Ein Treffen zu einem Interview wurde einmal von ihr und einmal von mir wegen triftiger Gründe abgesagt. Doch dann kam kürzlich überraschend von ihr per Mail die Einladung zu ihrem 90. Geburtstag in einem Restaurant im Berliner Bezirk Steglitz. Die Rede ist von Ilse Schier-Weimann, die 1951 die Konkurs ge- gangene Adria Orient Bar an der Ecke Kottbusser Damm / Bürknerstraße übernom- men und aus ihr die Kottbusser Klause mit dem bekannten Veranstaltungslokal Atelier 13 gemacht hatte, die sie jahrzehntelang betrieb.
Auf circa 900 Quadratmetern gab es im Parterre des 1910 erbauten, markanten Gebäudes, das von den Architekten Bruno Taut und Franz Hoffmann geplant wurde, ein Restaurant und zwei kleinere Clubräume. Im Keller war, wie damals bei vielen Eckkneipen und Restaurants üblich, eine Kegelbahn. Im Atelier 13 traten Stars aus der Musikbranche wie René Kollo, Drafi Deutscher, Manuela oder Michael Holm auf. Auch der Schriftsteller Erich Kästner war ein gern gesehener Gast. Heute wird hier bei Restposten aus London „günstige Mode, die begeistert“ verkauft.
Frau Schier-Weimann als rüstig zu bezeichnen, wäre beleidigend. Sie ist mit 90 Jahren weiter neugierig und dem Leben zugewandt. Sie spielt mit Freundinnen lei- denschaftlich Skat, schreibt E-Mails – und lädt zum Beispiel spontan einen ihr frem- den Menschen zu ihrer Geburtstagsfeier ein. Wer mehr über ihr bewegtes Leben und ihre Zeit in Neukölln erfahren möchte, den bittet sie, „Gast in meinem Leben“ zu sein und ihre 2008 erschienene Autobiographie „Die Frau hinter der Theke“ zu lesen.
Meine nächste Führung durch den Reuterkiez, bei der es auch um die Kottbusser Klause geht, ist am 29. März. Wir starten um 15 Uhr in der Café- Galerie Klötze und Schinken (Bürknerstraße 12), die sich in dem Gebäude befindet, in dem Ilse Schier-Weimann die Frau hinter der Theke war.
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