Wer öfter zwischen Treptow und Neukölln auf der Wildenbruch- oder Bouchéstraße unter- wegs ist, kennt vielleicht die markante Häuserzeile der Heidelberger Straße 15-18: Die Wohnungstüren der Häuser sind zur Straße ausgerichtet, während die Balkone auf der gegenüberliegenden Seite liegen.
Die vier Wohnhäuser der Genossenschaft Wohnungsbau-Verein Neukölln (WBV) wur- den im Zuge des Berliner Wiederaufbauprogrammes in den 1960er Jahren errichtet. Bis Herbst 1989 standen sie an der Grenze zwischen Ost und West buchstäblich im Schatten der Mauer, an die heute ein Streifen aus Kopfsteinpflastersteinen mitten im Asphalt erinnert.
Helle Aufregung herrscht bei den Mieterinnen und Mietern der zur Zeit noch erschwinglichen Wohnungen in Nord-Neukölln, seit im vergange- nen September moderne Lofts anstelle der 50-jährigen Wohngebäude auf dem Titelblatt der WBV-Mitteilungen zu sehen waren: Gerüchte über den Abriss bzw. die Voll- sanierung der Häuser kursieren. In der Nachbarschaft wird auf Neuköllner ebenso wie auf Treptower Seite befürchtet, dass durch Neubau oder Modernisierung in der Heidelberger Straße 15-18 der Mietspiegel überall im Wohnviertel steigen wird. Einen BVV-Antrag der Neuköllner Linken, demzufolge die preiswerten Genossenschafts- wohnungen in der Heidelberger Straße 15-18 gesichert und zwecks Wohnungserhalt keine Abrissgenehmigung erteilt werden soll, lehnte die Zählgemeinschaft aus SPD und CDU in der letzten Woche bei der Sitzung des Ausschus- ses für Stadtentwicklung ab.
Ein Einwohnerantrag zum Milieuschutz in ganz Nord-Neukölln, der mit 3.500 Unterschrif- ten Mitte Januar übergeben wurde, wird im Bezirksamt augenblicklich ausgezählt. Für den benachbarten Kunger-Kiez, zu dem etwa die Hälfte der Heidelberger Straße gehört, wurde bereits vor einigen Monaten dem Bezirksamt Treptow-Köpenick ein Einwohnerantrag zum Erlass einer Milieuschutzsatzung übergeben. Die Bezirksverordnetenversammlung beschloss mit großer Mehrheit, die Bedingungen für den Milieu-schutz prüfen zu lassen.
Zum Stand des Verfahrens gab es gestern Abend in der Nachbarschaftsgalerie der KungerKiez-Initiative die Veranstaltung „Milieuschutz für den Kunger-Kiez“ mit Ulrike Zeidler, Leiterin des Stadtplanungsamtes Treptow-Köpenick, Christoph Speckmann, Leiter der Stadterneuerung im Bezirksamt Pankow und Thomas Küster vom Mietenbündnis Neukölln auf dem Podium.
Obwohl es in Pankow inzwischen 10 Milieuschutz- gebiete gibt, mit denen gute Erfahrungen gemacht wurden, warnte Speckmann vor reinem Aktionismus und überzogenen Erwar-tungen an das Instrument: „Es ist eine erste Maßnahme gegen überbordende Modernisierung, aber kein Mittel gegen steigende Mieten! Ohne Änderungen im Mietrecht sowie im Planungs- und Baugenehmigungsrecht, können viele Probleme des Wohnungsmarktes einfach nicht gelöst werden.“
=Christian Kölling=
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