Das Estrel grüßte gestern wie immer mit seinen im Wind flatternden Fahnen. Neu waren die gelben, mit dem Blau des Himmels um die Wette leuchtenden Elek- trokabel. Sie gehören zu einer provisori- schen Fußgängerampel, die das bereits bebaute Estrel-Gelände mit dem neu zu
gestaltenden ver- bindet, auf dem mit dem Estrel Tower Berlins höchstes nicht-technisches Gebäude wachsen soll. Dieses erstreckt sich auf insgesamt 3,2 Hektar zwischen Sonnenallee, A100, S-Bahntrasse und Neuköllner Schiffahrtskanal. Parkplatz- technisch geht es hier noch etwas verwirrend zu.
Als Gastgeber hatten der Hotelier Ekkehard Streletzki (l.) „als Chef vons Janze“ – wie Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky ihn später titulierte – sowie die
Geschäftsführer des Hotels, Ute Jacobs (M.) und Thomas Brückner (r.), Medien- vertreter eingeladen. Vorgestellt wurde der Siegerentwurf des Berliner Architekturbüros Barkow Leibinger für den Erweiterungs- komplex mit seinem
175 Meter hohen Hotelturm, der sich in einem Wettbewerb gegen fünf andere Bewer- ber durchsetzte: Der zwei- te Preis ging an schneider + schumacher, der dritte an das ebenfalls in Frankfurt/ Main ansässige Planerbüro Meixner Schlüter Wendt. Anerkennungen erhielten Kleihues + Kleihues und Sauerbruch Hutton (beide aus Berlin) sowie ingenhoven architects aus Düsseldorf.
Den Auftrag, diesen Wettbewerb zu managen, hatte das Büro Herwarth + Holz erhalten. Von Bri- gitte Holz war zu erfahren, dass der „Wettbewerb in mehrmonatiger Ar- beit als nicht offener städtebaulicher und hochbaulicher Realisierungswettbewerb im kooperativen Verfahren durchgeführt wurde.“ Dabei sei es Ekkehard Streletzki darum gegangen, nur deutsche Architekten anzufragen. Besonderen Wert habe der Hotelchef auch darauf gelegt, so Holz, dass „die Chemie zwischen ihm und den Be- werbern stimmt.“
Senatsbaudirektorin Regu- la Lüscher schwärmte, dass bei dem preisgekrönten Entwurf das beste- hende Bauensemble besonders gut mit dem zu realisierenden harmoniert hätte, sowohl der Hotel- wie der Büroturm und die Kongresshalle seien „ein wunderschönes Gegenüber zum jetzigen Hotelkom- plex“. Auch wäre die Verbindung von innerer und äußerer Stadt sehr gelungen. Die öffentlich zu nut-
zenden Räume zur Sonnenallee und zum Schiffahrtskanal hin, fand Lüscher, seien bei diesem Entwurf am allerschönsten herausgearbeitet worden.
An dieser Stelle ein paar Daten: Der Hotelturm ist mit 814 Zimmern auf 46 Etagen und einer Höhe von 175 Metern konzipiert. Der benachbarte Büroturm wird 55 Meter hoch sein und über 12 Stockwerke verfügen. Der Restaurant- und Spa- Bereich ist in sechs Geschossen mit insgesamt 31 Metern Höhe untergebracht. Das Parkhaus ist sechsgeschossig bei einer Höhe von 23 Metern. Die Ausstellungs- und Veranstaltungshallen haben eine Gebäude- höhe von zwar nur 8 Metern, dafür aber eine Fläche von 13.500 Quadratmetern.
Auf die Frage, was ihn bewogen habe, noch einmal ein solch gigantisches Projekt zu starten, antwortet Ekkehard Streletzki: „Wenn einem ein so großes Grundstück gehört, dann kommen einem schon Ideen und dann muss man etwas tun.“ Es hinge aber auch mit der Entwicklung des Estrels zusammen. Es geschehe häufiger im Jahr, dass Veranstaltungen deshalb nicht in sein Haus geholt werden könnten, weil die Anzahl der Betten und der nötigen Flächen nicht ausreiche. So stehe man durchaus mit Veranstaltungsorten in Paris und Barcelona in Konkurrenz, die derzeit bessere Möglichkeiten böten. Dass sich aus der Beseitigung von Engpässen allerdings nunmehr ein solch großes Vorhaben ergeben würde, hätte er anfangs selbst nicht gedacht, merkte Streletzki an. Was er nicht verbindlich beantworten konnte oder wollte, waren Fragen nach den Kosten, dem Bau- beginn und dem Zeitpunkt der Inbetrieb- nahme.
Und in der Tat, einer Realisierung steht zur Zeit nicht nur der derzeitige Bebauungsplan im Wege. „Das wird sich schon alles regeln“, versprach Heinz Buschkowsky, ebenfalls Mitglied der Wettbewerbs-Jury, vollmundig. Sein Redebeitrag war durchweg eine Laudatio auf den Investor und die Verdienste des Estrel Hotels, die nicht zuletzt „viel Positives für den Standort Neukölln“ gebracht hätten.
Zur Zeit ist das ganze Vorhaben also nur Absicht. Wenn es aber in dieser Form realisiert werden sollte … So aus 175 Metern Höhe: Das gibt eine prächtige Neuköllner Absicht.
Die Ergebnisse der Arbeiten der sechs Bewerber sind heute und morgen sowie vom 2. bis 6. März von 9 – 20 Uhr in einer Ausstellung im Konferenzraum „Paris“ des Estrel Hotels in der Sonnenallee 225 zu sehen.
=kiezkieker=
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