Viele hatten eine weite Anreise: In Hamburg, Prag und anderen deutschen oder europäischen Städten waren sie, bevor sie nach Berlin kamen. Für andere, die vorher die Britzer Baumblüte be- schickt hatten, war es nur ein Umzug von weni- gen Kilometern bis zum Volkspark Hasenheide. Dort begannen gestern – von Bezirksbürgermeis-
ter Heinz Busch- kowsky per Fass- bieranstich so offi- ziell wie spritzig eröffnet – die 49. Neuköllner Maien-
tage .
Noch vorgestern, als Organisator Thilo-Harry Wollen- schlaeger (l.), der das Volksfest zum vierten Mal für das Bezirksamt Neukölln organisiert, zur Pressekon- ferenz geladen hatte, glich die dreiteilige Wiese einer Großbaustelle. Das 45 Meter hohe Riesenrad war noch ohne Gondeln, das 7D Kino (r.) ungeputzt, die Strecke der Wilde Maus-Achterbahn zu lückenhaft, um befahrbar zu sein. Die Gewin-
ne der Losbuden steckten noch in Plastiksäcken, die größte reisende Wildwas- serbahn Atlantis Rafting (r.) lag noch als Bausatz auf dem Trockenen, und die Vor- bereitungen für die Inbetriebnahme des Break Dan- cers (M.) wurden nur kurz wegen des Fototermins unterbrochen. Im Chaos aus schweren Trucks, Krä- nen und unermüdlichen werkelnden Arbeitern wusel- ten Frank-Michael Wagner und seine Kollegen vom TÜV umher. „Die sind seit drei Tagen auf dem Gelän- de und nehmen jedes Karussell ab, weil Sicherheit schließlich an erster Stelle steht“, sagte Thilo-Harry Wollenschlaeger. Wagner ist als Leiter der Prüfstelle Fliegende Bauten für den TÜV Rheinland
tätig. „Eine halbe bis eine Stunde brauchen wir pro Fahrgeschäft“, überschlägt er.
Der Kettenflieger von Jan van der Beek, der bereits zum dritten Mal zu den Attraktionen der Neuköllner Maientage zählt, ist noch am Vortag ein liegender statt fliegender Bau gewesen. Auf zwei Tiefladern wurde er in die Hasenheide gebracht. „Einer transportiert den aus 12,5 Meter langen Segmen- ten bestehenden Turm, der zweite den Rest“, weiß Frank-Michael Wagner. Morgens um 8 hätten sie mit dem Aufbau angefangen, abends um 23 Uhr seien sie fertig ge- wesen, ergänzt van der Beek, der das 2010 erbaute Hightech-Fahrgeschäft namens Around the World selber konzipiert und entworfen hat.
Bis in eine Höhe von 60 Metern gleiten die 16 doppelsitzigen Gondeln, die an einem
Ausleger mit knapp 30 Metern Durchmesser hängen. Drei bis vier Minuten, sagt Jan van der Beek dauert die reguläre Fahrt. Das ist dem Schausteller überlassen, keinen Spielraum hat er indes hinsichtlich des Tempos. „Maximal acht Umdrehungen pro Minute sind erlaubt“, hält Frank-Michael Wagner fest.
Das Schausteller-Angebot, mit dem „Berlins größtes und schönstes Parkfest“ die Besucher anziehen will, könne sich, so Organisator Wollenschlaeger, bundesweit messen. Rund 70 Fahrgeschäfte und Buden tragen zum „qualitativ attraktiven Rum- melvergnügen“ für Jung und Alt bei. Ebenso das tägliche Bühnenprogramm mit viel Live-Musik und der „Neukölln sucht das Multi Kulti Super Talent“-Castingshow als High- light: „Das ist ein genauso wesentlicher Bestandteil der Veranstaltung wie die Groß- feuerwerke an jedem Samstag.“ Oder auch das leibliche Wohl, das mit einem Mix aus Bewährtem, neuen kulinarischen Trends
und internationalen Leckerbissen gesättigt werden kann.
Schon gestern, während Stadträtin Dr. Franziska Giffey (l.) auf der Bühne im VIP-Bereich des Biergartens die Gewin- nerin des Maientage-Plakatwettbewerbs, Safa El-Issa, ehrte und sich Buschkows- ky noch hämmernd am Bier- fass probierte, schoben sich massenweise Rummelfans über die Wiesen. „Andere halten sich Schafe, um ge- mähte Rasenflächen zu haben, Neukölln hält sich Schausteller“, thematisierte der Bezirksbürgermeister lakonisch das Problem, das viele mit dem Parkfest verbinden: „Wenn die alles mit ihren Schwertranspor- tern kaputt gemacht haben und wieder weg sind, kriegen wir jedes Jahr einen neuen Rasen.“ Darauf, dass die Kollateralschäden im nächsten Jahr noch größer ausfallen könnten, bereitete er schon jetzt vor: „2015, beim 50. Jubiläum der Maientage, brennt hier die Luft.“
Die 49. Neuköllner Maientage gehen bis zum 18. Mai und sind montags, dienstags und donnerstags von 15 bis 23 Uhr sowie an allen anderen Ta- gen und Feiertagen bereits ab 14 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei!
=ensa=
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