Nach neun Jahren endlich fertig: Kulturhaus der Sehitlik Moschee mit erster Ausstellung eröffnet

eröffnung ditib-kulturhaus sehitlik-moschee neuköllnDie Sehitlik Moschee am Neuköllner Colum- biadamm, eine der schönsten Moscheen in Deutschland, ist um einen Anziehungspunkt reicher: Feierlich wurde Freitagnachmittag das Kulturhaus der Sehitlik-Gemeinde eröff- net. Es ist im Stil der Safranbolu-Häuser am Schwarzen Meer gebaut und erinnert an die Osmanische Zeit. Um die Brückenfunktion des neuen Kulturhauses in heutiger Zeit zu veranschaulichen, dachten seine Erbauer sich etwas Besonderes aus: Die Begegnungsstätte hat zwei Haupteingänge, so dass sie wahlweise vom Gelände des alten türkischen Friedhofs oder vom benach- franziska giffey_hüseyin avni karshoglu_raed saleh_nevzat yasar asikoglu_eröffnung ditib-kulturhaus sehitlik-moschee neuköllnbarten evangelischen Kirchhof aus betreten werden kann.

Zur Einweihung waren Hüseyin Avni Karshoglu, der Botschafter der Türkei in Berlin (2. v. l.), Raed Saleh, SPD-Fraktions- vorsitzender im Abgeordnetenhaus (2. v. r.), die designierte Neuköllner Bezirksbürger- meisterin Dr. Franziska Giffey sowie Prof. Dr. Nevzat Yasar Asikoglu, Vorstandsvor- sitzender der Türkisch Islamischen Union (r.), gekommen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Fritz Felgentreu, die Neu- köllner Grüne-Abgeordnete Dr. Susanna Kahlefeld und Bezirkssozialstadtrat Bernd Szczepanski waren ebenfalls wie viele andere unter den Gästen, um die guten Beziehungen der Sehitlik Moschee zu ihrer Nachbarschaft und der Berliner Stadt- janitscharen-kapelle_eröffnung ditib-kulturhaus sehitlik-moschee neuköllngesellschaft zu dokumentieren. Osmanische Militärmusiker einer Janitscharen-Kapelle und preußische Lange Kerls der Grenadier- garde No. 6 von 1740 erinnerten in histori- schen Kostümen beim Festakt zusätzlich da- ran, dass Kontakte zwischen Brandenburg- Preußen und dem islamischen Orient eine lange Geschichte haben, die bis ins Spät- ender cetin_stephan theilig_eröffnung ditib-kulturhaus sehitlik-moschee neuköllnmittelalter zu- rückreicht.

„Der Islam ist seit Jahrhunderten in Deutschland, aber noch immer gibt es Diskriminierung“, stellte Ender Cetin, Vorstandsvorsitzender des Sehitlik Moschee-Vereins, fest und gab damit seinen Kommentar zur Debatte ab, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht. Cetin begrüßte Vertreter der katholischen Kirche sowie der jüdischen Gemeinde und dankte aus- drücklich der benachbarten evangelischen Geneza- reth-Gemeinde und dem Hindu-Tempel in der Hasenheide für die gute Zusammen- arbeit. Seinem Wunsch, dass das neue Kulturhaus ein Begegnungszentrum für Menschen aller Religionen und Weltanschauungen werden möge, verlieh er mit dem Koran-Zitat aus Sure 49 Vers 13 Nachdruck: „Oh ihr Menschen, wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen, und wir haben euch zu ausstellung_eröffnung ditib-kulturhaus sehitlik-moschee neuköllnVölkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennen lernt.“

Zusammen mit dem Kulturhaus wurde die Ausstellung „Türcken, Mohren und Tataren – Muslime in Brandenburg-Preußen (und Berlin)“ eröffnet. Dr. Stephan Theilig vom Brandenburg-Preußen Museum in Wustrau, in dem bereits 10.000 Menschen die Ausstel- lung sahen, gab in seinem Redebeitrag einen kurzen Überblick, wie sich das Türkenbild geschichtlich vom gefürchteten und verteufelten Feind zum exotischen Freund bis hin zum anerkannten preußischen Staatsbürger gewandelt habe.

„Der Islam muss in Deutschland zur Normalität gehören. Es darf nicht sein, dass man immer erklären muss, warum man Moslem ist“, forderte Raed Saleh, der ein guter Freund und Besucher der Sehitlik Moschee ist. Fritz Felgentreu wies auf das eröffnung ditib-kulturhaus sehitlik-moschee neukoellnaufgeklärte Staatsverständnis des osmani- schen Reiches hin und erinnerte daran, dass es ohne die Janitscharen weder den Schel- lenbaum noch die Kesselpauke in der preußischen Militärmusik gäbe. Franziska Giffey plädierte für mehr Wirklichkeitsnähe und Pragmatismus in der Islam-Debatte: „Wir müssen damit umgehen lernen, dass der Islam Realität bei uns ist. Das ist die Aufgabe.“ Vor allem sei ein guter Schulabschluss für eine aussichtsreiche Berufs- perspektive der Jugendlichen notwendig. Giffey verschwieg auch nicht die Debatte der Bezirksverordnetenversammlung vom vergangenen Mittwoch, in der über das Verbot eines Vereines wegen islamistischer Hetze gestritten wurde.

Die Ausstellung „Türcken, Mohren und Tataren – Muslime in Brandenburg-Preußen (und Berlin)“ kann noch bis zum 12. April im Kulturhaus der Sehitlik Moschee (Columbiadamm 128) besucht werden. Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 17 Uhr; montags, mittwochs und sonntags findet um 12, 13 und 14 Uhr eine halbstündige Führung statt. Der Eintritt ist frei.

=Christian Kölling=

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