Wettermäßig unterscheidet sich dieses Wochen-ende kaum vom letzten. Vielleicht wird sich rück-blickend sogar herausstellen, dass es schöner war. Was aber schon im Vorfeld auffällt: Lockten vor einer Woche noch Sommerfeste an diverse Orte in Neukölln, steht nun die Vorsilbe „Herbst“ vor den
Festivitäten. So auch bei der August-Heyn-Garten-arbeitsschule in Britz.
Gestern wurde deren Herbstfest eröffnet. Es sei ihr erster öffentlicher Auftritt, deshalb sei sie etwas nervös, gestand Yasmin Mosler-Kolbe, die die außerschulische bezirkliche Einrich-tung seit August leitet und wieder Kontinuität in den „grünen Lernort in Neukölln“ bringen will, der 1958 als Gartenarbeitsschule Neukölln auf einem ehemaligen Acker des Britzer Gutshofs ange-legt wurde. Maßstäbe setzte dabei Auguste Kuschnerow, die 17 Jahre lang die Institution leitete, deren im Februar
2013 eingesetzte Nachfolgerin brachte es gerade mal auf zwei.
Nicht minder nervös als Yasmin Mosler-Kolbe (l.) waren gestern die Kinder, die das Eröffnungs-programm bestritten: Der Chor der benachbarten Schillingschu-le sang mit zwei Liedern wacker gegen die Aufregung an, die Klasse 5 B der Grundschule am Ginkobaum tanzte sie
bei dem Stück „Big Wonderland“ einfach weg. Gänzlich unbeein-druckt vom Auftritt vor großem Publikum gaben sich hingegen die Mädchen und Jungen der Theater-AG der Hugo-Heimann-Schule. Die Präsenta-tion ihres Musicals „Magie der Schneekönigin“, das sich an das Andersen-Märchen „Die Schneekönigin“ anlehnt und von den Kindern und zwei Lehrerinnen selber komponiert, choreografiert und getextet worden ist, begeisterte
durch Spielfreude, nicht zuletzt aber auch durch die ambitionierte Inszenierung, originelle Szenenbilder und fantasievolle Kostüme.
Auch Schul- und Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer (r.), der das Herbstfest der August-Heyn-Gartenarbeitsschule offiziell eröffnete, zeigte sich schwer beeindruckt von der Aufführung. Er habe selber hier das Tomatenpflanzen gelernt und wisse noch heute, wie man einen Bewässe-rungsgraben um die Tomaten anlegt, berich-tete er: „Es gibt bei mir also einen nachhaltigen Erfolg dieser Schule.“ Überhaupt, unterstrich Rämer, könne der Bezirk stolz auf die lange bildungspolitische Tradition
sein, mit der die Schule betrieben wird, die seit 1995 den Namen des Schulreformers August Heyn trägt. Schließlich wüchsen nicht alle Neuköllner Kinder mit einem Garten
auf. Hier, wo es fast schon etwas ländlich sei, könnten sie Natur erleben und auch
die Schafe streicheln, die nun auch zu seinem Amt gehören würden.
Um die 30.000 Kinder, Ju-gendliche und Erwachsene nutzen die Möglichkeiten des grünen Lernorts auf dem 3,3 Hektar großen Areal an der Fritz-Reuter-Allee jährlich. Sie lernen Flora und Fauna und deren Lebensbedin-gungen kennen, untersu-chen Ökosysteme, erfahren
etwas über gesunde Ernäh-rung, können im Steinback-ofen
backen und arbeiten an Flach-, Hügel- und Trich-terbeeten sowie den auch für Rollstuhlfahrer geeigne-ten
Hochbeeten. Zum Tier-bestand gehören neben den neun Schafen auch zimtfarbene Tauben, Bie-nenvölker und ständig wechselnde Insekten, die in den verschiedenen Insektenhotels einchecken.
Im Schulhaus stehen drei Klassenräume mit allerlei naturwissenschaftlichem Equipment zur Verfügung. Auch eine Ameisenstraße, Aquarien, Terrarien und ein Bienenmuseum sind hier
untergebracht.
Was sonst den Besuchergruppen der August-Heyn-Gartenarbeitsschule vorbehalten ist, steht während des Herbstfests allen Gästen offen: Die Mitarbeiter bieten Führungen über das Gelände, zu den Schafen und Bienen an und informieren über Unterrichtsprojekte sowie ihre Tätigkeiten. Für Kinder werden Spiele und Apfelpflücken angeboten, und wer mehr als Eindrücke von der August-Heyn-Gartenarbeitsschule mitnehmen will, kann am Marktstand Honig, Marmeladen und Keramik- oder Filz-produkte mitnehmen oder bei der Tombola auf sein Glück versuchen.
Das Herbstfest der August-Heyn-Gartenarbeitsschule Neukölln (Fritz-Reu-ter-Allee 121) findet noch heute von 11 bis 16 Uhr statt; Eintritt: frei.
=ensa=
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