Das große Zittern

Heute um viertel vor 11, nach der dritten Unterrichtsstunde, ist es an der Fritz-Karsen-Schule endlich vorbei. Dann werden die Kinder und Jugendlichen, rathaus-vorplatz_neuköllndie Deutschlands älteste staatliche Gesamtschule besuchen, samt ihrer Halbjahreszeugnisse für eine Woche in die Winterferien geschickt: aus der Kälte in die Kälte.

Denn in der Schule im Neuköllner Ortsteil Britz ist es „sehr kalt“, wie Thomas Licher der Bezirksverordnetenversammlung vor- gestern im kuschelig warmen BVV-Saal per Mündlicher Anfrage mitteilte. „Ist dem Be- zirksamt bekannt, dass die Heizung in der Fritz-Karsen-Schule seit einiger Zeit Pro- bleme macht und was ist unternommen worden, damit dort der Weiterlesen

„Qualifiziert, integriert, aber immer verdächtig“: Auftakt des Black History Month mit Theodor Wonja Michael

saal_bhm2014_werkstatt der kulturen_neuköllnGenau genommen beginnt der Monat, in dem in Deutschland alljährlich seit 1990 die Geschichte schwarzer Menschen ge- würdigt wird, erst übermorgen. Aber so genau wollte es die Werkstatt der Kulturen nicht nehmen: Schon vorgestern lud sie zum Auftakt des Black History Month 2014 ein und stimmte mit der Lesung von Theo- dor Wonja Michael eine fulminante Ouver- türe zu dem Themenmonat an, der in die- sem Jahr seinen Schwerpunkt auf Musik, Religion und Widerstand in Afrika und der afrikanischen Diaspora zwischen 1884 und 1994 setzt.

Theodor Wonja Michael kennt einen Großteil des Zeitraums aus eigener Erfahrung, Afrika jedoch nur von Urlaubs- und Dienstreisen. Im Januar 1925 wurde Weiterlesen

Unter dem Dach der Kirche: Obdachlosen-Nachtcafés in Neuköllner Gemeinden

„Was machen eigentlich die Kirchen?“ Diese Frage stellen vor allem dann viele, wenn – wie jetzt – eine Jahreszeit namens Winter auf das gesamtgesellschaftliche Problem obdachlosen-nachtlager_philipp-melanchthon-kirche neuköllnnamens Obdachlosigkeit trifft. Drei Neuköllner Gemeinden geben darauf so unmissverständ- liche wie tatkräftige Antworten: Sie helfen!

Noch bis zum 22. März öffnet die Philipp-Me- lanchthon-Gemeinde in Neubritz immer sonna- bends ab 21.30 Uhr ihre Kirche und macht den Sakralraum zum Obdachlosennachtlager (Kra- noldstr. 16/Eingang Brautkapelle; Tel. 625 30 02 und während der Öffnungszeiten 628 421 79) für bis zu 60 Frauen und Männer. Die Hilfebe- dürftigen bekommen außer Isomatte und Decke ein Abendessen sowie ein Frühstück und kön- nen im Gemeindehaus duschen und ihre Klei- dung waschen. Abends steht ihnen ein Arzt zur Verfügung; zudem nehmen sich vier Betreuer der Logis-Gäste an – und räumen wieder auf, damit am Sonntagvormittag der Gottesdienst stattfinden kann.

Jeden Freitag lädt die katholische St. Richard-Gemeinde ab 19.30 Uhr (letzter Einlass um 21.30 Uhr) zum Nachtcafé ein (Braunschweiger Str. 18/Eingang Schudomastr.; Tel. 680 570 26). Bis zu 25 Frauen und Männer können hier ver- weilen oder übernachten.

Ebenfalls freitags richtet die evangelische Mar- tin-Luther-Gemeinde ab 20 Uhr (letzter Einlass um 23 Uhr) ihr Obdachlosennachtcafé aus (Ful- dastraße 50/3. OG; Tel. 609 774 90 und während der Öffnungszeiten 609 774 928). Es gibt Platz für 25 Frauen und Männer; das Mitbringen von Tieren ist nicht erlaubt, ebenso das Konsu- mieren von Drogen und Alkohol.

Die Berliner Kältehilfe hat einen Kältehilfe-Wegweiser erstellt, der über Hilfen für Obdachlose, Notunterkünfte, Tagesstätten und Nachtcafés in allen Bezirken informiert.

