Nach dem griechischen Wort Nekropolis für Totenstadt werden die Gräberfelder des Alter- tums Nekropolen genannt. Die Foto-Ausstellung „Neukölln Nekropole – Fotografien 1945“ wurde am Mittwochabend im Rathaus Neukölln eröff- net. Die zeitgleich tagende Bezirksverordneten- versammlung unterbrach ihre Sitzung, um an dem Festakt teilzunehmen, den die Konzert- cellistin Sofia Chekalina musikalisch umrahmte.
Noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs waren viele Menschen bei Kriegshandlungen in Neukölln ums Leben gekommen. Im Bezirk befinden sich auf 16 Friedhöfen ungefähr 15.000 einzelne Kriegs- gräber und Sammelgräber mit einer Fläche von etwa 1.600 Quadratmetern. Obwohl die meisten Begräbnisstätten – z. B. am Columbiadamm und in der Lilienthalstraße – für die Öffentlichkeit zugänglich sind, sind nur sehr wenige Teil der allgemeinen Wahrnehmung.
Um die weitgehend unbekannte Nekropole Neukölln visuell zu vergegenwärtigen, fotografierte eine Architekturstudenten-Masterklasse von Prof. Dr.-Ing. Susanne Junker an der Beuth Hochschule für Technik Berlin die geradezu ikonische Jahreszahl 1945. Es entstanden beeindruckende, klassische Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die Licht und Schatten, Raum und Leere, Stillstand und Zeit zeigen. Unterstützt wurde die Fotoarbeit, die Teil eines mehr- semestrigen Nekropolen-Projekts ist, mit Führun- gen über Berliner Friedhöfe sowie der Bereit- stellung von Publikationen, Karten, Listen und Lageplänen vom Volksbund deutsche Kriegs- gräberfürsorge.
Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey (r.), die die Fotoausstellung eröffnete, dankte in ihrer Rede Susanne Junker (M.) ebenso wie Prof. Dr.-Ing. Hans W. Gerber (l.), Vize-Präsident der Beuth Hochschule, sowie dem Berliner Landesgeschäftsführer Dr. Ingolf Wernicke und dem ehemaligen Bundestags- abgeordneten Wolfgang Wieland (l.) vom Volksbund, für ihre eindringliche Beschäftigung mit den nach wie vor aktuellen Themen Krieg und Kriegstod.
Wieland, der im Vorstand des Vereins ist, erinnerte daran, dass in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs viele, „Kindersoldaten“ genannte Jugendliche in Kriegshandlungen verwickelt wurden und sinnlos starben. Dies wurde lange Zeit in der Nachkriegsgesellschaft verdrängt und werde erst allmählich in der Öffent- lichkeit bewusst.
Die Foto-Ausstellung kann bis zum 18. November während der Öffnungs- zeiten des Rathauses Neukölln (Karl-Marx-Straße 83) im Foyer im 2. OG besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
=Christian Kölling=
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