„Wir sind nicht mehr die lieben Omis und Opis, sondern auch sehr streitbar“

1_seniorenwohnanlage rollbergkiez_neuköllnWas von außen wie ein x-beliebiger Neuköllner Häuser- block aussieht, kann sich auf den zweiten Blick durchaus als etwas Besonderes herausstellen. So ist es zumindest im Abschnitt  zwischen Hans-Schiftan- und Morusstraße in  der  Rollbergstraße. Deshalb fand sich dort gestern Nachmittag reichlich Polit-Prominenz ein, um das Haus 2_seniorenwohnanlage rollbergkiez_neuköllngenauer unter die Lupe zu nehmen.

157 Mieter zählt die Wohn- anlage für Senioren aktu- ell, die zum Bestand des städtischen Wohnungs- bauunternehmens Stadt und Land gehört. Wer berech- tigte Hoffnungen haben will, in eine der 108 Wohnungen zu ziehen, muss mindestens 60 Jahre alt sein. Bei Sylvia-Fee Wadehn war es 2011 soweit, genau zum richtigen Zeitpunkt. „Eine wie Frau Wadehn hat hier gefehlt“, be- stätigt einer der langjährigen Mieter, der schon die besseren wie auch die schlech- teren Zeiten der Wohnanlage miterlebt hat. Sylvia-Fee Wadehns (r.) Zugpferd-Quali- musterwohnung_seniorenwohnanlage rollbergkiez_neuköllntäten werden dazu führen, dass es nun mit der Wohnanlage wieder aufwärts geht, ist er überzeugt.

„Was unterscheidet die Form des Woh- nens hier von anderen?“, erkundigt sich Berlins Stadtentwicklungssenator Michael Müller (2. v. r.), als die Besichtigung der Seniorenwohnanlage Rollbergkiez been- det ist. Bei Kaffee und Kuchen haben die Mieter jetzt die Möglichkeit, mit der SPD-Politikerriege aus Bezirksverordnetenversammlung, Abgeordnetenhaus und Bun- destag über die Dinge zu diskutieren, die ihnen auf dem Herzen liegen. Dass auch Sylvia-Fee Wadehn „mit etwas bangen Gefühlen“ ins Rollbergviertel gezogen gruppenbild spd-politiker_seniorenwohnanlage rollbergkiez_neuköllnist, hatte die Besuchergruppe schon vorher erfahren. „Aber ich habe hier wirklich noch nichts Negatives erlebt“, sagt sie. Der Kiez habe leider nach wie vor ein Image-Pro- blem, räumt Stadt und Land-Geschäftsfüh- rer Ingo Malter (4. v. l.) ein. Dass es auch reale Schwierigkeiten gibt, streitet er gar nicht erst ab. „Doch die“, meint er, „haben wir im Griff.“ Dennoch sei es so, dass die Nachfrage nach Wohnungen in der Seniorenanlage fast ausnahmslos aus dem Umfeld derer komme, die bereits hier schwarzes brett_seniorenwohnanlage rollbergkiez_neuköllnleben.

Ein Alten- oder Pflegeheim ist es nicht, und auch das, was gemeinhin unter „betreutes Wohnen“ verstanden wird, ist als Beschrei- bung unzutreffend. Wer hier wohnt, ist von Nachbarn seiner Generation umgeben und kann zu denen so viel oder wenig Kontakt wie in jedem anderen Mietshaus haben. „Der Vorteil ist, dass es in der Anlage eine Waschküche und einen Ge- meinschaftsraum gibt und die Wohnungen barrierefrei sind“, erklärt eine Mieterin. Bei letzterem müsse man allerdings Abstriche machen. „Die Bäder sind oft ein Problem“, weiß Ingo Malter, „weil viele noch mit Badewannen ausgestattet sind.“ Ein entspre- chender Umbau ließe sich aber durch die Bewilligung einer Pflegestufe regeln. In solchen Fällen würde die Wohnungsbaugesellschaft die abschließende Moderni-publikum_seniorenwohnanlage rollbergkiez_neuköllnsierung der Bäder übernehmen.

Verbesserungen des Miteinanders und ei- ne Steigerung der Attraktivität der Frei- zeitangebote sind indes durch das Enga- gement von Sylvia-Fee Wadehn längst keine Zukunftsmusik mehr. Früher, berich- tet ein Mieter, sei es bereits usus gewesen, dass man sich zu geselligen Runden traf oder gemeinsam Ausflüge unternahm, doch das sei in den letzten Jahren – bedingt durch den Wegfall von Fördermitteln und ABM-Stellen – zum Erliegen gekommen. Inzwischen gibt es wieder regelmäßige Spiele-, Gymnastik-, Rätsel-, Klön- und Früh- stücksrunden, die die Kontakte untereinander stärken, und auch ein  Seniorenbeirat hat sich konstituiert, der die Belange der Mieter verfolgt. „Wir sind nicht mehr die lieben podium spd-politiker_seniorenwohnanlage rollbergkiez_neuköllnOmis und Opis, sondern auch sehr streitbar“, versichert Wadehn, die selbstverständlich dem Beirat ange- hört.

Ein Ärgernis, um das sich die Politik doch bitte mal kümmern soll, haben die Senioren auch gleich als Beispiel parat. Es befindet sich direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite: das SchwuZ. Von grundsätzlichen Vorbehalten gegen den vor einem Vierteljahr eröffneten Club und sein Publikum könne nicht die Rede sein. Die Leute seien in der Regel so leise, dass die Nachtruhe der Senioren schwuz neuköllnnicht gestört wird: „Was aber nervt, sind die Taxifahrer, die auf Kundschaft warten.“ Und die vielen leeren Getränkeflaschen, die auf dem Bürgersteig und in den Hauseingängen abgestellt werden, seien auch sehr lästig. „Wenn es wenigstens Pfandflaschen wären …“, meint Sylvia-Fee Wadehn. Dann wäre die Finanzie- rung mancher Freizeitaktivität in der Seniorenwohn- anlage Rollbergkiez gesichert.

Er werde die Problematik an die verantwortlichen Stellen weiterleiten, verspricht Stadt- entwicklungssenator Müller. Anderer Kritikpunkte und Fragen bezüglich der Wohn- anlage wollen sich Ingo Malter und die Stadt und Land-Seniorenbeauftragte Sabine Wnuk annehmen. „Diese Wohnform ist eine, in der miteinander geredet wird“, stellt Michael Müller fest, bevor die Polit-Prominenz aufbricht und die Senioren wieder unter sich sind.

=ensa=

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