Wenn Jan-Christopher Rämer und Dr. Franziska Giffey noch als Schulstadtrat und Bezirksbürger-meisterin den Neubau der Neuköllner Clay-Schule eröffnen wollen, was Schulleiter Lothar Semmel hofft, müssen sie sich noch sieben Jahre in ihren Ämtern halten und zwei Kommunalwahlen über-stehen. Semmel selber wird dann allerdings schon seit einiger Zeit im Ruhestand sein: 2017 ist für ihn Schluss, für 2022 ist die Fertigstellung des Neu-baus in Rudow geplant, die wiederum den Schluss-punkt hinter dann 33 Jahre in einem „temporären Ersatzbau“ setzen soll.
„Ich bin inzwischen der fünfte oder sechste Stadtrat, der sich mit dem Thema be-schäftigen darf. Aber noch nie war jemand so weit“, bilanzierte Rämer gestern bei der Eröffnung der Ausstellung, die alle 20 eingereichten Entwürfe und Modelle für die
Wettbewerbs-Ausschreibung des Senats zum Neubau der Clay-Schule zeigt. Dass der Beitrag mit der Nummer 1385 (r.), mit dem sich die Volker Staab Architekten GmbH zusammen mit der Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH beteiligt hatte, der Gewinner – auch eines Preis-gelds von 49.500 Euro – und somit der umzuset-zende ist, hatte das Preisgericht bereits am 8. Juli
entschieden. Ins-gesamt, begründete es, stelle die Arbeit einen sehr wertvollen Beitrag zu der Aufgabenstellung dar, der die Erwartungen in vielen Bereichen erfülle oder sogar übertreffe.
Der Weg zu Anerkennung und Erfolg war jedoch kein leichter. „Anfangs haben wir uns sehr schwer getan und so viel verworfen wie selten“, bechrieb Volker Staab (l.) den Prozess. Erst die intensive Ausein-andersetzung mit dem pädagogischen Konzept der Clay-Schule habe endlich einen Ansatzpunkt für die Planung der Gestaltung von Gebäude und Grundstück geliefert. Die Erwartung, dass nun alles 1:1 umgesetzt wird, machte der Architekt jedoch gleich wieder zunichte: „Wir haben noch nie ein Gebäude wie im Entwurf geplant gebaut, weil die Ausgestaltung letztlich immer ein Abwägungsprozess zwischen Wünschen und Kosten ist.“
Es gebe tatsächlich noch einige Punkte des „fast perfekten Entwurfs“, die diskutiert werden müs-sen, bemerkte Lothar Semmel (r.). Zu Kompro-missen scheint er nach Jahren des Schulbe-triebs in einem zunehmend maroderen Provi-sorium, des Hinhaltens, der Zu- und Absagen und Verzögerungen nicht mehr bereit. Stattdessen ist er nun optimistischer denn je, dass sich am neuen Standort „eine Schule entwickeln wird, die in der Stadt ihres-gleichen sucht, und Furore durch die Pädagogik und das Gebäude macht.“
Über 40 Millionen Euro werden dafür investiert, schätzte Neuköllns Bezirksbürgermeisterin. Mit Sicherheit konnte Dr. Franziska Giffey indes sa-gen, dass die Clay-Schule trotz allem zu den beliebtesten Sekundarschulen im Bezirk ge-hört – und das „leidensfähigste Lehrerkollegium“ hat. Keine andere Berliner Schule, betonte sie, war so lange in einem Provisorium untergebracht: Schon 1989, als das damalige Schulgebäude wegen Baumängeln und einer eklatanten Asbest-belastung geschlossen wurde, erfolgte der Um-zug, der die Geschichte des Neubaus einläutete. Der Gewinnerentwurf vereine nunmehr die Grund-sätze nachhaltigen Bauens und einer innovativen Schullandschaft, schwärmte Giffey, verbunden mit der Hoffnung, „dass wir den Zeitplan halten kön-nen“. Das wünscht sich auch Jan-Christopher Rämer. „Ich wäre wirklich dankbar, wenn nicht noch was gefunden wird“, thematisierte der Schulstadtrat die Verzögerung durch archäologische Grabungen auf dem künftigen Schulgelände. Eigentlich sollten diese bereits im Dezember letzten Jahres abgeschlossen sein; derzeit ist von „demnächst“ die Rede.
Die Ausstellung des Siegerentwurfs und der weiteren eingereichten Arbeiten kann bis zum 9. Oktober täglich von 13 bis 19 Uhr im 1. OG der Neukölln Arcaden (Karl-Marx-Straße 66) besichtigt werden.
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