Es hätte ihr sicher niemand übelgenommen, wenn sie nach 48 Dienstjahren den Geist aufgegeben hätte. Hat sie aber nicht, sondern stets getan, was von ihr erwartet wurde – erst für die Fleischerei Gleich und dann, nachdem Marcus Benser das Ge- schäft am Karl-Marx-Platz übernommen und es 2007 umbenannt hatte, für die Blut-
wurstmanufaktur. Trotzdem wird die gewiss dienstälteste Kühltheke Neuköllns nun durch eine jüngere ersetzt. „Es wurde einfach immer schwerer Ersatz für Verschleiß- teile zu bekommen“, begründet Benser die Entscheidung. Außerdem rechnet er durch die Inbetriebnahme des maßgefertigten, fabrikneuen Modells mit einer Stromkosten-Ersparnis von etwa 7.000 Euro jährlich. Darüber hinaus würden auch seine Ange- stellten die Vorteile zu spüren bekommen: „Die neue Kühltheke ist ergonomisch auf dem aktuellen Stand und dadurch viel bedienfreundlicher.“ Nachteile hat der Aus- tausch allerdings für die Blutwurstmanufaktur-Kunden, denn der Laden ist von heute bis einschließlich Mittwoch geschlossen und wird erst Donnerstagmorgen um 8 Uhr wieder geöffnet. So bringt die neue Kühltheke, die morgen in sieben Modulen angeliefert wird, gleichzeitig etwas mit sich, was seit der Gründung des Ladens vor 113 Jahren nie vorkam. „Dass in der Woche drei Tage am Stück zu ist, hat es bei mir nicht gegeben“, sagt Marcus Benser, „und auch Herr Gleich konnte sich nicht an so was erinnern.“
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