„Der Mensch ist genetisch viel zu weit weg von der Biene“

honigbienen_cafe botanico neuköllnEr rechne damit, dass der Sperrbezirk in Neukölln und Tempelhof Ende August auf- gehoben werden kann, sagt Dr. Heiko Bornemann. Dann sollten alle Folgeunter-suchungen abgeschlossen sein, mit nega- tiven Befunden, „und ’negativ‘ ist ja bei Krankheiten immer etwas Positives“.

Bornemann ist Neuköllns Amtstierarzt und dafür verantwortlich, dass Ende April für den Großteil von Britz und Teile Buckows sowie Mariendorfs und Tempelhofs eine tierseu-chenrechtliche Verfügung verhängt werden musste: „Ursache dafür war, dass bei ins- gesamt vier Bienenvölkern von zwei Britzer Imkern die Amerikanische Faulbrut festgestellt wurde.“ Bei denen sei die meldepflichtige Infektion schon so weit fort- geschritten gewesen, dass die Tötung der Völker unumgänglich war. Für die 24 Im- ker bienen_neuköllner honig manufakturmit Bienenständen innerhalb des umgehend eingerichteten Sperrbezirks begann daraufhin das große Bangen und Hoffen.

„Der Schaden, der durch die Amerikanische Faulbrut angerichtet wird, kann leicht in den vierstelligen Bereich gehen“, kalkuliert der Imker Wolfgang Voigt, der seit fast einem Vierteljahrhundert donnerstags aus dem brandenburgischen Bestensee nach Neu- kölln kommt, um am U-Bahnhof Boddinstraße Honig zu verkaufen. Die Kosten für ein neues Bienenvolk und der Verdienstausfall durch das getötete Volk seien dabei fast zu vernachlässigen: „Die Neuanschaffung einer Beute ist der ent- scheidende Faktor.“ Alles infizierte Material müsse schlimmstenfalls gewerblich verbrannt werden, bestätigt Heiko Bornemann. Insbesondere für Hobby- oder imker wolfgang voigt_honigverkauf neuköllnNebenerwerbs-Imker, die das Gros der etwa 150 Bienenstandorte in Neukölln betreiben, sei das ein herber Schlag ins Kontor. Zumal die Tierseuchen- kasse Berlin, in die alle Nutztierhalter einzahlen, Imker aber nicht, nur auf Kulanzbasis eine Entschädigung leiste.

Der Befall mit Amerikanischer Faulbrut muss jedoch nicht automatisch ein Todesurteil für die Tiere be- deuten, das sei eine multifaktorielle Entscheidung des Amtstierarztes. „Da die Bienen nicht Träger der Infektion sind, können erfahrene Imker ein Kunst-schwarmverfahren anwenden, bei dem die Bienen umgesetzt werden und Brut und Honig zurücklassen“, erklärt der Veterinär. Überhaupt hätten Imker – „im Gegensatz zum Beispiel zu Hundehaltern“ – den großen Vorteil, dass sie meistens Mitglied in Imkervereinen sind und dort nicht nur Mentoren für den Einstieg ins neue Neben- erwerbs-Hobby finden, sondern auch wertvolle Tipps und Hilfe bei alltäglichen Fragen zur Bienenhaltung honigbienen_neuköllner imkervereinbekommen.

Welche Folgen aber hat der Ausbruch der Tierseuche für den Menschen als Honigkon- sument? „Keine!“, versichert Bornemann. Selbst wenn Faulbrut-Sporen im Honig sind, sei das völlig harmlos: „Der Mensch ist genetisch viel zu weit weg von der Biene.“ Nicht mal für Imker bestehe bei direktem Kontakt mit infizierten Brutwaben eine Gefahr.

Weitreichende Konsequenzen hat die Krank- heit dennoch für sie, die „bundesweit recht häufig“ und in Berlin etwas zweimal im Jahr ausbricht. Der Bienentourismus zur Blütezeit in die Quarantäne-Region sei in diesem Jahr nicht erlaubt gewesen. „Und wer seine Bienenstände innerhalb des Gebiets hat“, so der Amtstierarzt, „muss sie dort lassen bis der Sperrbezirk auf- gehoben wurde.“ Die Tests der Völker von 22 der 24 betroffenen Imker sind bereits mit negativen Ergebnissen bei den Erst- und Folgeuntersuchungen abgeschlossen: „Es fehlen nur noch zwei, bei denen die Zweituntersuchung gemacht werden muss.“ Mit einer Positiv-Diagnose rechnet Dr. Heiko Bornemann nicht. Die Verzögerung, meint er, sei wohl der Urlaubszeit geschuldet.

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