Er hat alles, was auch Neuköllns amtie- render Bürgermeister irgendwann be- kommen könnte. Eine Straße mit seinem Nachnamen, einen Platz, der nach ihm benannt wurde, und eine U-Bahn-Station sowie eine Schule erinnern ebenfalls an den, der heute vor 140 Jahren Erster Amts- und Gemeindevorsteher von Rix- dorf wurde: Hermann Boddin.
Ein Vierteljahr vor seinem 30. Geburtstag übernahm der gebürtige Brandenburger das Regiment über die kurz zuvor vereinigten Orte Deutsch-Rixdorf und Böhmisch-Rixdorf mit ihren insgesamt rund 15.000 Ein- wohnern. 25 Jahre später, als Rixdorf etwa 90.000 Bürger zählte und das Stadtrecht bekam, war Hermann Boddin immer noch im Amt. Vom Ersten Gemeindevorsteher stieg er am 2. April 1899 zum Ersten Bürgermeister auf. Noch bevor ihm 1904 an- lässlich seines 30-jährigen Dienstjubiläums der Titel des Oberbürgermeisters von Rixdorf bei Berlin verliehen wurde, kam er in den Genuss einer Würdigung, die Heinz Buschkowsky per Berliner Straßengesetz verwehrt bleiben wird: Das nämlich besagt, dass erst fünf Jahre nach dem Tod einer Person eine Straße nach dieser benannt werden darf. Hermann Boddin indes konnte noch gut vier Jahre lang über den Bod- dinplatz (o.l.) und durch die und die Boddinstraße (u. r.) flanieren: Bereits im Frühjahr
1903 hatte die Stadtverwaltung die vorherige Planstraße 209a und den Platz IVa nach dem Rixdorfer Oberbürgermeister benannt. Die Eröffnung der U8-Station Boddin- straße anno 1927 sowie die Einweihung der Hermann-Boddin-Schule im Herbst 1907 erlebte der Namensgeber nicht mehr. Und auch das von ihm engagiert verfolgte Anliegen, dem schlechten Ruf Rixdorfs durch eine Umbenennung der Stadt ein Ende zu machen, wurde erst unter Boddins Nachfolger Curt Kaiser Realität.
Am 23. Juli 1907 starb Hermann Boddin im Alter von 63 Jahren und erhielt auf dem Friedhof Britz ein Ehrengrab. Erst am 16. Mai 1990, seinem 146. Geburts- tag, wurde neben dem Haupteingang zum Rathaus Neukölln eine Berliner Ge- denktafel für ihn enthüllt. Doch nicht nur in der Stadt, deren erster Bürgermeister er war, hat Hermann Boddin viele Spuren hinterlassen: Auch in der brandenburgischen Stadt Mittenwalde trifft man durch den Gutsbezirk Boddinsfelde auf seinen Namen.
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