=ensa=

Licht am Horizont: Der Weg zum Volksentscheid ist frei

Alle Spekulationen, ob das Volksbegehren über den Erhalt des Tempelhofer Felds erfolgreich war oder nicht, haben jetzt ein Ende. „Für ein Zustandekommen mussten 7 Prozent der 2.487.385 Stimmberechtigten, also 174.117 Personen, eine gültige Unterschrift für das Volksbegehren abgeben“, hatte die Landeswahlleiterin Dr. Petra Michaelis-Merzbach vor genau zwei Wochen, am Tag nach der Eintragungsfrist, er- klärt. Heute, nach der Auszählung aller  Unterschriften, gab sie nun bekannt, dass die

tempelhofer feld

Bemühungen der Neuköllner Initiative 100 % Tempelhofer Feld von 185.328 Berlinern durch die Abgabe gültiger Stimmen unterstützt wurden und der Weg Weiterlesen

Ein neuer Ort, an dem Nachbarschaft entstehen, wachsen und gedeihen soll

Knapp 2 Kilometer liegen zwischen dem Oben und Unten des flächenmäßig zweit- größten Neuköllner Quartiersmanagement-Gebiets. Wer im Norden vom Schillerkiez, nachbarschaftstreff im schillerkiezam Columbiadamm, wohnt, hält sich deshalb gemeinhin eher selten im Süden, um die Siegfriedstraße her- um, auf. Dass drei Friedhöfe horizon- tale Schneisen in den Kiez schlagen und dessen unteres Drittel vom Nor- den abkoppeln, kommt erschwerend hinzu und beeinflusste auch die Pla- nung eines Bürgerzentrums maßgeb- lich. „Schon 2006 haben wir festge- stellt, dass ein solcher Ort als Anlaufpunkt gebraucht wird“, erinnert Weiterlesen

Wenn’s hilft

Wenn die Spielplätze verwaist  sind, Schnee das Arbeiten an Open Air-Schreibtischen

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behindert, die Sessel der Raucherecke unter blauem Himmel ungenutzt Weiterlesen

Leuchtendes Beispiel für Beständigkeit

Seit fast 60 Jahren werden im abgerundeten Eckhaus an der Kreuzung Donau-/ Anzengruberstraße Lebensmittel verkauft: Im März 1954 startete Günter Rose die Ära als Mieter der Gewerbefläche im Erdgeschoss mit seinem Lebensmittel-Laden, den er – inzwischen Eigentümer des Hauses – erst 1983 wieder aufgab. Wenig später bezog der Discounter Aldi die Räumlichkeiten im Rose-Haus und blieb dort ein Vierteljahrhundert lang, bis 2009. Ein kurzes Intermezzo künstlerischer Nutzung unter-

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brach die Gepflogenheit, die schließlich in der zweiten Jahreshälfte 2010 Weiterlesen

Mit „Schalom Rollberg!“ gegen Berührungsängste

skulptur sonne_rollbergviertel neuköllnFranz Hessel, Kind einer großbürgerlichen jüdi- schen Familie und aufgewachsen im alten Wes- ten Berlins, erkundete die Stadt in den 1920er Jahren zu Fuß. Zwischen Hermannstraße und Bergstraße, wie damals die Karl-Marx-Straße hieß, fand der Schriftsteller einen Ort, wo das Elend sichtbarer wird, das sogenannte Bullenvier- tel: „Eine traurige Gegend“, notierte er kurz.

In diesem Quartier, das heute Rollbergkiez heißt, ist seit  2003 der Verein  Morus 14  mit  Projekten für soziale Integration durch Bildung und Gewalt- prävention engagiert. Er stellte gestern beim Jah- jahresempfang morus14_neuköllnresempfang seine Arbeit und insbe- sondere das neue Projekt „Schalom Rollberg!“ vor.

„Vor gar nicht allzu langer Zeit sind die Beziehungen zwischen Deutschen, Franzosen und Juden längst nicht so gut gewesen“, sagte Morus 14-Geschäfts- führer Gilles Duhem (2. v. r.), der seit gut einem Vier- teljahrhundert in Deutschland lebt. Es sei ihm deshalb eine besondere Weiterlesen

Aufklärungsbedarf

In einem Bezirk, dessen Tierpark mit Schildern darauf hinweist, dass Tiere beißen können, sieht  offenbar auch der eine oder andere in einer Parterrewohnung  lebende

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Neuköllner Haustierbesitzer die Notwendigkeit, einen Bildungsauftrag zu erfüllen: „Ja das sind Katzen!“, informiert dieser und erklärt zugleich, dass man nicht vor ihnen stehenbleiben und Geräusche machen muss. Bildungslücke geschlossen.

