„Das Ergebnis ist immer ein Mysterium“

anwohnerklopfen_kreativraum im körnerpark_neuköllnEinige treffen sich, um gemeinsam zu stricken, kochen, spielen oder singen, andere schieben zusammen Bowlingkugeln, lernen Sprachen oder Tango. Bei denen, die samstags in den Körner- park kommen und den Kreativraum neben der unbearbeiteter sandstein_anwohnerklopfen körnerpark_neuköllnGalerie ansteuern, geht es handfester zu.

Über ein Dutzend Sandstein-Blöcke in verschiedensten For- men und Größen stehen bereit, ebenso Kisten mit Hämmern, Feilen, Stecheisen, Arbeitshandschuhen und Schutzbrillen. „Sandstein ist für Anfänger am leichtesten zu bearbeiten, außerdem bräuchte man für härteres Gestein wie Granit oder Marmor ganz daniel bayardi-prantl_anwohnerklopfen körnerpark_neuköllnandere Werkzeuge“, weiß Daniel Bayardi Prantl (l.), der zum Pool der Bild- handwerkszeug_anwohnerklopfen körnerpark_neuköllnhauer gehört, die den Work- shop namens Anwohner- klopfen anleiten, der vom Fachbereich Kultur des Neuköllner Bezirksamts fi- nanziert wird. Eigentlich ist er für die Nachbarn aus dem Kiez gedacht, doch ob die Teilnehmer wirklich aus der Umgebung, aus ande- ren Vierteln Neuköllns oder entfernteren Berliner Bezirken kommen, überprüft niemand. „Jeder, der Interesse hat, kann mitmachen“, sagt der Uruguayer mit österreichischen und brandenburgischen Vorfahren. 12 Arbeitsplätze stehen denen zur Verfügung, die 5_skulptur in arbeit_anwohnerklopfen körnerpark_neuköllnsich am steinernen Gegenüber versuchen wollen, in der Regel sind alle belegt.

„Das Ergebnis ist immer ein Mysterium und der Prozess etwas Meditatives fast Therapeuti- sches“, schwärmt Daniel Bayardi Prantl. Schon die Auswahl des Materials für die ersten bild- hauerischen Schritte ist eine Herausforderung. Angucken, anfassen und lauschen, ob der Stein zu einem spricht. „Jede Skulptur ist schon im Stein“, ist der Künstler überzeugt. Ein junger Mann aus Lichtenberg, der zum ersten Mal beim Anwohnerklopfen ist, beweist, dass auch andere Überlegungen in die Entscheidung einfließen. „Ich nehm doch nicht den, sondern diesen hier, weil er kleiner und leichter zu transportieren ist“, teilt er dem

1_skulpturen in arbeit_anwohnerklopfen körnerpark_neukölln 3_skulptur in arbeit_anwohnerklopfen körnerpark_neukölln 4_skulptur in arbeit_anwohnerklopfen körnerpark_neukölln

Kursleiter mit. Diejenigen, die ihre Premiere bereits hinter sich haben, holen ihre an- gefangenen Werke aus einem Regal im Kreativraum und schleppen sie ins Freie, um anwohnerklopfen körnerpark_neuköllnsie weiter zu bearbeiten. Für die Neulinge beginnt der Workshop mit einer Einführung über das Material, die Werkzeuge und Ar- beitsschutzmaßnahmen. „Bei den Tipps für ermüdungsfreies Arbeiten gut zuhören“, rät eine Frau, die unweit des Körnerparks wohnt. Sie nicht zu be- daniel bayardi-prantl_anwohnerklopfen körnerpark_neukoellnherzigen, räche sich mit schnel- lem Schlappmachen und einem höllischen Muskelkater. Stundenlang zu hämmern, weiß sie aus eigener Erfahrung, sei man ja nicht gewöhnt. „Immer vom Körper weg!“, legt Daniel Bayardi Prantl den Neuen für den Einsatz von Schlageisen und Feilen nahe und reicht noch ein paar Tipps für die richtige Handhabung der anwohnerklopfen körnerpark_neukoellnWerkzeuge nach.

„Nö, so’n Scheiß! Jetzt ist der Zopf ab!“, durchbricht eine Frauenstimme das konzentrierte Arbeiten und Vogelgezwitscher. Der Ärger darüber und die Frage, ob sie den Meißel falsch angesetzt oder zu kräftig gehämmert hat, beschäftigt die Kreuzbergerin aber nur kurz. „Die Atmosphäre hier hat etwas unheimlich Ent- spannendes“, findet sie. Dann bekomme ihre Skulptur eben kurze Haare.

Das nächste Anwohnerklopfen im Körnerpark findet am ersten Oktober-Wochenende statt. Eine Anmeldung wird empfohlen, weitere Infos: hier.

=ensa=

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