Einen Grund zum Feiern hatten letzten Freitag nicht nur die deutschen und brasilianischen WM-Fußballer samt ih- ren Fans. Auch auf dem Kranoldplatz in Neukölln wurde gefeiert: Erstmals hat- ten ein halbes Dutzend Mitglieder des Kranold-Weder-Netzes zum gemeinsa-
men Iftar unter freiem Himmel eingeladen.
Rund um eine lodernde Feuerschale sollten Menschen aus dem Neubritzer Kiez die Gelegenheit haben, zusammen die Zeremonie des Fastenbrechens zu be- gehen, die derzeit – d. h. während des Ramadan – allabendlich von Muslimen prakti- ziert wird. Wie sie das machen, konnte jedoch nicht nur miterlebt werden: Mit einem kleinen Quiz führte Güldane Yilmaz (r.) vom Kinderladen „Ali Ba- ba und seine Räuber“, einem der Organisatoren des Fests, in Grundsätzliches zum Islam und Spe- zielles zum Ramadan und Iftar ein. Welche sind die fünf Säulen des Islam? Was hat es mit dem Zakat, der Pflicht, Almosen abzugeben, auf sich? Wer fastet und wer muss sich nicht am religiösen Ver-
zicht auf Nahrungs- mittel und andere Genüsse zwischen Sonnenauf- und -untergang be- teiligen? Und wie ist es bei anderen Religionen, ha- ben die vergleichbare Feste und ähnliche Rituale? Das wussten Marius van Hoogstraten (M.) vom Men- nonitischen Friedenszentrum Berlin sowie ein Ver- treter des direkt am Kranoldplatz beheimateten Internationalen Pastoralen Zentrums
zu beantworten. „Beim Quiz auch darüber zu informieren, war uns wichtig“, sagt Bertil Wewer vom proNeubritz e. V., der ebenfalls zu den Initiatoren des öffentlichen Fasten-brechens gehörte.
Nur beim Zusammensitzen, dem Lauschen der Klänge der Ney-Flötenspieler, beim ge- meinsamen Beten und Essen wollten es die Veranstalter nicht belassen. Vielmehr ging es ihnen um Einblicke in Traditionen, um Verständigung und Verständnis. Sogar ein Imam (M.) konnte gewonnen werden, auf dem Platz im Neuköllner Ortsteil Neubritz das Gebet zu sprechen, mit dem bei Sonnenuntergang das tägliche Fasten
beendet wird: Sich akustisch mit der vom Smartphone abgelesenen Sure gegen die Deutschland-Rufe und das Tröten heimkehrender Fußball-Fans durchzusetzen, fiel ihm allerdings nicht leicht. Und auch die deutsche Übersetzung, von einer Frau aus dem Kreis der Organisatoren vorgetragen, litt unter der Kollision der Kulturen. Mit dem Verzehr von Datteln brachen die Gläubigen schließlich das Fasten; die weitere Feier fand am üppigen Büffet und unbehelligt von johlen- den Fußball-Fans in den Räumen des Internationalen Pastoralen Zentrums statt.
Heute Abend, wenn um 21.29 Uhr die Sonne untergeht, feiern Berlins Muslime wieder das Iftar, und bei vielen dürfte zum Essen der Fernseher laufen: Das Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Brasilien bei der Fußball-WM beginnt erst um 22 Uhr. So hätten es sich die Veranstalter des ersten Fastenbrechens auf dem Kranoldplatz auch am letzten Freitag gewünscht; meteorologisch dürften sie jedoch angesichts der Prognosen für den heutigen Abend besser bedient gewesen sein.
=ensa=
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Ich hoffe, die Nuslime kommen auch und feiern mit uns das Osterfest. Dann bin ich auf dem kranolsplatz gerne dabei.
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