Sommer-Sachen aus Neukölln – für alle Jahreszeiten

beginn der produktion_sommerkeramik berlin-neukoellnAm Anfang ist ein Klumpen, dunkelgrau, stumpf, kalt und ziemlich muffig riechend. Für Michael Sommer ist es der Stoff, aus dem die Träume sind.

Dabei dachte er zuerst, dass er eben die auf großen Bühnen verwirklichen will. „Nach dem Abitur hab ich Theaterwissenschaften an der Uni Leipzig studiert“, erzählt er. „Aber das war mir viel zu theoretisch und weltfremd.“ Also gab er den Plan, Dramaturg oder Regisseur zu werden, auf und werkstatt_michael sommer_sommerkeramik berlin-neukoellnbesann sich einer Tätigkeit, die er schon als Kind mit großer Leidenschaft hobby- mäßig betrieben hat- te: die Töpferei. Raus aus dem sauberen Uni-Alltag, rein in die Ausbildung zu einem Beruf, der – wie Ar- chäologen erforschten – seit etwa 18.000 Jahren aus- geübt wird. „Ich wollte unbedingt etwas Haptisches machen und hatte große Lust, das Material Ton neu zu entdecken“, erinnert sich Michael Sommer.

Fünf Minuten, länger dauert es nicht bis sich einer der akkurat abgewogenen Klum- pen auf der rotierenden Töpferscheibe  in das verwandelt  hat, was auch für Laien als

becher-produktion_sommerkeramik berlin-neukoelln

tonklumpen_gedrehte tasse_sommerkeramik berlin-neukoellntasse vor schrühbrand_glasierte tasse_sommerkeramik berlin-neukoellnGefäß erkennbar ist. Später wird Sommer noch einen Henkel mo- dellieren und ansetzen, denn aus dem Gefäß soll eine Tasse im XXL-Format werden. „Von denen brauch ich immer einen gewissen Vorrat, damit es nicht zu Engpässen kommt.“ Schließlich kann jederzeit eine Bestellung im Sommerkeramik-Onlineshop eingehen, und dann sind da ja auch noch die Kunsthandwerk-Märkte, die der Neu- köllner bundesweit bereist, um Feines aus Keramik und Edles in Porzellan zu prä- teller_sommerkeramik berlin-neukoellnsentieren und verkaufen: „Über die geht der meiste Umsatz, gleichzeitig ist es aber auch das komplizier- ohrstecker_sommerkeramik berlin-neukoellnteste Geschäft.“

Ob ihm die Becher, die es auch mit Buchstaben oder kleinen Deko-Ele- menten auf dem Henkel gibt, förmlich aus den becher_sommerkeramik berlin-neukoellnHänden gerissen wer- den, oder ob die Leute eher auf Ohrschmuck, Teller, Porzellanpuzzles, Vasen, Schalen, Käse- glocken oder Butterdosen aus sind, ist völlig unvor- hersehbar. Ob Michael Sommer dann auch noch alles porzellan-puzzle_sommerkeramik berlin-neukoellnin den gewünschten Farben parat hat, ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor. „Besonders frustrierend ist es aber“, findet er, „wenn zum Beispiel das Wetter so 48 std neukölln-aktion_sommerkeramik berlin-neukoellnschlecht ist, dass kaum jemand kommt.“

Das Gegenteil dessen erlebte der Töpfer bei seiner letzten Teilnahme am Neuköllner Kulturfestival NachtUndNebel: Horden von Menschen schoben sich durch die Hochparterre-Wohnung, die Sommer vor sieben Jahren bezog, um in ihr zu leben und arbeiten. Das war selbst ihm zu viel: „Deshalb mach ich da nicht mehr mit.“ Anders ist es beim Kunstwochenende 48 Stunden Neukölln. „Daran“, sagt Sommer, „hätte ich mich auch gerne in diesem Jahr wieder mit einer Aktion beteiligt, aber mir ist  nicht wirklich was zum Festival- thema ‚Courage‘ eingefallen.“ Also werde er sich das Event, für dessen vorletzte schogetten-magnete_sommerkeramik berlin-neukoellnAuflage er von Besuchern Kacheln anfertigen ließ, diesmal aus der Perspektive des Kulturkonsumenten ansehen – und dabei vielleicht auch die eine oder birken-vasen_sommerkeramik berlin-neukoellnandere Anregung mitnehmen.

Inspirationen für seine tonkünst-lerischen Utensilien findet Mi- chael Sommer überall. In Süß- warenregalen ebenso wie in der Natur, und dann entstehen Magnete, die wie Schokoladen- stücke aussehen, oder schlanke Vasen im Birken-Look. Solche kreativen Ausflüge brauche er unbedingt als Ausgleich zur alltäglichen Routine der Geschirrproduktion, gesteht der ge- bürtige Geraer: porzellan-lampe_sommerkeramik berlin-neukoelln„Obwohl für mich immer das Handwerk vor der Kunst steht.“

Dass er es von der Pike auf gelernt hat, merkt jeder schnell, der einmal selber getöpfert hat. Keine Frage zu den Materialien Ton und Porzellan, die Michael Sommer glasur-muster_sommerkeramik berlin-neukoellnnicht beantworten kann: Die Rezeptur der Glasuren, die prozentuale Schwindung beim Trocknen und dem anschlie- ßenden siebenstündigen Brennvorgang bei 1.220 bzw. 950 Grad. Für Hobby-Töpfer ist das Wissen, dass Tönernes 13 Prozent und Porzellangegenstände sogar 17 Prozent kleiner wieder aus dem Ofen kommen, eher nebensächlich. Für den Profi, der Serien mit dem Anspruch einer identischen Optik der werkzeuge_sommerkeramik berlin-neukoellnEinzelteile herstellt, ist es das nicht. Inzwischen sei die Berufung zum Brotjob geworden, und die Zeiten, als Sommer zusätzlich in einem Callcenter etwas hinzuverdienen musste, sind vorbei.

Seit einigen Jahren spüre er deutlich, dass sich die Wertschätzung für Kunsthandwerk verbessere. „Der Faktor Nachhaltigkeit hat ein- deutig an Bedeutung gewonnen“, so Sommer, „und durch die Do-It-Yourself-Welle töpferkurse_sommerkeramik berlin-neukoellnsind auch Töpferkurse wieder gefragter, weil die Leute Spaß daran haben, ihre Ideen in Ton umzuset- zen.“ Der quasi meditative Effekt spiele außerdem ei- ne Rolle: „Beim Töpfern lässt sich der Alltagsstress vergessen und man kommt zur Ruhe.“ Auch immer mehr Neuköllner, sagt er, würden diese Erfahrung ma- teekanne_michael sommer_sommerkeramik berlin-neukoellnchen wollen. Genau genommen: Neuköllne- rinnen, denn 90 Prozent derer, die an Aufbau- und Drehkursen in der Werkstatt in der Richardstraße teilnehmen, sind Frauen.

Etwas fürs Leben können sie außerdem von Michael Sommer lernen. „Mit Ungeschicklichkeit hat es nichts zu tun, wenn Teekannen kleckern“, erklärt er. Vielmehr sei das ein Zeichen für eine Fehlkonstruktion. Wenn der Neigungswinkel der Tülle nicht stimmt und die Kante nicht so gearbeitet ist, dass sie den Teefluss abschneiden kann, habe man keine Chance.

Sommerkeramik (Richardstraße 99) hat donnerstags von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Die Töpferkurse finden dienstags, mittwochs und donnerstags ab 18.30 Uhr statt.

=ensa=

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