Ausgerechnet beim Eishockey, einer der schnell-sten und härtesten Mannschaftssportarten, ist sogar in den höchsten deutschen Ligen möglich, was nicht nur beim Fußball undenkbar wäre: Frauen dürfen in Männerteams mitspielen.
Jan-Christopher Rämer drehte den Spieß gestern um: Bei der Premiere des Berlin Classic Open Ice im Eisstadion an der Oderstraße mischte Neuköllns Sportstadtrat im Bundesliga-Team der OSC Eisladies Berlin mit, die in einem Benefizspiel gegen die Landesliga-Herren vom ERSC Berliner Bären antra-ten. Darum, die sportlichen Leistungen von Frauen und Männern veranschaulichen und vergleichen zu können, ging es bei der Veranstaltung, deren Initiator und Schirm-herr Rämer ist, jedoch nicht. Viele Eishockey-Teams, wie auch die OSC Eisladies, würden zwar unter freiem Himmel trainieren, der Liga-Betrieb finde aber in Hallen statt. Durch Berlin Classic Open Ice solle versucht werden, den Sport wieder nach draußen zu holen – so, wie es früher üblich gewesen ist. Eine nicht minder wichtige Intention ist für Jan-Christopher Rämer (l.) aber der gute Zweck: Die Einnahmen des Premieren-Events, die durch Eintrittsgelder und VIP Lounge-Karten zusammen kamen und sich letztlich auf 1.500 Euro beliefen, gehen an das Neuköllner Talente-Projekt der Bürgerstiftung Neukölln.
Knapp 200 Zuschauer waren dabei, als DEL-Schiedsrichter Seedo Janssen das Spiel anpfiff und eine schnelle, faire Partie begann. Über 13 Minuten dauerte es, bis die Männer des ERSC Berliner Bären gegen die durch Rämer verstärkten Erstligistinnen in Führung gehen konnten. Kurz vor der ersten Drittelpau-
se, in der drei Eistanzpaare ihr Können zeigten, gelang es ihnen, auf 2:0 zu erhöhen. Nachdem das Mitteldrittel torlos geblieben war, mussten die OSC Eisladies Berlin auf
ihrer Trainingseisfläche im Schlussdrittel bei einsetzendem Schneefall erst einen dritten Gegentreffer einstecken, bevor sie in der 50. Minute endlich ins ERSC-Tor trafen. Am Ende führten die Berliner Bären – trotz vorheriger Absprache, gegen die Frauen mit reduzierter Härte zur Sache zu gehen – nicht nur bei den Strafzeiten, sondern sie gingen auch mit 4:2 als Gewinner vom Eis.
Für Jan-Christopher Rämer, der knieabwärts mit Hier ist Kunst-Tapes des Festivals 48 Stunden Neukölln daran erin-nerte, dass er gleichermaßen Sport- wie Kulturstadtrat ist, keine Überraschung: Durch die höhere Leistungsdichte bei den Männern gleiche sich der Klassenunterschied zwischen 1. Frauenliga und Landesliga locker aus. Folglich sei es auch keine Kunst, Herrenteams dafür zu gewinnen, gegen Damen anzutreten. Diejenige, die 1998 als erste Frau für die Erstliga-Mannschaft der Eisbären Berlin ihre Schlittschuhe schnürte, Maren Valenti, hätte gestern eigentlich den OSC Eis-ladies als Promicoach zur Seite stehen sollen. Das wurde allerdings durch Eis und Schnee bei der Anreise nach Berlin verhindert.
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