Neuköllnisch-kreuzbergische Kooperation baut das Grundbildungszentrum Berlin auf

plenum alpha-bündnis neuköllnSchon vor fast eineinhalb Jahren gab Bildungssenatorin Sandra Scheeres bekannt, dass Berlin ein Grundbil-dungszentrum bekommen werde. Danach wurde es still um das für  rund 300.000 Berliner mit defizitärer Alpha- betisierung und Grundbildung  geplante Projekt. Im Okto- ber letzten Jahres erinnerte Scheeres wieder daran: Man strebe an, in Berlin ein Grundbildungszentrum (GBZ) einzurichten, warb sie beim 30-jährigen Jubiläum des Lesen und Schreiben e. V., der bereits 2012 das Alpha-Bündnis Neukölln ins Leben gerufen hatte, um den Problemen von An-Alphabetismus und Bildungsschwä- che auf Bezirksebene auf neuen Wegen zu begegnen.

Es war Sandra Scheeres‘ Mitarbeiterin Sabine Theuser, die Ende letzter Woche endlich mit spruchreifen Neuig- keiten über das stadtweite Engagement aufwarten konnte. „Im Mai dieses Jahres wird der Aufbau des Berliner Grundbildungszentrums beginnen“, verkündete sie beim Plenumstreffen des Neuköllner Alpha-Bündnisses. Dafür werde der Senat 350.000 Euro zur Verfügung stellen. Drei Bietergemeinschaften, so Sabine Theuser weiter, sabine theuser_plenum alpha-bündnis neuköllnhätten sich auf die Ausschreibung mit einer Projektlaufzeit von 20 Monaten beworben: „Letztlich fiel die Entscheidung auf die aus fachlicher Sicht hoch- wertigsten Träger“, und das sei die Kooperation von Lesen und Schreiben (LuS) e. V. und Arbeitskreis Orientierungs- und Bildungshilfe (AOB) e. V. gewesen. Beide Vereine überzeugten durch ihre langjährigen Erfahrungen mit den Themen Alphabetisierung und Grundbildung, die „sehr konkreten Vorstellungen, was das GBZ leisten könnte“ und das Konzept, Lernende in alle Bereiche mit einzubeziehen. „Nun erwarten wir den Antrag auf Zuwendungen, um als förmlichen Vollzug des Zuschlags den Zuwendungsbescheid erstellen zu können“, beschrieb die Mitarbeiterin der Senatsverwal- tung für Bildung, Jugend und Wissenschaft den Status quo.

Auch Neuköllns Bildungsstadträtin Dr. Franziska Giffey, die die Schirmherrschaft für das bezirkliche Alpha-Bündnis übernommen hat, zeigte sich sehr erfreut über die Bewerberauswahl des Senats. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings auch. „Lei- der“, berichtete Giffey, „ist noch nicht eindeutig, ob das Alpha-Bündnis Neukölln zu einem Modul des GBZ werden kann.“ Das Andocken giffey_hamilton_alpha-bündnis neuköllnan die Finanzierungsquelle sei jedoch von großer Wichtigkeit für den Fortbestand der Initiative. „Ohne eine ge- förderte Koordinierungsstelle würde sie zerfallen“, prognostizierte die Bezirksstadt- rätin (l.), die sich im Bezirksamt dafür stark gemacht hat, dass bis dato 5.000 Euro aus Stiftungsmitteln in das LuS-Projekt flossen und auch die mit 5 Wochenstunden kal- kulierte Honorarstelle von Alpha-Bündnis-Koordinatorin Theresa Hamilton (r.),  finan- zierten. „Das wird in der Tat nicht gehen“, bestätigte Sabine Theuser, „weil ein be- zirkliches Projekt nicht mit Landesmitteln finanziert werden darf.“

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass das Grundbildungszentrum der Haupt- stadt Erfahrungen berlinweit übertragen will, die vom Alpha-Bündnis Neukölln bereits gemacht wurden. „Ein dezentraler Ansatz ist der einzige, der bei Alphabetisierungs- angeboten funktioniert“, hob Franziska Giffey hervor. Deshalb solle es Aufgabe des GBZ werden, strukturelle Unterstützung für bezirkliche Bündnisse zu leisten. Dem wollte auch die Senatsmitarbeiterin nicht widersprechen, doch für eine derartige Umsetzung und die Ausstattung aller 13 Berliner Bezirke mit Räumlichkeiten und Koordinierungsstellen seien die Fördermittel unzureichend. Die Ziele des GBZ wur- 6_30 jahre lesen +schreiben ev neuköllnden daher anders formuliert: Es soll An- laufstelle für Akteure und Ansprechpartner aus Wirtschaft Sozialwesen, sowie Wohl- fahrtsverbänden werden und die Vernet- zung fördern. Schulungen für Kursleiter und Multiplikatoren sollen angeboten und mo- bile Beratungsangebote aufgebaut werden. Und nicht zuletzt wolle man durch Veran- staltungen und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen eine Sensibilisierung der Bevölkerung für die Themen Alphabeti- sierung und Grundbildung erreichen. „Der Fokus des GBZ liegt also erst einmal darauf, ein Zentrum aufzubauen, das in hohem Maße koordinative Aufgaben hat“, verdeutlichte Sabine Theuser.

Unklar ist noch der Standort. „Durch den wollen wir ein Signal für die Unabhängigkeit des Grundbildungszentrums setzen“, stellte Urda Thiessen vom Lesen und Schrei- ben e. V. fest. Die Räumlichkeiten der Trägervereine kämen deshalb nicht infrage: „Momentan sind wir auf der Suche.“

Gesucht werden muss auch hinsichtlich des Alpha-Bündnisses Neukölln: Als prak- tikabelste  Lösung, um dessen Weiterführung zu sichern, erscheint die Übernahme durch einen neuen Träger. Ist es eine NGO, die eine Kofinanzierung zu stemmen in der Lage wäre, könnten auch wieder Fördergelder in das Projekt fließen. „Es gibt“, so Franziska Giffey, „ein Signal aus der Senatsverwaltung, dass ESF-Restmittel bereit- gestellt werden könnten.“

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