstlerin Zeynep Delibalta hat hierzu einen Entwurf erstellt, den sie „Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle“ nennt. Zur Erläuterung des Entwurfes heißt es: „Es handelt sich um eine spiralförmige Figur, die oben sieben in sich gedrehte ‚Finger‘ hat. Spiralen sind eine universelle Form. Sie taucht bei Blüten und Pflanzen auf, aber auch als Form von Galaxien.“ Die Ziffer 7 habe seit altersher in verschiedenen Kulturen und Religionen ebenso wie in der Mathematik eine besondere Stellung. „Eine Regel für die Teilbarkeit durch 7 führt zu einem einfachen Algorithmus. Ein Algorithmus zum Lösen von Fällen wie dem Mord an Burak ist noch nicht gefunden. Es braucht dafür die Veränderung von Ermittlungsmethoden, ein öffentliches Bewusstsein und den politischen Willen“, erklärt Zeynep Delibalta ihren Entwurf. Als nächsten Schritt will die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B. einen Beschluss der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung zum Gedenkort herbeiführen und um weitere s-bf neukoelln_gedenkdemo 4.todestag burak bektasUnterstützer in Politik, Kultur und Sport werben.

Die Abgeordnete Canan Bayram brachte unter-dessen im Februar 2016 kurz vor einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Bundes-tagsabgeordneten Martina Renner (Die Linke) ein halbes Dutzend Schriftliche Anfrage mit der Überschrift „Noch mehr offene Fragen zum Mord an Burak B.: Konsequenzen aus den Ermittlungen zum NSU“ im Berliner Landesparlament ein. „Die Antworten auf meine parlamen-tarischen Anfragen haben neue Fragen aufgeworfen, unter anderem zur Akteneinsicht und zur operativen Fallanalyse“, teilte die Politikerin am Sonnabend dem FACETTEN-Magazin mit und schloss weitere parlamentarische Anfragen zum Themenkomplex nicht aus.

=Christian Kölling=

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