Mit 50 Teilnehmern hatten die Organisatorinnen gerechnet – und so viele waren es dann auch fast, die sich am vergangenen Donnerstag zur 2. Bildungskonferenz des
Körnerkiezes in der Turnhalle der Konrad-Agahd-Schule erwar-tungsvoll versammelten.
„Wir wollen Resultate haben und nicht nur zusammenkommen, um zu reden“, war die einhellige Meinung der Mitarbeiter von Kitas, Schulen und Vereinen, mit denen Anette Nägele und ihre Kolleginnen vom Team Bildung in Bewegung (BiB) vor-ab Interviews zum Bildungsstandort Körnerkiez geführt hatten. Die Gespräche liefer-ten nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern in ihnen wurden „auch die Schwer-punkte der Konferenz gemeinsam erarbeitet“, betonte Eva-Maria Kaes vom Organisatorinnen-Trio.
Wie wichtig das Thema Bildung im Kiez ist, werde schon dadurch deutlich, dass sich vier der Schautafeln, die anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Quartiers-managements Körnerpark erstellt wurden, mit dem Aspekt beschäftigen, ergänzte Quartiersmanager Ulli Lauten-schläger (r.) bei seiner Begrüßung. Die Jahres-zahl im Projekttitel „Kör-nerkiez 2020 – Bildung für den Kiez“ wiederum drücke aus, dass es um Visionen und eine mittelfristige Planung gehe, die darauf zielt, dass sich Strukturen zwischen den Bildungsakteuren festigen und verselbstständigen. „Schließlich“, so Lautenschlä-ger,
„geht das QM, die Anwohner aber bleiben.“ An der Vernetzung, speziell der interdisziplinären, bestehe grundsätzlich ein großes Interesse, wusste Stefanie Tragl vom BiB-Team zu berichten. Folglich solle die während der
zweijährigen Projektlaufzeit forciert werden.
Das liegt auch im Interesse des Neuköllner Bildungs-stadtrats. „Stadtentwicklung ist mehr als Beton!“, findet Jan-Christopher Rämer (r.), der jahrelang im Quar-tiersrat des Körnerkiezes aktiv war. Sein Ansatz sei vielmehr die „Entwicklung von Menschen“. Spuren davon finde man an diversen Orten: „Dass der Schierker Platz so bunt ist und die Sitzgelegenheiten auf dem Kirsten-Heisig-Platz mit Mosaiksteinen gestaltet sind, ist das Resultat von Mitbestimmung und Beteiligung der Anwohner.“ Weil die Soziale Stadt-Förderungen zur Finanzierung der Projekte in den QM-Gebieten aber endlich seien, zugleich jedoch Nachhaltigkeit angestrebt werden solle, plädiere er für den Über-gang erfolgreicher Projekte in eine Regelförderung.
Verschiedene Aspekte, die im Körnerkiez als positiv wahrgenommen werden, sind schon jetzt mittel- oder unmittelbar der Soziale Stadt-Finanzierung zu verdanken. Andererseits fielen bei den Befragungen der Bildungsakteure auch diverse Entwicklungs-hemmnisse auf: Müll, Sperrmüll und Hundekot in den Straßen, der nur spärliche Kontakt zwischen Alt- und Neu-Bewohnern, Mietsteigerungen, wenig Orte und Angebote für Jugendliche und eine dürftige Kooperation zwi-schen den sozialen Trägern. Zudem steht der Tatsache, dass im Kiez zwar viele Kitas und zwei Grundschulen ansässig sind, der Kontrapunkt gegenüber, dass keine Integrierte Sekundar-schule vorhanden ist. Dazu komme, so Stefanie Tragl (l.), das Problem, dass „Eltern oft gar nicht wissen, was es alles im Kiez gibt“. Verbesserte Kommunikationsstrukturen – sowohl untereinander als auch nach außen – erfordere ebenfalls das Wartelisten-Manage-ment in den Kitas.
Um die Themen zu beackern, wurden bei der Konferenz sechs Arbeitsgruppen gebildet, die sich an Leitfragen orientierten und zugleich die bei der Vorab-Befragung
ermittelten Positiv- und Negativlisten berücksichtigten. Ebenso die am meisten geäußerten Wünsche von Anwohnern und Akteuren: Mehr Nachhilfeeinrichtungen und mehr Sicherheit auf den Straßen müsse es im Kiez geben, außerdem ein Basketballfeld und ein Spielmobil. Grundsätzlich fehle es darüber hinaus an einem Über-blick,
der die Sport- und Freizeitangebote bün-delt.
Die Ergebnisse der Bildungskonferenz wer-den etwa Mitte April auf der Homepage des Quartiersmanagements Körner-park veröffentlicht und „in eine lokale Handlungs-strategie einfließen, die bis 2020 konzeptionell im QM-Gebiet umgesetzt werden soll“. Auf eines der dringlichsten Anliegen der Menschen, die im Körnerkiez leben oder arbeiten, haben aber Soziale Stadt-Projekte nur bedingt Einfluss: „Sehr häufig“, sagt Stefanie Tragl, „wurde der Wunsch geäußert, dass die bunte Anwohner-mischung erhalten bleiben soll.“
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