Nicht nur gegen Migranten, sondern gegen eine offene, solidarische Gesellschaft

antirassismus-kundgebung rudow_neukoelln„Heute ist der 21. März: Der internationale Tag gegen rassistische Diskriminierung.“ Unablässig macht der graubärtige Mann in der roten Jacke seine Laut-sprecherdurchsage am U-Bahnhof antirassismus-kundgebung rudow-neukoellnRudow, während zwei Dutzend Menschen mit Fahnen und Trans-parenten über die Fuß-gängerüberwege rund um den Platz an der Rudower Spinne ziehen.

„Es ist 5 vor 12! Seit Monaten steigt die Zahl der rechtsextremen Straftaten“, warnt ein Bündnis für 100 Prozent Menschenwürde in einem gemeinsamen Aufruf, der begleitend zur Kundgebung an neugierige Passan-ten verteilt wird. Dem Bündnis, das zur 5 vor 12-Demo aufgerufen hat, gehören u. a. hufeisern gegen rechts_antirassismus-kundgebung rudow-neukoellndie Anwohner*innen-Initiative Hufeisern gegen Rechts, das Bündnis Neukölln, Die Falken Neu-kölln, der DGB-Kreisverband Neukölln sowie die Jusos Neukölln an. In Deutschland habe die Polizei im Jahr 2015 insgesamt 921 Gewalttaten aus dem rechtsextremen Milieu registriert, von denen mehr als zwei Drittel mit Körperverletzungen verbunden waren. Die überwiegende Mehrheit dieser Gewalttaten seien Angriffe mit fremdenfeindlichen Motiven, wie etwa Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Die Täter würden dabei bewusst den Tod von Menschen in Kauf nehmen. „Es bleibt schon lange nicht mehr bei Aufzügen mit verbalen Diskriminierungen oder Handgreiflichkeiten. Brandbeschleuniger, Molotowcocktails, Handgranaten und Schusswaffen mit scharfer Munition werden gezielt eingesetzt“, steht wörtlich im gemeinsamen Flugblatt der Initiativen. Nicht nur in der Provinz, susanna kahlefeld_antirassismus-kundgebung rudow-neukoellnsondern auch in Berlin fänden diese Gewalttaten statt. So verzeichne die offizielle Berliner Polizeistatistik 104 rechts-extreme michelle starck_antirassismus-kundgebung rudow-neukoellnGewalten mit 88 verletzten Opfern allein im Jahr 2015.

Nach jeder Runde, die die Demon-stranten zwischen den Straßen Alt-Rudow und Waltersdorfer Chaussee machen, folgt ein Redebeitrag. Nach einer Begrüßung durch die Falken sprechen die Grüne-Abgeordnete Dr. Susanna Kahlefeld (l.) und die stellvertretende Berliner Juso-Vorsitzende Michelle Starck (r.). Abschließend erhält Georg Weise, der an diesem Tag seinen 86. georg weise_antirassismus-kundgebung rudow-neukoellnGeburtstag feiert, für die Initiative Hufeisern gegen Rechts das Wort.

Alle Rednerinnen und Redner warnen davor, sich weder von gewalttätigen Neonazis noch von Rechtspopulisten wie der AfD in die Irre führen zu lassen. Deren Parolen richteten sich nicht nur gegen Migranten, sondern gegen eine offene, solidarische Gesellschaft, in der Einwanderung längst Normalität geworden sei und Vielfalt auf unterschiedlichsten Ebenen existiere. Fazit des Bündnisses für 100 Prozent Menschenwürde: „Rassismus, egal ob kulturell oder religiös verkleidet, hat in einem weltoffenen, zukunftsfähigen Berlin keinen Platz.“

=Christian Kölling=

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