Wie Teile eines Puzzles: Ältere bringen Jüngeren die Geschichte des Neuköllner Reuterkiezes näher

senioren-erzählwerkstatt reuterkiez_neukölln„Donnerwetter, die ist ja sehr schön geworden! Und was für eine wunderbare Qualität.“ Auch im Neuköllner Reuterkiez war erst vorgestern Heiligabend, doch für die Teilnehmer des inter- kulturellen Senioren-Kiezprojekts gab es schon in der letzten Woche mit dem Erscheinen der broschüren-präsentation_galerie r31 neuköllnBroschüre ihrer Erzählwerkstatt eine vorgezoge- ne Bescherung: In der Galerie R31 konnten die 55- bis 84-Jährigen erstmals in dem Buch „Stimmen aus dem Reuterkiez – Seniorinnen und Senioren berichten von früher und heute“ mit ihren eigenen lebensgeschichtlichen Erinnerun- gen blättern.

Seit über einem Jahr trifft sich die offene Gruppe zweimal im Monat zu Gesprächs- runden und um Ausflüge innerhalb und außerhalb des Kiezes zu unternehmen. „Der harte Kern besteht aus 12 Leuten, die seit Jahren oder Jahrzehnten im Quartier leben“, berichtet die Politologin Ursula Bach (r.), die das Projekt leitet. Ins ursula bach_senioren-erzählwerkstatt reuterkiez_neuköllnLeben rief sie es, um für Senioren Möglichkeiten an einer Teilhabe am kulturellen Ge- schehen im rapide verjüngten Reu- terkiez und zu Kontakten untereinan- der zu schaffen. Erst vor einigen Mo- naten entwickelte sich indes aus dem Projekt die Erzählwerkstatt und mit ihr die Ambition, Jüngere durch Ältere die Geschichte des Kiezes erleben zu lassen. Angeregt von gemeinsa- men Spaziergänge im Viertel und sechs thematischen Gesprächskreisen, die verschiedene zeitliche Epochen behan- delten, hätten sich, so Ursula Bach, spannende Einblicke in die interessanten Bio- graphien der Teilnehmer sowie die Historie des Reuterkiezes ergeben. Weitere Im- pulse zum Erinnern gaben das Stöbern in privaten Fotoalben und das Recherchieren im Bildarchiv des Museums Neukölln. „Ich bin selber von der Vielfalt der Geschich- broschüre stimmen aus dem reuterkiez_neuköllnten beeindruckt“, gesteht Ursula Bach. „Jede einzelne ist wie der Teil eines Puzzles.“

In drei Kapitel sind die Erinnerungen in der Broschüre gegliedert: Orte im Wandel, Engagement vor Ort und Ankommen im Reuterkiez. Letzteres erzählt vom 2. Weltkrieg, von Hausbesetzungen, vom Mauerbau und -fall sowie einer Frau aus der Ukraine, die zwischen Landwehrkanal und Sonnenallee eine neue Heimat fand. Ersteres skizziert anhand prominenter Beispiele die galerie r31_neuköllnVeränderungen und Verdrängungen im Quar- tier, erinnert an die ehe- malige Kartonagenfabrik Aschikowski und die Vorgänger mancher Szene-Kneipen. Zugleich lernt man einige der Menschen kennen, die in den Kiez kamen, bevor dieser trendy wurde und das Wortkonstrukt Kreuzkölln überge- stülpt bekam.

„Was in der Broschüre fehlt, sind Erinnerungen an die multikulturelle Durchmischung des Viertels“, räumt Ursula Bach selbstkritisch ein. Doch es wird nur eine Frage der Zeit sind, bis auch dieser Aspekt zu Papier gebracht ist. „Unser vom Quartiers- management gefördertes Projekt wurde bis 2015 verlängert“, verkündet sie. Wenig später ist das Broschüren-Büffet eröffnet.

„Stimmen aus dem Reuterkiez – Seniorinnen und Senioren berichten von früher und heute“ ist kostenlos beim Quartiersmanagement Reuterplatz in der Hobrechtstraße 59 erhältlich.

Am 14. Januar lädt das Senioren-Kiezprojekt um 11 Uhr zur Besprechung der Planung für das kommende Jahr in die Galerie R31 ein.

=ensa=

6 Antworten

  1. Zm letzten Absatz:
    Es ist schon erstaunlich, daß man etwas veröffentlicht, dem das Entscheidende fehlt.
    Soviel zur Qualität…………

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    • So, was fehlt denn im letzten Absatz Entscheidendes? Dass nicht der 14. Januar 2016 oder 2137 gemeint ist, sondern natürlich 2014?

      Wir sind ja für konstruktive Kritik immer offen.

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      • Die Kritik bezog sich nicht auf Euern Artikel, sondern auf diese Broschüre:

        “Was in der Broschüre fehlt, sind Erinnerungen an die multikulturelle Durchmischung des Viertels”,

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  2. Schön, dass es solche Projekte auch weiterhin gibt !

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