Wie lebt es sich in einem Kiez, dessen Bewohner-struktur sich binnen weniger Jahre rapide verjüngt hat, während man selber stetig älter wurde? Der Heimat ist, sich aber nicht mehr so anfühlt. In dem Bäckereien
eröffnen, die The Bread Station heißen, hippe Läden und Cafés in ehemalige Eckkneipen ziehen, und viel englisch, spanisch und italienisch gesprochen statt ber-linert wird.
Sie habe nie woanders als im Reuterkiez gelebt, erzählt eine Rentnerin. Nun wohnt sie am Maybachufer, vorher in anderen Straßen, die zwar noch heißen, wie sie immer hießen, ansonsten aber ihre Gesichter verändert haben: „Durch die Entwicklung der letzten Jahre hab ich den Eindruck, in einen anderen Kiez umgezogen zu sein.“ Für das seit Oktober 2012 laufende Seniorenprojekt, dessen Förderung durch Soziale Stadt-Mittel des Quartiersmanagements nun mit der Ausstellung „Der Reuterkiez aus der Sicht älterer Menschen“ im Quartiersbüro endet, wäre die Frau die optimale Teilnehmerin gewesen. Nur: Sie hat erst wenige Stunden vor der Vernissage durch Zufall davon erfahren, deshalb sitzt
sie jetzt im Publikum. Neugierig, inwieweit sich ihr Empfinden mit dem anderer Vertreter ihrer Generation deckt.
Es gebe im Kiez nur wenige Angebote für ältere Menschen, muss Quar-tiersmanagerin Jihane Arnhold (r., neben Seniorenpro-jekt-Leiterin Ursula Bach) gleich bei der Begrüßung zugeben. Entsprechend wertvoll sei dieses. Weil bei der Soziale Stadt-Förderung jedoch gewisse Regularien einzuhalten sind, ist eine Weiterfinanzierung aus dem QM-Topf nicht möglich. „Die Aussichten, dass die entstandenen Strukturen nachhaltig gesichert werden können und das Projekt mit anderen Mitteln weitergefördert wird, sind aber gut“, kündigt Arnhold an.
Wenig später ist es an Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (l.) mitzuteilen, dass inzwischen beschlossen wurde, den Fort-bestand des Angebots für Senioren durch Gelder vom Bezirksamt Neukölln zu gewährleisten. Applaus brandet auf, zustimmendes Nicken begleitet die Rede des Grünen-Politikers, der das Projekt als ebenso inhaltlich schwer wiegend wie wichtig erachtet. In einem Kiez, der sehr jung geworden sei, habe sich um Ursula Bach eine Interessenvertretung der Älteren gebildet, die Forderungen stelle. „Alte Leute bringen sich ein und haben der Politik Wichtiges zu sagen“, findet Szczepanski, der auf weitere gute Ergebnisse hofft.
Wie wird das Wohnumfeld von den Senioren wahrgenommen? Welche Orte empfinden sie als positiv und negativ? Wie müsste die Gegend gestaltet sein, damit sie möglichst lange außerhäuslich mobil bleiben und Leben teilhaben können? Aus diesem Fragenkomplex entwickelte Ursula Bach Gesprächs-runden und Kiezspaziergänge, an denen sich in den vergangenen Monaten knapp 25 Frauen und Männer im Rentenalter beteiligten, Orte benannten und kate-gorisierten sowie von ihren Erfahrungen mit ihnen berichteten. „Das Ergebnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität“, so die Polito-login, die seit Jahren Geschichts- und Kulturprojekte in Neukölln anleitet. „Aber es zeigt trotzdem wichtige Tendenzen, die ins Blickfeld der Öffentlichkeit müssen.“
Auf acht Schautafeln ist es nun dargestellt. Vier von ihnen sind Orten und Begeben-heiten gewidmet, die immer wieder negativ auffallen: Müllecken, fehlende oder vor sich hin verrottende Bänke, Probleme mit Radfahrern und nicht abgesenkten Bürger-
steigkanten sowie die ausufernde Gastronomie. An das Schlafen bei geöffnetem Fenster sei in vielen Straßen im Kiez gar nicht zu denken, seit sie zu Partymeilen wurden. Dazu komme es ob der Ausbreitung von Tischen und Bänken auf den Bürgersteigen ständig zu Engpässen. Doch einzig ein Ärgernis ist das exzessiv gestiegene Mehr an Lokalitäten nicht: Von den meisten Projektteilnehmern werden die vielen Cafés – neben guten Einkaufsmög-lichkeiten und den grünen Oasen, wie z. B. am Landwehrkanal – auch als positiv bewertet.
