Tulpen, überall Tulpen. Hunderttausende, in allen möglichen Farben und mit Namen wie Black Hero und Weißer Berliner oder Bulldog, Jan Reuss und Miranda. Wer die Frühlingsboten
nicht mag, sollte zurzeit andere Wege als die durch den Britzer Garten ein- schlagen, denn dort hat zum inzwischen neunten Mal die Tulpensonderschau Tulipan begonnen: so früh wie noch nie, wegen des milden Win- ters, und schon jetzt mit rekordverdächtigen Besucherzahlen. Etwa 95.000 Menschen seien es am Osterwochenende gewe- sen, die die Eingänge zum Gelände der Bundesgartenschau 1985 passierten, konnte Grün Berlin-Geschäftsführer Christoph Schmidt (l.) stolz verkünden, als er Freitag zu- sammen mit Heinz Buschkowsky (r., neben Parkmanagerin Gabriele Kleuvers) das
Treffen der Tulipan-Paten eröffnete.
Viele von ihnen spenden – wie auch das Ehe- paar Blum – schon seit Jah- ren einen drei- bis vierstelligen Betrag, um eine solche Paten- schaft zu übernehmen. Neuköllns letzter CDU- Bezirksbürgermeister, Prof. Bodo Manegold, der bis 2001 amtierte, gehört ebenso dazu wie Manegolds Nachfolger Buschkowsky, die SPD-Fraktion der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung, der Verein Freun- de Neuköllns,
etliche Privatpersonen aus ganz Berlin, die Kita Villa Anna und das Autohaus Wegener. Letz- teres investierte einen Preis, den ein japanischer Au- tohersteller für umweltbewusste Autofahrer ausgesetzt hatte, in drei Tulpenfelder und wurde für dieses En- gagement gesondert von Christoph Schmidt geehrt. Insgesamt 53 Tulipan-Paten sind es in diesem Jahr. „Und sie alle“, betonte der Grün Berlin-Chef, „tragen
maßgeblich zur At- traktivität des Britzer Gartens bei.“
Es war Heinz Buschkowsky, der die Idee hatte, die Bürger an dieser Sonderschau zu beteiligen. 2007 wurde sie erstmals umgesetzt; seitdem werden nicht nur alljährlich die Tulpen-Paten zum Tulipan- treffen eingeladen und mit einer Urkunde ausgezeichnet, sondern auch die Blumenfelder mit den Namen der Spender. Inzwischen müsse nicht mal mehr nach Holland rei- sen, wer die ganze Pracht und Vielfalt der Tulpen genießen will, und so würden auch die Niederländer erfahren, dass „gegen Neukölln kein Kraut gewach- sen“ ist.
Was indes die Tulipan-Besucher im Britzer Garten er- fahren, ist, dass das seit jeher praktizierte landwirt- schaftliche Prinzip der Vierfelderwirtschaft nicht nur beim Getreideanbau Sinn macht: Auf manchen der großen Beete wächst nun statt Tulpen neuer Roll- rasen an. Die Böden seien mittlerweile „ein wenig ausgelaugt“, beschrieb Christoph Schmidt das, was Buschkowsky kurz Retulpisierung nannte. Wegen dieser erforder-
lichen Maßnahme hätten „einige Tulipan-Paten umgetopft“ werden müssen. Während der Bezirksbürgermeister jeden mit Handschlag und Urkunde begrüßte, hat im Britzer
Garten bereits die Paten-Akquise für 2015 begonnen. Auch Christa und Wilhelm Blum wollen wieder, wie schon seit fünf Jahren, für ein Beet spenden. Trotz ihrer Kritik an der Vergabe: „Dass man nicht bestimmen kann, für welche Tulpenart man eine Pa- tenschaft übernimmt, ist schade.“ Sie selber wählen zu dürfen, wäre ihnen lieber.
Für die Kinder der Kita Villa Anna waren solche Aspekte unwichtig: Sie wurden Freitag nicht nur offiziell Tulipan-Paten, sondern für ihre Gesangseinlage auch noch vom Be-
zirk Neukölln mit Plüsch-Eisbären beschenkt, die die Prioritäten vorerst neu sortier- ten und das Interesse an den bunt blühenden Tulpen in den Hintergrund verbannte.
Die Kassen des Britzer Gartens sind täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Während der Tulipan-Sonderschau gilt ein erhöhter Eintrittspreis von 3 Euro (erm. 1,50 Euro).
=ensa/kiezkieker=
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