Eigentlich ein Notstand: Bezirkliches Forum diskutiert über die Mieten- und Wohnungspolitik in Neukölln

pdsh_wahlkampf_20110831Ein Thema, das momentan viele bewegt, stand über der Einladung zum ersten bezirklichen Forum des DGB Kreisver- bands Neukölln: Über die Mieten- und Wohnungspolitik im Bezirk diskutierten gestern Abend Vertreter von der Berliner Mietergemeinschaft und vom Bündnis Bezahlbare Mieten Neukölln sowie Ber- liner Mieterverein, Jochen Biedermann als Vorsitzender im Ausschuss für Stadt- entwicklung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und Peter Keibel von der Branchengewerkschaft IG BAU bei einer – trotz Schnee und Eis – gut besuchten Veranstaltung im Haus der Familie/Kleiner Fratz in Neubritz.

Wohnungsbau hat in Berlin seit mehr als 10 Jahren nicht stattgefunden und die for- cierte Privatisierung von Wohnungen – auch solchen, die vormals im Weiterlesen

Glatt verrechnet?

Gestern, am ersten Blitzeis-Tag dieses Winters, in einem Neuköllner Supermarkt: Die Eimer mit Streusalz sind mehrreihig im Eingangsbereich aufgetürmt; wer Speisesalz braucht, hat schlechte Karten. Das Regal, in dem normalerweise die quaderförmigen

blitzeis_neukölln

Pfundpackungen stehen, ist leer. „Anscheinend rechnen viele damit, dass der Zauber morgen wieder vorbei ist und ein Eimer Streusalz zuviel des Guten wäre“, vermutet die Kassiererin. Mit dem Rest könne man ja nicht mehr anfangen, als ihn bis zum nächsten Winter aufzubewahren. Da habe Speisesalz schon den Vorteil, dass man es entweder vor die Haustür oder in die Suppe kippen könne.

Für Yvonne: Kühe in einem ehemaligen Pferdestall

2_kühe in europa_museum neuköllnSie heißen Pohjoissuomenkarja, Rod Dansk Malkerace, Katerini, Česka cer- vinka, Rotes Höhenvieh, Bulgarian Ro- dopi, Highland, Dølafe und Polnische Schwarzbunte und leben in Finnland, Dänemark, Griechenland, der Tschechi- schen Republik, Deutschland, Bulga- rien, Schottland, Norwegen und Polen. Sie muhen statt zu grunzen oder wie- hern, geben Milch, sind wiederkäuen- de Paarhufer, gehören demzufolge allesamt zur Gattung Rind und haben es einzig deshalb zu Protagonisten der neuen Sonderausstellung „All Ladies. Kühe in Europa“ gebracht, die Freitag im Museum Neukölln eröffnet Weiterlesen

Hier die Erwartungen, da die Wirklichkeit

Es gehört zu den markantesten Gebäuden der Karl-Marx-Straße und den bedeutend- sten Baudenkmälern Neuköllns: die Alte Post. 1906 wurde sie als Kaiserliches Post- amt 1. Klasse eingeweiht, Anfang der 1980er Jahre aufwändig restauriert und erwei- tert und 2003 – mit dem Umzug des Hauptpostamts 44 in die Neukölln Arcaden – ge- schlossen. Seitdem ist der prächtige Bau zur Nutzlosigkeit verdammt,  selbst die Zeit,

alte post neukölln

als er temporär kulturell bespielt wurde, liegt inzwischen wieder Jahre zurück. Ideen, wie die an Investoren veräußerte Alte Post künftig genutzt werden könnte, Weiterlesen

Würdigung in Abwesenheit

Sein Tourplan ist äußerst wankelmütig. Ob er in dieser Saison überhaupt noch für ein Gastspiel nach Neukölln kommt, ist fraglich. Fest steht indes, wie der Reutlinger Cornelius  Grätz beschloss: Heute  ist sein Tag, der  Welttag des Schneemanns. Da

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aber die Mitbringsel des Winters bisher nicht mal für eine Bonsai-Version des sym- pathischen Weißen mit der charakteristischen Physiognomie gereicht haben, erinnert manche Kita mit gemalten Fensterbildern an die existenziell bedrohte Symbolfigur. Cornelius Grätz bleiben solche Do-it-yourself-Aktionen erspart: Seine vor über 30 Jah- ren begonnene Schneemann-Sammlung ist die weltweit größte. Ob Berlins Kinder in der nächsten Woche Material bekommen, das wenigstens für kleine Schneemänner reicht, wird sich zeigen.

