„Wir sind zum Schluss dort gar nicht mehr essen gegangen. War für das Gebotene zu teuer“, sagt eine Dame in bestem Alter, die seit Jahren mittwochs in der Gruppe von Michael Rüsche im Bürgerzentrum Neukölln tanzt und anschließend
oft das Café Atrium im Haus genutzt hat. Fünf Wochen lang war das ohnehin nicht möglich gewesen, weil die gastronomische Einrichtung geschlossen hatte und allerlei Anstrengungen unternommen wurden, um sie für einen Neuanfang herzurichten. Am Montag letzter Woche war es dann soweit: Das Café Restaurant – jetzt nicht mehr Atrium, sondern Roter Elefant heißend –
wurde wiedereröffnet.
Schon 1997 gab es einen Roten Elefanten. So nannte sich das vom Anti-Drogen-Verein (ADV) betriebene Nachsorgecafé in Berlin-Charlottenburg. Davon blieb zumindest das Mas- kottchen erhalten, das nun namensgebend und zudem als Holzminiatur allen Eröffnungsgästen überreicht wurde. Betreiber der neuen Gastronomie im Bürgerzentrum Neukölln ist die zum ADV gehörende PAWIAN gGmbH. Damit ist nicht die polnische Schreibweise des so bezeichneten Primaten gemeint,
sondern es ist das Kürzel von „packen wir’s an“. Dieser freie Träger ist eine der Anlaufstellen für Menschen, die nach einer Sucht-problematik wieder im Erwerbsleben Fuß fassen wollen.
Aus nicht ersichtlichen Gründen ließ man auch hier wieder das leidige akademische Viertel verstreichen, ehe Gabriele Schlimper an der Seite von Oswald Menninger (r.) vom Paritätischen Verband, der das Bürgerzentrum Neukölln betreibt, sowie Norbert Herms (l.) die Begrüßung vornahm. Es folgte ein Grußwort von Hartmut Schulz, dem Vorstands-vorsitzenden des Anti-Drogen-Vereins, und für die
Politik wandte sich der Neuköllner Sozialstadtrat Bernd Szczepanski an die Gäste.
Der nächste Redner war Norbert Herms, der Projektleiter des Weißen Elefanten, der nun auch für den Roten Elefanten zuständig ist. In die Arbeit seines Teams fest angestellter Service- und Küchenkräfte um (v. l.) Franka Kretteck, Service-Chef Michael Wolff sowie die Köche Sebastian Ziesche
und Dirk Schweda sollen perspektivisch etwa 20 Leute mit Suchterfahrungen integriert werden, kündigte er an. Neben den recht umfangreichen Angeboten an Speisen und Getränken servieren sie ein täglich wechselndes zweigängiges Mittagsmenü – und ab Juni auch Bier vom Hahn.
Das Roter Elefant-Catering konnte am Tag nach der Eröffnung Katharina Smaldino, Neuköllns Beauftragte für Menschen mit Behinderung, gleich testen. Sie hatte im Rahmen der Woche der pflegenden Angehörigen Menschen hierher eingeladen, um ihnen damit Wertschätzung und Anerkennung für ihr Engagement in der Pflege zuteilwerden zu lassen. Ihr Urteil zu Küche und Service lautete: „Super toll!“
Wiederum einen Tag später, machte die eingangs zitierte Dame von der Tanzgruppe des Bürgerzentrums Neukölln die Erfahrung, dass das für den Salat propagierte Dressing schlichtweg in der Küche blieb. Ihre hartnäckig vorgetragene Reklamation wurde schließlich mit einer Portion roter Grütze honoriert.
Das Café Restaurant Roter Elefant im Bürgerzentrum Neukölln (Werbellinstr. 42) ist montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr geöffnet, die Küche schließt um 16 Uhr.
=kiezkieker=
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