Die Geschichte des Turn- und Sportvereins Neukölln ist eine lange, vor allem aber eine bewegte. Sie beginnt 1865 und beweist, dass Verdrängung im Bezirk kein Phänomen des 21. Jahrhunderts ist.
Die Turnhalle (r.), die der Verein 20 Jahre nach seiner Gründung in der Ziethenstraße 79, der heutigen Werbellinstraße, baute, gibt es längst nicht mehr. Mit ihr fing an, was der TuS Neukölln-Vorsitzende Jörg Steinbrück heute rückblickend mit „Alles musste weichen!“ bilanziert. Zuletzt war es der 1958 auf dem Gelände des ehemaligen Sommerbads Grenzallee angelegte Vereinsmittelpunkt namens „Platz an der Sonne“ (r.), der für etwas Neues – das Autobahnkreuz Neukölln – das Feld räumen musste. Auch das 1974 erbaute Vereinsheim in der Boddinstraße hatte nicht allzu lange Bestand. Was es aber nach wie vor gibt, ist der TuS Neukölln, und der feiert morgen mit einem großen Fest sein 150-jähriges Jubi-
läum an einem historischen Ort, dessen Bedeutung für den Verein allerdings auch weitestgehend in der
Vergangenheit steckenge-blieben ist.
Nur noch die Basketball-Abteilung trainiert auf der 1914 eingeweihten Jahn-Sportanlage am Columbia- damm, die der TuS Neukölln 1951 als Rechtsnachfolger des TV Jahn Neukölln übernommen hatte. Sei- nen Dreh- und Angelpunkt, ergo: die Geschäftsstelle, hat der Verein inzwischen im DeGeWo-Stadion in der Gropiusstadt; nach einem Grundstück für eigene Sportanlagen wird gesucht. „Das Jubiläumsfest wird auf dem Jahn-Sportplatz durchgeführt, weil der Platz für die Veranstaltung von seinen Baulichkeiten am besten geeignet ist“, erläutert Pressewart Jürgen Herbrig. Ein BMX-Parcours, ein Kletterturm, Showvorführungen, Kistenklettern und Fitness-Tests für Groß und Klein sind nur einige der Attraktionen, die morgen geboten werden. Doch auch die Vereinshistorie, ein Zurück-
zu-den-Wurzeln, habe bei der Entscheidung für die Location eine Rolle gespielt. Ebenfalls nicht unmaßgeblich war, dass diverse Abteilungen des TuS Neukölln im Norden des Bezirks ihre Trainingshallen haben.
Zu Anfang auf Turnen spezialisiert, sind die Aktivitäten des knapp 1.200 Mitglieder zählen- den Vereins längst breit gefächert – und folglich auch die Sportstätten der insgesamt 16 Sportarten. Handball wird in der Halle der Hänsel-Schule trainiert, Volleyball in der Hans-Fallada- und Möricke-Schule, Faust- ball in der Clay-Oberschule und im Albert-Einstein-Gymnasium. Das Zentrum des Behindertensports des Vereins ist in der Schilling-Schule und das der Rhönrad-Turnerinnen und -Turner in der Kepler-Oberschule. Die Leichtath- leten bereiten sich in der Schule am Teltowkanal und der Hermann-Boddin-Schule auf ihre Wettkämpfe vor, die Sportkegler nutzen eine Bahn in Niederschöneweide und die Abteilung Turnen/ Gymnastik ist gar auf neun Hallen verstreut.
Über ein Drittel der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche, besagt die aktuelle Statistik des TuS Neukölln, der mit seiner breitensportlichen Nach- wuchsarbeit weit über den Bezirk hinaus Maßstäbe setzt und dafür zuletzt im Frühjahr 2014 mit dem Zukunftspreis des Berliner Sports ausgezeichnet wurde. Aber auch bei Wettkämpfen bleibt die Konkurrenz häufig hinter TuS Neuköllnern zurück. „Wir können uns rühmen, mit Katrin Burow eine Weltmeisterin im Triathlon in unseren Reihen zu haben“, verkündet Pressewart Herbrig stolz. Daneben könne die große Triathlon-Abteilung des Vereins aber auch mit deutschen und Berlin Meistertiteln aufwarten: So wurden die Rhönrad-Turnerinnen Frauke Kalz und Jennifer Frese im letzten Jahr Norddeutsche Pokalmeis-terinnen in der Schüler-Einzel- und Mannschafts-wertung; erstere gewann außerdem den Deutsch-land-Cup. Zu Berliner Meister-Titeln brachten es zudem in der letzten Saison die Ü35-Basketballerinnen und die A-Jugend-Handballerinnen des TuS Neukölln, be-
richtet Jürgen Herbrig aus der Erfolgsgeschichte des Traditionsvereins.
Mit 150 Jahren mischt der zwar bei der Seniorität der hauptstädtischen Sportclubs ganz vorne mit, doch der älteste Turn- und Sportverein in Berlin-Brandenburg ist er nicht: Dieser Titel geht an die 1848 gegründete Turngemeinde in Berlin (TiB) e. V., die nur ein paar hundert Meter entfernt vom Jahn-Sportplatz ihr Vereinsgelände hat – gerade noch so eben in Neukölln.
Morgen lädt der TuS Neukölln alle von 14 bis 18 Uhr zum großen Familien- fest auf dem Jahn-Sportplatz am Columbiadamm 192 ein.
=ensa=
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