Platz für Neues

bauarbeiten_jan-hus-weg neuköllnDie Bauzäune sind wieder aus dem Jan- Hus-Weg verschwunden. Bagger, kleine- re Gerätschaften und Hände haben am Rande von Neuköllns Böhmischem Dorf ganze Arbeit geleistet: Aus der verwilder- ten Ecke wurde durch das Ausgraben von Büschen und Sträuchern, das Fällen von Bäumen, den Abbau der Hochbeete und das Abtragen von Asphalt eine triste, plattgemachte. Und so wird sie zunächst auch bleiben: „Die wesentlichen Baumaßnahmen beginnen dann im Frühling 2014, wenn der Frost vorbei ist“, informiert  das für die Umgestaltung der Weiterlesen

Mode mit Herzblut im Heimathafen Neukölln

heimathafen neuköllnHerzblut-Messe, das klingt nicht gerade nach Mode und Accessoires. Doch es ist genau das, was Fachbesucher seit gestern bei der Herzblut-Messe im Heimathafen Neuherzblut-messe berlin_heimathafen neuköllnkölln zu sehen bekom- men.

Knapp zwei Dut- zend Labels ha- ben ihre Stände im Theatersaal an der Karl-Marx-Straße bestückt. „Weiberstyle hat kurzfristig absagen müssen, an dem Stand ist nun Redcat 7. Außerdem haben wir noch zwei Last-Minute-Stände an Taschendesigner vergeben können“, informiert Joachim Scheffler, der zusammen mit Manuela Moik die Fachmesse für Marken mit Herzblut veranstaltet. Bei der letzten Berlin Fashion Week hatte sie ihre Premiere – in einer Kirche Weiterlesen

Achtung!

Neben den Bezirken Tiergarten, Kreuzberg, Mitte, Wedding und Spandau gehört natür- lich auch Neukölln wieder dazu: Das sind Berlins geheime „Gefahrengebiete“ titelte die Morgenpost vorgestern und  lüftete das Geheimnis sogleich, indem sie zahlreiche

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der einschlägig bekannten „gefährlichen Orte“ aufzählte. In Neukölln sind das die  U7- Station Rudow, der Volkspark Hasenheide und der Hermannplatz. Wobei die Gefahr, beim unkonventionellen Fahrradparken von einem Hexenschuss getroffen zu werden, noch nicht mal als Kriterium berücksichtigt wird.

Entscheidungshilfen für Entscheidungsträger: Neuköllner Schulen laden Eltern zum Tag der offenen Tür ein

1_albert-schweitzer-schule neuköllnGymnasium oder Integrierte Sekundarschule? Mit dieser Frage werden sich die Eltern von Sechstklässlern in den kommenden Wochen verstärkt zu beschäftigen haben. Denn zwi- schen dem 12. und 25. Februar müssen sie ihre Kinder bei den weiterführenden Schulen anmelden. Und das wiederum bedeutet, dass zuvor nicht nur eine Entscheidung für den passenden Schultyp zu treffen ist, sondern auch ganz konkret die Schule ausgesucht werden muss, die der Sohn oder die Tochter nach den Sommerferien, Weiterlesen

Mehr Lichtermeer

Früher war eindeutig mehr Licht auf dem Tempelhofer Feld, das damals noch Flugha-

südliche landebahn_flughafen berlin-tempelhof_neukölln

fen Berlin-Tempelhof – oder kurz: THF – hieß. Heute ist es, nachdem sich die Sonne zur  Nachtschicht verzogen hat, finster  auf der polarisierenden Weiterlesen

Britz ist nicht Linz

Deshalb wird die Sonderausstellung „Der Mann – nackt“, die seit September im Schloss Britz zu sehen ist, enden, ohne den Wirbel verursacht zu haben, den sie in Oberösterreichs Landeshauptstadt Linz auslöste. Am 19. Januar ist der letzte Tag ih-

schloss britz_neukölln

res Gastspiels in Neukölln, und die nackten Männer werden wieder abgehängt. Was bleibt ist die Dauerausstellung, die Einblicke in die Wohnkultur der Gründerzeit gibt.