Überhaupt ging es den Senioren augenscheinlich nicht um bloßes Mäkeln. „Wir haben auch Lösungs-ideen entwickelt, die wir im nächsten Jahr zusam-men mit der AG Wohnumfeld angehen wollen“, sagt Ursula Bach. Ebenfalls in 2016 könnte auch ein weiterer Wunsch von ihr und den Senioren, die sie durch Einsatz, Energie und Kontinuität beeindruckten, in Erfüllung gehen: Die Ausstellung sei als Wanderausstellung konzipiert und solle auch wandern, um möglichst viele Leute für die Bedürfnisse Älterer zu sen-sibilisieren – und die gelten nicht nur für den Reuterkiez. „Wir arbeiten schon daran, sie ins Rathaus zu holen“, kündigte Katharina Smaldino, Neuköllns Behinderten-beauftragte, an.
„Der Reuterkiez aus der Sicht älterer Menschen“ wird bis zum 14. Januar 2016 jeweils Mo, Mi und Do in der Zeit von 10 bis 17 Uhr im Büro des QM Reuterplatz in der Hobrechtstr. 59 gezeigt; Öffnungszeiten: Mo., Mi. und Do. 10 – 17 Uhr (vom 24.12.2015 bis 3.1.2016 ist das Büro geschlossen).
=ensa=
Filed under: berlin, neukölln | Tagged: ag wohnumfeld reuterquartier, ausstellung "der reuterkiez aus der sicht älterer menschen", bernd szczepanski (grüne neukölln), jihane arnhold (qm reuterplatz), katharina smaldino (behindertenbeauftragte neukölln), kreuzkölln, qm reuterplatz, senioren, ursula bach |
ich wohne nicht im reuterkiez.
ich wohne sonnenallee, kreuzung erk / …ist mittlerweile ähnlich wie reuter….
vor etwa 10 jahren, da war es hier noch gut.
das leben hat spass gemacht, jeder kannte fast jeden.
probleme gab es keine.
mit freude bin ich mit meinem hund runtergegangen.
alles war friedlich und geordnet.
(heute gehe ich bewaffnet mit meinem hund gassi !!!!)
andere hunde laufen leinenlos.
heute: es lebt sich nicht mehr gut.
die lebensqualität ist gesunken.
der mietspiegel müsste nach weit unten korrigiert werden.
die gehwege vermüllen.
radfahrer ohne licht fahren überall kreuz und quer.
der wildenbruchpark verkommt: partys, müll…..
laute balkonpartys nachts um 2:00 uhr.
nachts betrunkene menschen auf den gehwegen, die laut sind, bes. die frauen.
ich werde permanent angesprochen ob ich ’ne zigarette habe, oder geld für die toilette auf dem alfred-scholz-platz.
…das es keine parkplätze mehr gibt ist ok für mich. da hatten wir in neukölln luxus.
…das die mieten steigen ist auch ok für mich, war auch luxus durch die besondere situation der stadt.
das war absehbar.
….das ‚zig szeneläden eröffnen ist auch ok für mich.
mein problem ist das affektive verhalten dieser menschen, die aktuell hierher kommen:
in erster linie das der deutschen, insbes. der westdeutschen.
dann das der eu europäer.
und das der nicht eu menschen ( usa, kanada z.b.)
ich freue mich über jedes neue klingelschild im haus, was türkisch, arabisch, serbisch, albanisch, bulgarisch oder ähnlich klingt….)
und wenn ein deutsches schild angebracht wird, dann ahne ich schon das schlimmste.
ich hatte das erst:
freie entfaltung.
auch für das kind.
lärm ohne ende ende von über mir.
hab‘ ich 1x die musik zu laut gemacht, kam gleich das ordnungsamt.
jeder türke, araber, albaner usw. integriert sich, einwandfrei.
doch in erster linie die deutschen schaffen das nicht !!!
…und die spanier, italiener, franzosen, griechen,schweden, finnen, norweger,amerikaner, kanadier usw…
sie alle können sich nicht integrieren.
ich sehne mich zurück in, als noch rütli ein thema war.
damals war alles in ordnung !
LikeLike