Es gibt Bilder, die ohne weitere Erklärungen komplette Geschichten erzählen. Gewissermaßen gilt das auch für
diese vom S-Bahnhof Hermann-straße. Ohne weitere Erklärung bliebe ihre Geschichte jedoch an der Oberfläche. Denn was man nicht sieht: Zwischen den Fotos liegen nicht nur fünf Tage, sondern auch der Abschluss ei-ner Reinigungsmaßnahme des Gleisbereichs an der Neuköllner Ringbahnstation.
Es war Dr. Fritz Felgentreu, der auf sie aufmerksam gemacht hatte. Mehr noch hatte der für Neukölln in den Bundestag gewählte SPD-Politiker am Tag vor der Been-digung der turnusmäßigen Aufräumaktion Medienvertreter zum Vor-Ort-Termin einge-laden, um von Marko Dörschel (r.), dem Instand-haltungs-Leiter der zuständigen DB Netz AG, über den Fortgang der Reinigungsarbeiten informiert zu werden. Das Interesse daran scheint – gelinde gesagt – überschaubar gewesen zu sein. Ebenso deutet das Resümee, das Fritz Felgentreu (r.) auf seiner Homepage veröffentlichte, nicht eben da-rauf
hin, dass es ihm um das Erfahren von Fakten gegangen ist. Ein Eindruck, der noch dadurch ver-stärkt wird, dass der Bundestagsabgeordnete auch nach der Veranstaltung keine Antworten auf nahe-liegende Nachfragen zur Vermüllungsproblematik am S-Bahnhof Hermannstraße hatte und an die Bahn als Ansprechpartner verweisen musste.
Schon die Erkundigung, welcher Bereich der Gleis-anlagen zwischen dem 9. und 14. Juli gereinigt wurde, ergab Erhellendes im Hinblick auf den Ver-gleich zwischen War- und Ist-Zustand. „Die Reinigung umfasste die Böschung und Fernbahngleise von Tempelhof bis Hermannstraße“, stellte eine Sprecherin des Regionalbereichs Ost der DB Netz AG klar. Ergo: Es waren nicht – wie durch Fel-gentreu suggeriert – die besonders von Vermüllung betroffenen S-Bahn-Gleise, die vom Unrat befreit wurden, sondern die daneben liegenden, die vom Bahnsteig weiter entfernt sind. Auch hinsichtlich der Frequenz des Reinigungs-intervalls widerspricht die Bahn-Mitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden möchte, dem Neuköllner Bundestagsabgeordneten. Das Umfeld solle künftig zweimal im Jahr gereinigt werden, desweiteren werde ein Reinigungsplan für das gesamte Berliner S-Bahnnetz entwickelt, reagierte sie auf die Frage, mit welchen Strategien die DB dem Müll-problem
perspektivisch begegnen will. „Aktuell“, so weiter, „wird eine solche Reinigung einmal im Jahr mit einer speziellen Instandhaltungsfahrt und fünf Mitar-beitern unseres Dienstleisters DB Fahrwegdienste in reiner Handarbeit durchgeführt.“
Einig sind sich Fritz Felgentreu und die Bahn-Sprecherin indes beim entscheidenden Punkt. Beide stellen eine „zunehmende Vermüllung der Gleisanlagen“ fest. Von einem Müllaufkommen, das „im Vergleich zu Vorjahren um rund ein Viertel zugenommen“ hat, spricht letztere, teilt aber gleichzeitig mit, das sich die Menge des beseitigten Mülls nicht durch Gewichtsangaben untermauern lasse: „Das wird von uns nicht erfasst oder gewogen. Der Müll wird in Mülltüten gepackt und vom LKW abgeholt.“ Die Müllberge seien auch „Symptom eines gesamtgesellschaftlichen Problems“, konstatiert Felgentreu und appelliert, dass sich „alle Bürgerinnen und Bür-ger ihrer Verantwortung für ein sauberes Umfeld wieder stärker bewusst werden sollten.“ Wann sich die Bahn der Verantwortung für saubere S-Bahn-Gleise an der Station Hermannstraße bewusst wird, war urlaubszeitbedingt nicht zu erfahren.
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